Hm, ich weiß eigentlich gar nicht, wie ich mein "Problem" beschreiben soll ...
Also, Tochter ist 5 1/2. Sie hat hier in der Strasse eine sehr enge Freundin, die gerade 7 geworden ist. Die beiden Mädels sehen sich fast jeden Tag, mal spielen sie draussen, mal ist die Freundin bei uns zu Besuch, sehr oft geht meine Tochter aber auch zur Freundin zum Spielen. An sich finde ich das auch ok und freue mich, dass wir das hier so locker handhaben können. Die Kinder entscheiden im Prinzip selbst, wann und bei wem sie sich treffen wollen. Die Freundin hat noch eine ältere Schwester von fast 12 Jahren. Die Familie hat einen - für meinen Geschmack - sehr großzügigen Umgang mit Medienkonsum. So dürfen die Kinder auch relativ häufig fern sehen bzw. DVDs anschauen.
Ein Problem, dass gerade in jüngster Zeit etwas Überhand nimmt: Die Freundin hat bereits seit geraumer Zeit einen Nintendo. Mal abgesehen davon, dass ich generell kein Fan von Spielekonsolen bin, finde ich das für Kinder in diesem Alter auch noch ungeeignet. Sie ist aber nicht die einzige, ich kenne durchaus noch weitere Kinder, die mit 5 Jahren bereits Nintendo-Besitzer sind. Es kommt zwar zum Glück nicht oft vor, aber zuweilen habe ich im Sommer auch beobachtet, wie die ganze Gruppe Kids (fünf bis acht Kinder aus unserer Strasse) gemeinsam auf der Parkbank um ein winziges Nintendo oder ein Handy herum saßen und alle gebannt das olle Spiel auf dem Display verfolgten statt selbst zu spielen. Ok, wie gesagt, das sind Ausnahmen, und oft genug sind die Kids auch einfach herumgerannt, haben Fangen oder Theater gespielt oder mit Strassenkreide gemalt - so, wie es ja auch sein soll.
Ich sehe in diesen Spielekonsolen und Smartphones tatsächlich eine gewissen Gefahr und überlege immer wieder, wie ich damit umgehen soll. Ich glaube kaum, dass es möglich und sinnvoll ist, unserer Tochter den Umgang auf Dauer zu verbieten. Das will ich auch gar nicht. Denn dann kommt das dabei heraus, was wir jetzt gerade haben: Unsere Tochter geht so oft wie möglich ihre Freundin besuchen, damit sie bei ihr Nintendo spielen bzw. zugucken kann. Sie sagt zumindest, dass sie meist nur zusieht, das Spielen selbst ist denke ich auch noch zu kompliziert für sie. Aber sie kennt sich bereits mit den Aufgaben, die "Super Mario" bewältigen muss aus, damit er die "Prinzessin Peach" (oder so ähnlich) befreien kann und das nächste "Levit" (Level) erreicht. Man sieht: Das Thema fasziniert sie gerade sehr, sie erzählt sehr oft von Super Mario und hat sich jetzt - logisch - auch ein eigenes "Tendo" zu Weihnachten gewünscht. Auf mich macht es gerade den Eindruck, als würden die beiden Mädels die meiste Zeit Super Mario spielen, wenn sie dort zu Besuch ist. Und mir geht das dauernde Gerede von Mario schon langsam etwas auf den Senkel ...
Ich könnte jetzt natürlich die Mutter der Freundin ansprechen und mal fragen, wie viel Zeit die Kinder tatsächlich mit Computerspielen verbringen bzw. sie bitten darauf zu achten, dass meine Tochter NICHT Nintendo spielen und Filme gucken soll.
Ich könnte auch darauf bestehen, dass die Freundin zum Spielen künftig immer zu uns kommt, damit ich besser kontrollieren kann, was die beiden machen. Aber will ich meine Tochter so stark kontrollieren?
Lieber möchte ich ihr Stück für Stück die nötige Eigenverantwortung vermitteln, ihr einen "gesunden" Umgang mit solchen Medien vermitteln.
Ich bin gerade noch auf der Suche, wie denn ein solcher "gesunder" Umgang aussehen könnte. Spätestens wenn sie nächstes Jahr in die Schule kommt, wird sich das Thema ohnehin nicht mehr vermeiden lassen. Andere Kinder HABEN eben solche Spielekonsolen, haben einen Gameboy, ein Nintendo, das erste eigene Smartphone, ... und natürlich erzählen sie auch davon, bringen es mit zur Schule, alle Kinder finden die Teile "cool" und würden gerne selbst damit prahlen, wie viele Level sie schon geschafft haben. Ich kann mich auf Dauer nicht davor verstecken, das ist mir bewusst.
Momentan sieht unsere Strategie so aus:
- Ich sage meiner Tochter immer wieder ganz klar, dass ich von solchen Computerspielen nicht viel halte. Erkläre ihr, dass sich die "Neutrinos" in ihrem Gehirn langweilen, wenn sie sich ständig nur von Nintendo und Fernsehen belullen lässt, statt selbst aktiv zu werden. Dass es doch viel schöner ist, mit der Freundin Barbie zu spielen, zu malen, zu basteln oder sich kleine Aufführungen auszudenken. Und ich mache keinen Hehl daraus, dass es mir nicht gefällt, dass sie bei ihrer Freundin so oft Super Mario spielt.
