Warum sind Berufe privat so ein Tabuthema?

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  • Interessante Frage. Ich erlebe es eigentlich umgekehrt. Eine der ersten Fragen, wenn man neue Leute kennen lernt, ist oft: Was machst du?

    Genau. Und ich habe es 20 Jahre lang gehasst, dann "Lehrerin" antworten zu müssen und die volle Packung des persönlichen oder die Kinder betreffenden Schulfrusts abzubekommen. Inzwischen ist es noch schlimmer, wenn ich sage, wo ich derzeit arbeite (im Schulministerium meines Bundeslandes) - dann erscheint es so, als sei ich für jeden Scheiß der letzten 100 Jahre verantwortlich. Yeah auch.

    Mein bester Freund fragt an der entsprechende Partygesprächsstelle immer: "Wenn du nicht das gelernt hättest, was du gelernt hast, was wärst du dann heute?" Also der Plan B oder was frei Phantasiertes. Ich find das super, so lernt man die Träume der Leute kennen. Und wenn einer sagt: "Öh, äh, keine Ahnung", dann verschwende ich keine Zeit mit dem. ;)

  • Zitat

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    Mein bester Freund fragt an der entsprechende Partygesprächsstelle immer: "Wenn du nicht das gelernt hättest, was du gelernt hast, was wärst du dann heute?" Also der Plan B oder was frei Phantasiertes. Ich find das super, so lernt man die Träume der Leute kennen. Und wenn einer sagt: "Öh, äh, keine Ahnung", dann verschwende ich keine Zeit mit dem. ;)

    DAS finde ich jetzt mal richtig toll :) !! Weil das ist ja eigentlich das, was ich gern wissen möchte, wenn ich neugierig auf den Beruf einer Person bin. Super, die Frage werd ich mir ausleihen :)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    DAS finde ich jetzt mal richtig toll :) !! Weil das ist ja eigentlich das, was ich gern wissen möchte, wenn ich neugierig auf den Beruf einer Person bin. Super, die Frage werd ich mir ausleihen :)


    Naja, wenn 80% der Partybekanntschaften auf die Berufsnennung "Boah, das wollte ich ja auch immer machen" antwortet, dann erübrigt sich die Frage irgendwie...
    (Die fehlenden 20% fragen zum Grossteil "Echt, wie cool, so mit Dinosauriern und so" oder machen ein böses Gesicht und einen schnellen Abgang - das sind dann die ArchitektInnen)

    Liebe Grüsse

    Talpa

  • DAS finde ich jetzt mal richtig toll :) !! Weil das ist ja eigentlich das, was ich gern wissen möchte, wenn ich neugierig auf den Beruf einer Person bin. Super, die Frage werd ich mir ausleihen :)


    Das finde ich auch cool. Man kann es ja neutraler formlieren@Daroan, z.B. "Wenn du deine Zeit nicht so verbringen würdest, wie du es jetzt tust, was würdest du dann gerne machen?"

    Ich frage auch oft etwas vager, nicht was die Leute beruflich machen, sondern womit sie so ihre Zeit verbringen. Dann können sie sich was aussuchen. ;)


    Ich habe übrigens durchaus schon Bekannte nach dem Gehalt gefragt, aber eher in kollegialen oder freundschaftlichen Kontexten à la "ist das immer noch so, dass Leute mit 1. Staatsexamen bei uns 600 Euro pro Wochenarbeitstag kriegen". Ich finde es wichtig, über Gehalt/Verdienst zu sprechen. Das Schweigen benachteiligt nämlich bestimmte Gruppen.


