Karate - geeignet für "schwieriges" Kind ???

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Immer wieder lese und höre ich, daß Karate für "schwierige" Kinder super geeignet sei um: zu lernen, sich an Regeln zu halten; um zu lernen ihre Kräfte zu kontrollieren; Fairness zu erlernen; usw.


    Aber ich kann mir das nicht so richtig vorstellen.


    Ein Kind, das sich leicht provozieren läßt, das sich durch Kleinigkeiten sehr leicht in Rage bringen läßt, das sich dann nicht mehr unter Kontrolle hat und dann sehr schnell handgreiflich wird, besteht nicht die Gefahr, daß ein solches Kind die erlernten Techniken verwendet, um in seiner Wut anderen weh zu tun?


    Was meint Ihr dazu, was habt Ihr für Erfahrungen gemacht?

    liebe Grüße
    adriela


    Gott trägt dein Bild in seiner Brieftasche. (Tony Campolo)

  • Nein, die Gefahr besteht deshalb nicht, weil man dabei ganz viel Selbstkontrolle lernt. Auch Beherrschung und ein gutes Körpergefühl.
    Bei allem, was wir mit dem Körper machen, tun wir auch was mit und für die Seele.

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • ein befreundeter karate lehrer erwaehnt immer mal wieder, dass er manchen kindern empfiehlt nicht weiter zu machen, einfach weil da zu viel aggression drin steckt und gerade bei kindern kann das auch nach hinten los gehen.


    es kann bestimmt manchem kind gut tun, aber es muss nicht so sein.


    klar, ist bei kampfsport viel selbstdisziplin gefragt und regeln beachten, aber das gilt auch fuers turnen oder tanzen.

    Birth is not only about making babies. Birth is about making mothers - strong, competent, capable mothers who trust themselves and know their inner strength.

  • ich hab ja auch so ein schwieriges Kind, wir haben genau deshalb für Aikido entschieden, weil es dabei mehr um Verteidigung geht und man keinen Angriff lernt. Das Probetraining lief schon mal recht gut, der Trainer ist HP und meint, er wird damit klar kommen, auch wenn die Medikamente bis zum Training raus sind und evtl. sogar ein Rebound auftritt. Wir haben jetzt einen kostenlosen Probemonat vereinbart und hoffen das klappt.

  • Mir wär ja Judo z.B. (oder auch Aikido) auch lieber, aber leider ist bei uns die Auswahl nicht gerade rießig.

    liebe Grüße
    adriela


    Gott trägt dein Bild in seiner Brieftasche. (Tony Campolo)

  • Mein Sohn macht seit etwa einem halben Jahr Karate. EIGENTLICH ist es toll, er macht sehr konzentriert mit, liebt die Reaktionsspiele und auch die ruhigen Teile. ABER wir müssen dauernd hinterher sein, dass er außerhalb des Trainings keine Faustschläge verteilt. Normalerweise kriegt irgendjemand nach dem Training eine übergebraten. Er ist nicht generell "schwierig", aber so unstrukturierte Übergangssituationen (umkleide) sind klassische Problemzeiten für ihn. Tochterkind macht Aikido und ist im Zweifelsfall schnell mit einem eleganten Kick dabei, wenn sie sich zoffen. In dem ersten Wochen habe ich echt an der Sportwahl gezweifelt. Im Moment läuft's super :)

  • Ein Kind, das sich leicht provozieren läßt, das sich durch Kleinigkeiten sehr leicht in Rage bringen läßt, das sich dann nicht mehr unter Kontrolle hat und dann sehr schnell handgreiflich wird,

    du sprichst von meinem sohn... 8I



    ich fände auch einen "körperbewussten" sport sehr gut für ihn, einen, wo er sich gut spüren kann und lernt, mit seinen kräften und emotionen umzugehen.
    er hat auch probleme mit der körper(tiefen)wahrnehmung.


    aber ist nicht bei karate die geistige schulung etwas sehr im hintergrund? wären nicht vielleicht die bereits erwähnten kampfkünste judo oder aikido geeigneter? oder kung fu?


    ich finde ja yoga toll, sohn aber nicht. (ist wohl zu unspektakulär.)


    mein sohn geht wöchentlich zur mototherapie und ist dann nicht vom trampolin wegzukriegen. auch schaukeln (und turnen auf der schaukel) und klettern liebt er.
    irgendwas muss und möchte ich da neben fußball schon gerne für ihn finden. #ja
    sollte nur nicht zu teuer sein.

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.
    Mahatma Gandhi

    Einmal editiert, zuletzt von Frau Möwe ()

  • Wir haben da mehrere "Probleme".


    Das größte ist mit Sicherheit, daß mein Sohn eine - deutlich gesprochen - bewegungsfaule Socke ist. So rumtoben ohne Zweck und Ziel, das ist (meistens) ok, aber sobald es Regeln zu beachten gibt, ist Bewegung ihm zu anstrengend.