- Wir haben ihr ganz klar erklärt, dass es bei uns KEINEN Nintendo geben wird!
- Wir verbieten ihr aber auch nicht, bei ihrer Freundin Nintendo zu spielen, da wir das eh nicht kontrollieren können.
- Wir besitzen ein iPad, auf dem wir auch Kinderspiele haben. Die Spiele haben wir selbst ausgewählt und für "gut" befunden, das iPad darf sie nur mit unserer Genehmigung benutzen. Es kommt z.B. bei längeren Wartezeiten, im Auto, in Restaurant o.ä. Situationen zum Einsatz (wobei ich für solche Situationen meist auch Malbücher & Co. dabei habe). Wir finden, dass das iPad (auf längere Sicht) vollkommen ausreichend ist und wir keine weitere Spielekonsole brauchen (also auch keine Wii oder sonst was).
Jetzt aber der Haken an der Sache:
1. Ich bin nicht sicher, ob es nicht sogar eher kontraproduktiv ist, wenn ich ihre Faszination für "Super Mario" so ablehne und ihr Lieblingsspiel mit der besten Freundin praktisch "verurteile". Das löst eher Trotz als Einsicht aus. Genau das ist ja mein Dilemma: Wie soll ich denn dann reagieren? Ich bin um eine klare Haltung zu diesem Thema bemüht, aber es gelingt mir nicht.
2. Mein Mann und ich besitzen selbst beide ein Smartphone, das auch täglich zum Einsatz kommt. Ich benutze beispielsweise die WW-App, steuere damit das Licht, frage Mails ab oder lass mir den Wetterbericht anzeigen. Und wenn Tochter etwas wissen will, was ich ihr nicht beantworten kann, dann google ich auch schon mal nach der passenden Antwort. Das Smartphone ist bei uns allgegenwärtig und natürlich bekommt auch unsere Tochter das mit. Ich "spiele" nicht damit, aber zu behaupten das wäre alles nur "geschäftlich" ist auch gelogen. Im Prinzip müsste ich entweder meinen eigenen Konsum einschränken (ich versuche schon, mich zum Lesen von Mails und Beiträgen aufs Klo zurück zu ziehen, aber meine Tochter ist nicht doof, die weiß das natürlich), oder ich muss umgekehrt akzeptieren, dass meine Tochter das gleiche Recht für sich selbst einfordert und z.B. ein eigenes Nintendo und über kurz oder lang sicher auch ein eigenes Handy wird haben wollen. Oder?
3. Uns fehlen klare Regeln im Umgang mit solchen Medien: Wann darf wie viel ferngesehen, gespielt, gechattet, etc. werden? Ab welchem Alter kann ein Kind ein eigenes Smartphone, eine eigene Spielekonsole bekommen und wie kann man (wenn überhaupt?) die Nutzung eines solchen Eigen-Gerätes einschränken? Ich denke, ab der höheren Schule wird sie voraussichtlich mit ihrem eigenen Handy rumlaufen und ich kann nicht kontrollieren, wie oft sie es benutzt und was sie damit macht. Oder doch? Muss ich das kontrollieren, oder ist es nicht besser, ihr beizeiten einen sinnvollen (wie definiert man "sinnvoll"?) Umgang beizubringen und ihrer eigenen Kompetenz und Verantwortung zu vertrauen?
Momentan ist es der Umgang mit Computerspielen, Filmen und TV, den ich ihr beibringen muss. Und sie beschwert sich schon (zu Recht?), dass wir Eltern viel mehr fernsehen dürfen als sie (nämlich abends, wenn sie im Bett liegt und schläft). Sind wir schlechte Vorbilder? Können wir von ihr nur dann eingeschränkten Medienkonsum erwarten, wenn wir uns auch selbst entsprechend einschränken?
Und über kurz oder lang werden auch solche Themen wie Internet, Facebook, Chat und Co. auf uns zukommen. Ein Thema, vor dem es mir ja jetzt schon graust ...
Uns ist auch klar, dass sie irgendwann auch ihren eigenen Computer in ihrem Zimmer braucht. Ich denke, es wird heute immer mehr werden, dass Kinder ihre Hausaufgaben mit dem PC machen und diesen z.B. für Recherchen im Internet oder Präsentationen und dergleichen benutzen (je nach Klassenstufe). Ich will mich davor ja auch gar nicht verschließen, aber meine Horrorvorstellung ist ein Teenager, der sich zuhause einigelt, den ganzen Tag nur noch daddelt und surft und nicht mehr aktiv spielt. Ich weiß, wie groß die Faszination von Computerspielen ist und wie schnell man da "süchtig" werden kann. Gerade deshalb reagiere ich ja auch so empfindlich auf die Schwärmereien meiner Tochter von ihrem neuen Helden "Super Mario".
Oder ÜBERreagiere ich da? Sollte ich das lockerer sehen und ihr das Spiel bei ihrer Freundin einfach gewähren oder zumindest nicht madig machen? Weil schließlich alles, was verboten ist, dadurch nur noch reizvoller für sie wird?
Wie handhabt ihr dieses Thema?