  • Naja, wenn 80% der Partybekanntschaften auf die Berufsnennung "Boah, das wollte ich ja auch immer machen" antwortet, dann erübrigt sich die Frage irgendwie...
    (Die fehlenden 20% fragen zum Grossteil "Echt, wie cool, so mit Dinosauriern und so" oder machen ein böses Gesicht und einen schnellen Abgang - das sind dann die ArchitektInnen)


    #lol
    hier heisst es dann:
    - oooouw, das fand ich immer so laaangweilig in der schule, gähn
    - und jetzt bist du lehrerin?
    - wie war das nochmal mit hitler?
    - ouuuw ja, ich interessiere mich auch für geschichte, besonders der zweite weltkrieg
    - damals in meiner aktivdienstzeit...
    #kreischen

    zum thema: ich erleb das auch nicht so, dass der beruf ausgeklammert wird. hier ist das durchaus thema. und unter guten freund/innen rede ich auch über geld, verdienst und finanzen.
    vielleicht ist es in mütterkreisen mit kleinkindern kein so thema, weil dann automatisch die ganze betreuungsdebatte daran klebt?

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12

    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.

    #rose 49,7

    2 Mal editiert, zuletzt von ainu (5. November 2014 um 23:53)

  • hab ich ehrlich noch nie erlebt, dass man ungern über den beruf gesprochen hat.
    ich hab eher hemmungen, wenn es ein beruf ist, der einen zum ansprechpartner macht, in der freizeit zu fragen.

    jaelle hab ich auch schon privat angefragt, aber es ist mir unangenehm, weil ich denk, dass die leute ja auch mal feierabend haben wollen.

    ich bin zum glück schnöde sekretärin, da fragt niemnad doof was nach :)

    Was bleibt, sind die Erinnerungen...
    schlaf gut, schlaf ruhig
    Ich werde dich nie vergessen und immer vermissen

    1976-2003-2013

    »Das Staunen ist der Anfang der Erkenntnis.«
    ― Platon

  • Mein bester Freund fragt an der entsprechende Partygesprächsstelle immer: "Wenn du nicht das gelernt hättest, was du gelernt hast, was wärst du dann heute?" Also der Plan B oder was frei Phantasiertes. Ich find das super, so lernt man die Träume der Leute kennen. Und wenn einer sagt: "Öh, äh, keine Ahnung", dann verschwende ich keine Zeit mit dem. ;)

    DAS finde ich eine sehr schöne idee.

    zum rest:
    natürlich wird oft gefragt, "was man so macht".

    aber richtige ernsthafte gespräche über den inhalt des jobs, kollegen, alltag, das wohlgefühl etc. gibt es nur im engsten freundeskreis.
    und das wäre eigentlich das, was ich unter "über den job reden" verstehen würde. nicht dieses dämliche abfragen.

  • Ich kenne das auch so, dass man das nicht fragt, gerade wenn man sich über die Kinder kennenlernt.
    Interessieren würde es mich bei vielen aber brennend #schäm .
    Man weiß ja nicht, ob die andere Mutter überhaupt zur Zeit arbeitet oder je wieder.
    Ich kenne inzwischen so viele, die nach der Kinderpause den Einstieg nicht mehr oder nur in einen 400-Euro-Job geschafft haben, dass ich da vorsichtig geworden bin.
    Bei Leuten, die ich länger kenne oder mit denen ich befreundet bin, weiß ich natürlich, was sie beruflich machen.

  • ach und zu gehalt: nein, darüber redet bei uns auch keiner konkret. also höchstens mit dem allerbesten freund.

    aber ICH rede total gern über gehaltsniveaus, -unterschiede etc., um damit relativ schnell zum thema politik zu gelangen.

    leider nur ist politik auch kein beliebtes small talk-thema.

  • Frage steht ja oben :) . Vielleicht könnt ihr mir weiter helfen. Ich erlebe es fast in allen privaten Kontexten so, dass über den eigenen Beruf nicht gesprochen wird. Das finde ich irgendwie schräg und seltsam, denn ein Beruf ist doch so ein wichtiger Teil der Persönlichkeit (nicht bei allen, aber doch bei vielen), man verbringt damit sehr viel Lebenszeit, steckt viel Begeisterung und Arbeit rein und nur weil man gerade als Privatperson unterwegs ist, gibt man diesen Teil der Persönlichkeit doch nicht an der Garderobe ab? ?

