Lesestoff zensieren?

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  • Medien sind ja immer so eine Sache - dass man Sechsjährige nur ausgewählte Fernsehsendungen sehen lässt und nicht jedes Hörspiel einlegt ist ja irgendwie allen klar.


    Aber was ist mit Büchern, Zeitungen, Zeitschriften etc.? Tochter liest schon länger und hat einen unglaublichen Lesehunger entwickelt (von wem sie das nur hat ... 8) ). Sie liest jetzt aber wirklich alles, was in ihrer Reichweite liegt und das ist ganz schön viel und oft ganz und gar nicht kindgerecht. Schon die Panorama-Seite einer durchschnittlichen überregionalen Tageszeitung ist heftig - Mord und Totschlag eben. Viele unserer Krimis sind auf Englisch, aber Henning Mankell z.B. steht hier auf Deutsch herum. Gut, den hatte sie noch nicht in der Hand, glaube ich.
    Anfangs hat sie gefragt, wenn sie ein Buch lesen wollte. Jetzt wird sie richtiggehend wütend, wenn ich sage, dass ich etwas nicht für ihr Alter geeignet finde.


    Zudem handelt es sich um ein Kind, das erst im dritten Anlauf den Prinzessin-Lillifee-Flm mit dem entführten Einhorn zu Ende gucken konnte, weil sie ihn so traurig und viel zu spannend fand. Und sie hat ein sehr weit entwickeltes Sprachverständnis und viel Fantasie. Ich kann also davon ausgehen, dass sie versteht und sich vorstellen kann, was sie liest.


    Und nun? Einfach machen lassen? Kontrollieren, so weit es geht? Was denkt ihr? #weissnicht

  • Wir zensieren bisher nicht, meine Vielleser Tochter ist 10. Ein Erlebnis hatten wir aber, was sie uns mich dazu gebracht hat, drauf zu schauen, dass sie nicht alles liest. Sie hat angefangen ein Dossier aus der Zeit über einen erweiterte Suizid eines Vaters zu lesen, das hat sie tage- und vor allem abendelang mit sich rumgeschleppt. Seit dem ist sie selbst vorsichtiger und hat ein besseres Gespür dafür entwickelt, was sie lesen will.

    Nona mit großer (03) und und kleiner (05) Tochter und kleinem Sohn (2008 )

    • Offizieller Beitrag

    Ich glaube auch, dass sich Leser sozusagen "selbst zensieren".


    Ich kann mich noch sehr gut an Bücher erinnern, die ich such so rumgeschleppt habe - aber sie waren sehr wichtig für mich.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Doch, ich möchte schon, dass meine ebenfalls Viellesertochter mich fragt, bevor sie sich am übervollen Bücherregal bedient.
    Und ich glaube schon, dass ein bisschen Zensur in der Hinsicht legitim ist.
    Zum einen gehts mir um das Rumschleppen, zum anderen auch darum, dass man aus einigen Büchern so viel mehr mitnehmen kann, wenn man ein bisschen älter ist und Dinge anders/besser versteht.


    Ich freue mich bei vielen Büchern schon sehr darauf, sie ihr geben zu können, glaube aber, dass es einfach noch zu früh ist.
    Ich merke aber in solchen Diskussionen immer wieder, dass die meisten hier für "lass sie lesen, sie können sich da selber sehr gut einschätzen" sind. Und führe dann immer an, dass ich selber, zumindest beim Vorlesen, nicht sagen konnte, wenn es mir zu viel ist. Aus diesem Grund habe ich die Unendliche Geschichte nie zu Ende gelesen. Schade eigentlich

    Viele Grüße,
    Austernfischer


    Waruum? Warum denn??


    Bücher sind Schokolade für die Seele. Sie machen nicht dick. Man muss sich nach dem Lesen nicht die Zähne putzen. Sie sind leise. Man kann sie überall mitnehmen, und das ohne Reisepass. Bücher haben aber auch einen Nachteil: Selbst das dickste Buch hat eine letzte Seite, und man braucht wieder ein neues.
    Richard Atwater

  • Danke für die schnellen Antworten!