    Karate gibt es bei uns im Städtle, außerdem glaube ich, daß er Karate "geil" (wir hätten damals wohl cool gesagt) finden würde.


    Im nächsten Städtchen gibt es einen Judoclub. Da hatte ich schon mal angefragt als Kind 4 oder so war. Der Typ, den ich da am Telefon hatte, das war leider ein echter Idiot. Ich hatte damals in etwa so erklärt, daß ich es gut fände, wenn mein Sohn einen Sport machen würde, weil er mit seiner Energie nicht weiß wohin.


    Da kam dann gleich "Ja hat er ADHS", in so einem Ton, der mir klar machte "dann wollen wir ihn hier nicht".


    Deshalb hab ich da jetzt auch große Hemmungen, dort nochmal anzurufen.


    Wie ist das eigentlich bei Euch, habt Ihr dem Trainer von dem "Problem" im Vorfeld erzählt?

    liebe Grüße
    adriela


    Gott trägt dein Bild in seiner Brieftasche. (Tony Campolo)

  • Ich hätte jetzt auch Aikido vorgeschlagen, weil es dort keine Angriffe gibt, sondern die Angriffsenergie des Gegners "umgelenkt" wird. Schade, wenn es das bei Euch nicht gibt. Capoeira vielleicht? Oder Turnen?
    In dem Alter ähneln sich die kindertrainings noch sehr, aber es ist gut, sich schon zu überlegen, wo es mal hingehen soll.
    Judo fand ich z.B. für meine Kinder nicht so gut...

  • So rumtoben ohne Zweck und Ziel, das ist (meistens) ok, aber sobald es Regeln zu beachten gibt, ist Bewegung ihm zu anstrengend.

    daher spielt meiner in einer integrativen fußballmannschaft mit. das training läuft nicht ganz so ehrgeizig und eifrig ab, und auch nicht so schnell, denn dann verliert mein sohn gern mal den überblick.


    mein großer hat die diagnose autismus (leichte form, also ganz am rande des spektrums), und ist auch sehr/überschießend (hyper?)aktiv.



    ich würde das mit einem zukünftigen trainer in jedem fall besprechen. egal, welcher sport.
    in der "normalen" fußballgruppe, wo mein großer auch mal war, waren die trainer - da hatten wir noch keine diagnose - teilweise unangenehm berührt und überfordert vom überschießenden, ziellosen bewegungsdrang und den plötzlichen umarmungen. sie kümmerten sich auch irgendwie gar nicht; da waren manchmal bis zu 30 kinder (U5/6) und 3-4 trainer (also ein qualifizierter und jugendliche assistenztrainer).

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.
    Mahatma Gandhi

  • HAst du denn in den Judoclub damals mit dem direkt verantwortlichen Trainer gesprochen? Wenn nicht, würde ich mich davon so gar nicht beeindrucken lassen sondern einfach mal beim Training der für deinen Sohn richtigen Gruppe vorbeischauen. So Vereine sind ja im REgelfall mit Ehrenamtlichen aufgebaut und wo der eine sagt, er will kein ADHS-Kind, kann der andere das ganz anders sehen und sich über ein Kind, was so hilfsbereit ist und so einen großen Gerechtigkeitssinn hat, sehr freuen. Das kenn ich von meiner Vereinsarbeit, dass es da innerhalb einer ABteilung eine SEHR große Bandbreite geben kann, wie die Trainer so drauf sind! Also nicht von einem blöden Abteilungsvorsitzenden demotivieren lassen, vielleicht ist der Trainer ganz toll!

    Immer auf Fettnäpfchensuche...


    Chaosqueen mit Chaosprinzessin ( #female 3/13)

  • Ich hatte damals mit dem Vorsitzenden telefoniert. Der Trainer der Kleinen war wohl jemand anderes.


    Fußball oder Turnen, damit brauch ich ihm gar nicht zu kommen - viiieeel zu langweilig und somit viiieeel zu anstrengend. #augen


    Bei uns gibt es leider wirklich nur Karate und Judo. Und das übliche eben, Fußball, Turnen, Handball, Leichtathletik.


    Aber vielleicht probieren wir einfach alles mal durch. Ich war halt am überlegen, was wohl am besten passen könnte.

    liebe Grüße
    adriela


    Gott trägt dein Bild in seiner Brieftasche. (Tony Campolo)

  • Bei Karate kommt es darauf an, dass du eine traditionell ausgerichtete Schule findest, nicht das reine Sport-Karate, denn beim ersten wird sehr viel Wert auf das "Nicht-Angreifen", "Nicht-Kämpfen-Müssen" gelegt. Denn dabei geht es im Karate eigentlich, Selbstverteidigung, aber möglichst einen Kampf vermeiden, nicht angreifen! Das kommt halt sehr auf die geistige Haltung des Senseis an.