    Ich habe selbst Bilder auf Büchern im Kopf, die ich lieber nicht hätte. Und ich habe auch treudoof immer wieder Bücher angefangen, bei denen klar war, dass sie mir Angst machen. Bei einigen habe ich aufgehört zu lesen, aber meist zu spät. Ich bin da ein ziemliches Sensibelchen - Tochter scheint ähnlich zu ticken.


    Gerade bei den Zeitungsberichten würde ich sie gerne noch vor einigem beschützen. Muss sie jetzt wissen, dass in Saudi-Arabien Gastarbeiter geschlagen werden und es Mütter gibt, die ihre Kinder töten? Nein, oder?

    • Offizieller Beitrag

    Ich weiß noch, dass ich von vielen Büchern nur wenig aufgenommen habe und später beim Nochmal-Lesen erstaunt war, was ich alles ausgeblendet hatte.
    Aber ich weiß auch noch, wie ich zum ersten Mal in der Zeitung über das Massaker am Platz des himmlischen Friedens gelesen hatte, ich war da 11. Oder die Informationen von Amnesty International, da war ich auch in der Grundschule, über Folter, Verschwindenlassen... Ich glaube, ein bisschen Zensur oder wenigstens Mitschauen wäre da gut gewesen.


    Ich schaue schon darauf, womit die Zeitung aufmacht, seit mein Großer schneller liest, als ich sie dann noch wegpacken kann.

  • Zeitungen und Zeitschriften halte ich komplett von den Kindern (7 und 9) fern. Da ich aber auch keine lese, ist das nicht weiter schwierig. Diese Dinge müssen weder Kinder noch Erwachsene in dieser Dosis wissen. So etwas wie Universum würde ich natürlich erlauben, aber Stern oder Spiegel sicher nicht. Ich denke, gerade die Tagesnachrichten, können sehr schnell ein negatives Weltbild vermitteln. Das möchte ich selbst nicht und möchte auf jeden Fall, dass meine Kinder unbeschwert von so etwas aufwachsen. Wir sprechen schon über Missstände in der Welt, und wir beten für Menschen und Tiere in Syrien und wo es grad Not tut. Aber ich möchte dosieren können, was sie worüber erfahren. Ich selbst war Kind in der heißen Phase des kalten Krieges. Und ich hatte dauernd Angst. Angst vor Atombomben, dann kam die Saure-Regen-Zeit, da hatte ich davor Angst. Das habe ich in schlechter Erinnerung. Daher denke ich, dass es das Recht von Kindern ist, dass man sie damit nicht überfrachtet.
    Bei Büchern sehe ich es ähnlich. Da würde ich drei Abteilungen machen. Kinderabteilung, gemischte Abteilung in der die Bücher stehen, die zwar keine Kinderbücher per se sind, aber durchaus gelesen werden dürfen. Und die "verbotene Abteilung" (aus welchem Buch stammt die wohl?? #freu )

  • Wenn Dein Kind den Fernseher und das Internet selbst bedienen kann, lässt Du es dann allein an alles Kanäle und auf alle Sites, in dem Glauben, dass es sich schon selbst zensieren wird?

    Fiawin mit d9be21343ykoa.gif

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!


    Whatever you want, it isn't me.

    Other people's ambitions are not my specialty.

    Sometimes I can see from here clear to the ocean.

    Sometimes I'm blind.

    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.

  • Ich habe mit 10 versehentlich "Friedhof der Kuscheltiere" gelesen und bin unbedingt für Zensur!

  • Unser Großer ist auch so ein Kandidat, ich passe daher schon etwas auf was er erwischt (bisher ist er allerdings noch so gut versorgt, dass er sich nciht in unseren Regalen bedient - die 2,3 Schweinkram-Sachen hab ich allerdings schon mal hinter eine Buchreihe kippen lassen...) Tageszeitung haben wir nicht, Stern etc. bekommen wir machmal geschenkt. Sowas wie "Tal der Abenteuer" hat er schonmal angefangen, aber von selbst wieder aufgehört (wir haben ihn auch sehr dazu ermuntert!)


    Er ist auch relativ sensibel, hat im Kino bei Ritter Rost geweint.

    k. (*1979) mit p. (*02/2006), k. (*09/2008), h. (*12/2010) und f. (*09/2015)

  • Die einzigen Zeitungen, die wir zu Hause haben, sind c't, iX, Elektor oder ähnliche - da kann sie gern drinne lesen ;)
    Ansonsten würde ich ihr keine (Tages-)Zeitung geben, ebenso schränke ich ein, welche Sendungen sie schauen darf, welche DVDs oder auf welche Websiten sie kann. Allerdings ist ihr TV sowieso so gut wie egal - wir schauen gar nicht und sie darf wenn sie fragt - macht sie aber fast nie.
    Wobei ich Radionachrichten (und auch im Fernsehn die Nachrichten) noch schlimmer finde, da diese automatisch aufgenommen werden.


    Bücher mit nicht kindgerechtem Inhalt würde ich weiter nach oben/aus dem Blickfeld räumen -> *aus den Augen, aus dem Sinn*. Das betraf hier aber nur einige meiner Mangas - die ja aufgrund der vielen Bilder doch sehr anziehend waren. Andere Bücher waren bisher immer uninteressant.
    Wir kaufen aber auch regelmäßig Bücher, bzw. gehen teilweise wöchentlich in die Bibliothek (schon seit sie ein Kleinkind ist) - dadurch sind immer unmengen an Büchern für sie da.


    Wenn es hauptsächlich um die Zeitungen geht, würde ich mit dem Kind in die Bibliothek gehen und dort mal durch die altersgerechten Zeitungen querlesen. Davon kann ja bei Gefallen eine aboniert werden.

    Liebe Grüße
    Martina


    Tochter 05/2004
    Sohn 04/2015

    Tochter 01/2019

  • Wir zensieren - Bildbände zu Themen wie Holocaust, Chinesische Kulturrevolution, Stalinismus etc. stehen ganz oben im Regal, wo die Kinder nicht rankommen. Und ähnliche Bücher ohne Bilder auch.


    Spiegel, Tageszeitungen haben wir viel, werden auch so weggelegt, dass die Kinder nicht von selbst rankommen. Einzelne Artikel (zur Bundestagswahl z.B. ) durfte der Große aber lesen.


    Natürlich kann man Kinder nicht vor allem beschützen, ich wollte aber nicht, dass sie sich mit 6/7 Jahren intensiv Fotos von Auschwitz anschauen oder so etwas.


    Kinder dürfen auch noch nicht Auto fahren, noch nicht Alkohol trinken ... so haben wirs erklärt.


    Hagendeel

  • Unsere Kinder kommen auf dem Schulweg an Zeitungskästen vorbei - solche, wo oben ein gefaltetes Exemplar der Tageszeitung und unten eine Schürze mit extra-Schlagzeile ist. Seit die Buchstaben einen Sinn machen, kommen wir da nicht drumherum (und Fotos gibt's da natürlich auch). Zumindest haben wir da schön Gelegenheit, die Unterschiede von Zeitungen mit sehr großen Buchstaben und Zeitungen mit dezenterer Aufmachung zu reden.


    Im Bücherregal habe ich ein paar Storm-Comics verschwinden lassen. Die Erwachsenen-Literatur ist durchgehend englisch. In der Bibliothek schaue ich aber genau, manche für Mädchen vermarktete Bücher sind so nervig, die bringe ich dann gar nicht erst mit.

  • Mein Sohn ist noch nicht soweit, dass er selber lesen möchte. Aber wenn es soweit ist, wird er sich ganz sicher nicht nach Belieben aus meinem Bücherschrank bedienen dürfen. Das sind überwiegend Krimis, Thriller und ähnliches, zum Teil sehr blutrünstig. Ist für mich völlig klar, dass er das nicht einfach nehmen darf. Ich würde ihne doch auch nicht einfach Filme sehen lassen, die ab 16 oder 18 freigegeben sind.