  • Keine eigenen Erfahrungen.
    Aber: die Jungs, die hier bei uns im Karate sind, sind ausnahmslos leicht bis schwer verhaltensauffällig #kreischen .
    Ob es daran liegt, dass gerade die verhaltensauffälligen Jungs angemeldet werden, weil sich deren Eltern Besserung des Verhaltens versprechen. Oder ob gerade diese Jungs diesen Sport besonders cool finden... Keine Ahnung. Aber schon alleine wegen des Zusammentreffens vieler auffälliger Kindern würde ich meine Jungs dort eher nicht anmelden.


    Kann natürlich auch eine rein lokale Erscheinung sein.

  • Hallo,


    bei uns merkt man erst nach dem Training,daß der meinige nicht der einzige Zappel ist.


    Während der Stunde läuft alles höchst konzentriert und freundlich-diszipliniert ab.


    Da springt keiner aus der Reihe,und alle sind superbrav.


    Bei unserer gruppe geht es nicht um Angriff,sondern um Verteidigung.....es sind auch viele Mädchen dabei,also nichts


    läuft wie in den einschlägigen Karatefilmen.


    Mein Sohn findet das Training toll,weil alles überschaubar und absehbar ist,die festen Regeln und Strukturen kommen


    ihm sehr entgegen.....und den anderen Jungs offensichtlich auch.


    Hier also eine Stimme für Karate!


    Liebe Grüße


    von


    Marla

    • Offizieller Beitrag

    Ja, ganz wichtig finde ich auch die Auswahl des Dojos, "Traditionell", "Shotokan" oder in die Richtung - Sportkarate ist eine Nummer anders, verdächtig ist auch, wenn die Sportschule gleichzeitig noch andere Kampfsportarten anbietet, die auf der Schaukampfseite sind (Kickboxen...).


    Dann finde ich Karate auch ideal für "temperamentvollere Kinder" ;) - ich hatte in meinen Trainingszeiten eigentlich immer den einen oder anderen Kerl dieses Kalibers dabei. Denen tat das immer gut.


    Dann ist es ja nicht so, dass mit den ersten drei Trainingsstunden das Kind gleich zur gefährlichen Waffe mutiert - bis die Schläge so sitzen, dass sie anderen beim Raufen gefährlich werden können (also gefährlicher als normales Raufen), muss schon einiges an Trainingszeit investiert werden. Und bis dahin sollte eigentlich dann auch die Philosophie verinnerlicht sein.


    Mein Sohn hat leider keine Lust mehr aufs Karate, was ich sehr schade finde - aber ich mag ihn auch nicht zwingen. Ich hoffe darauf, dass er in einigen Jahren wieder möchte.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Also WENN du wirklich nur zwischen Karate und Judo wählen kannst, auf jeden Fall Judo. (Ansonsten hätte ich - wie bereits andere hier auch - Aikido empfohlen, die Königsdisziplin der Kampfkünste.)

    Die Menschen erstaunen mich,
    weil sie die Gesundheit aufs Spiel setzen, um Geld zu verdienen,
    danach geben Sie es wieder aus, um ihre Gesundheit wieder zu erlangen;
    und weil sie sehnsüchtig an die Zukunft denken,
    genießen sie die Gegenwart nicht,
    weshalb sie weder in der Gegenwart noch in der Zukunft leben.
    Und sie leben so, als ob sie nie sterben müssten.
    Und sterben so, als ob sie nie gelebt hätten.
    (Geshe Yonten)

  • Ich denke du solltest dir die infrage kommenden Trainingsstunden alle einmal mit ihm anschauen und auch in Ruhe mit den Trainern sprechen. Für gutes Kindertraining ist meiner Meinung nach der mehr der/die Trainer verantwortlich als die (Kampf)Sportart. Du wirst nach so einer Probestunde (oder 2 mehr) sicher wissen ob es passt oder nicht.


    Ich würde das wirklich nicht an der Sportart festmachen. Chaotengruppen gibt es überall und evtl. findet deinen Sohn einen Sport gut, wenn er es erstmal probiert hat, obwohl ihr das vorher nie geahnt hättet.

    LG
    blue


    "Manche Menschen haben einen Gesichtskreis vom Radius Null und nennen ihn ihren Standpunkt." (David Hilbert)

  • Ich würde mir in Ruhe alle verschiedenen Trainingsgruppen anschauen bzw. das Kind ausprobieren lassen. Denn ich finde den Trainer und den "Geist" des Ganzen schon wichtig. Und das kann man (wenn überhaupt) nur abschätzen, wenn man es erlebt hat, finde ich.