    An die, die auf Selbstzensur setzen: Würdet Ihr Eure Kinder wirklich Bücher von Jussi Adler Olsen, Cody McFadyen oder Sebastian Fitzek lesen lassen? (Oder bin ich einfach die einzige, die sowas im Schrank stehen hat? #angst )

    Liebe Grüße
    Silke mit dem Großen 06/2006 und der Kleinen 06/2009

  • Silke, nein du bist nicht die Einzige :D die von dir genannten hab ich zwar nicht, aber genug anderes, was zu spannend und/oder zu freizügig ist #pfeif


    und alles noch-nicht-kindgerechte hoch stellen ist keine Option, dafür hab ich zu viele Bücher...

    Viele Grüße,
    Austernfischer


    Waruum? Warum denn??


    Bücher sind Schokolade für die Seele. Sie machen nicht dick. Man muss sich nach dem Lesen nicht die Zähne putzen. Sie sind leise. Man kann sie überall mitnehmen, und das ohne Reisepass. Bücher haben aber auch einen Nachteil: Selbst das dickste Buch hat eine letzte Seite, und man braucht wieder ein neues.
    Richard Atwater

  • wir zensieren hier schon irgendwie.
    so steht die edition "klassiker der erotischen weltliteratur" ganz oben hinten im bücherregal.


    das mit der selbstzensur stimmt sicher. ich hatte als kind kein interesse an bestimmten büchern, auf die ich zugriff gehabt hätte, von denen ich aber ahnte, dass sie mich überfordern würden.


    moderne thriller und horror-romane besitzen wir nicht.

  • Also wie die anderen auch schon schrieben: ein wenig Zensur ist in dem Alter sicherlich angemessen. Und auch später: ich habe mir mit 12 Jahren damals ein Buch gewünscht, dass sich um Indianer drehte. Da wäre es auch besser gewesen, meine Mutter hätte sich das Buch vorher etwas genauer angeschaut und es noch ein paar Jahre aufgeschoben.
    Wobei man mit 12 sicherlich auch die Erfahrung machen kann, dass man sich selber schützen lernen muss. Mit 6 Jahren wäre mir das aber zu heftig. Meine Kinder sind nicht solche Leseratten, die lesen eher was ich serviere. Ich kenne das aber von mir selber als Kind, denn ich habe auch alles gelesen, dass mir unter die Finger kam. Meine Eltern haben es dann primär mit Lenkung versucht: wir bekamen entsprechend viele geeignete Leseangebote (Kinderzeitschriften, Bücherei wurde regelmäßig aufgesucht...). Ich meine, es hat ganz gut geklappt, denn wir haben ja auch lieber Bücher gelesen, die man auch wirklich verstanden hat.

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

  • Danke für die vielen Antworten!


    Heute Morgen war Tochter gesprächsbereiter und wir haben uns geeinigt (was zuvor eigentlich auch so geregelt war), dass sie mit uns klärt, welche Bücher sie aus unseren Regalen lesen darf. Zum Glück. Ich habe keine Ahnung, wie wir unsere Berge von Lesestoff sortiert und zum Teil weggeräumt bekommen hätten.
    Bei der Zeitung muss ich mal sehen, wie wir das handhaben. Bisher liest sie sie nicht, wenn sie ordentlich aufgeräumt im Zeitungsständer liegt, vielleicht reicht das noch eine Weile.


    Bei Fernsehen und "Ton" gibt es hier überhaupt kein Problem, weil diese Medien keine so große Rolle spielen. Da ist klar, dass wir extra anmachen, um etwas Bestimmtes zu sehn/hören. Aber Gedrucktes gibt es in diesem Haushalt einfach in Massen. Und dabei habe ich eben nicht nur ein Problem mit meinen skandinavischen Krimis, Papas Stephen Kings oder einigen historischen Fachbüchern, die sie natürlich alle auf keinen Fall lesen soll, sondern auch mit Büchern wie "Mio mein Mio". Ein entführtes Pferd geht einfach noch gar nicht - Astrid Lindgren hin oder her.