    Ich erlebe es sehr unterschiedlich - je nach Kontext.

    In Situationen, in denen die Kinder im Vordergrund stehen (vom Mutter-Kind-Treffen über den Kinder-Sportverein bis zum Elternabend) sind meist die Kinder (als "Verbindungsthema") im Vordergrund, da geht es wirklich selten um den Job. In vielen anderen Bereichen jedoch schon. Gerade im engeren Bekanntenkreis unterhalte ich mich oft darüber und weiß meist auch, wo der Andere gerade steht und was ihn im Beruf beschäftigt.

    Als Einstiegsfrage bei Small-Talk-Partygesprächen hingegen hadere ich manches Mal mit mir - eben weil der Beruf zum Statussymbol werden kann (Schublade auf usw.) und den Menschen u.U. auch reduziert. Oder weil Erwerbsarbeit damit unterschwellig als "sinnhafter" angesehen wird als Erziehungsarbeit/ ehrenamtliches Engagement. Alles schon erlebt und teilweise sehr fremdgeschämt. (Frage eines Mannes an eine Freundin, was sie denn beruflich macht: "Ich erziehe derzeit meine drei Kinder". Reaktion: "Wie, und das reicht Dir?"... #yoga )

  • DAS finde ich eine sehr schöne idee.

    zum rest:
    natürlich wird oft gefragt, "was man so macht".

    aber richtige ernsthafte gespräche über den inhalt des jobs, kollegen, alltag, das wohlgefühl etc. gibt es nur im engsten freundeskreis.
    und das wäre eigentlich das, was ich unter "über den job reden" verstehen würde. nicht dieses dämliche abfragen.

    #top

  • Doch, hier fragt man das schon, auch wenn man sich in der Elternfunktion trifft. ;) Nicht als erstes, aber wenn man etwas länger quatscht, dann doch. Und ja, ich wünsche mir auch oft einen Beruf, der weniger "Oooh!" auslöst. #augen Meistens antworte ich nur mit "Übersetzerin von zuhause aus" und bin nicht traurig, wenn nicht nach den Sprachen gefragt wird. ^^ Dann hat das Gegenüber alles Wichtige über mich erfahren (ich arbeite mit Sprache und bin deshalb so oft im Kiga bei Aktionen dabei, weil ich nicht zur Arbeit wegfahren muss) und findet mich nicht über Gebühr interessant. Das mag ich nämlich nicht. #schäm

    mit Sohn groß (2007) und Sohn klein (2010)


  • Naja, wenn 80% der Partybekanntschaften auf die Berufsnennung "Boah, das wollte ich ja auch immer machen" antwortet, dann erübrigt sich die Frage irgendwie...
    (Die fehlenden 20% fragen zum Grossteil "Echt, wie cool, so mit Dinosauriern und so" oder machen ein böses Gesicht und einen schnellen Abgang - das sind dann die ArchitektInnen)

    Liebe Grüsse

    Talpa

    Talpa, ich steh auf dem Schlauch. Du machst was mit Dinosauriern und Architekten mögen Deinen Beruf nicht? Jetzt will ich wissen, was Du machst (ich bin zufällig (Innen-)Architektin und ich überleg grade krampfhaft, wen ich von berufs wegen nicht mögen dürfte)!
    Außerdem sagen bei mir auch immer alle "Cool, das wollte ich auch studieren." Also wollen Leute entweder was mit Dinosauriern machen oder Innenarchitektur, wobei das dann wohl zwei sehr konträre Studienrichtungen sein müssen, die anschließend völlig unvereinbar für Partygespräche sind :D

    Hier ist es übrigens gar nicht so, dass man nicht über den Beruf redet. Man erzählt was, wenn es eben in die Runde passt (wenn man zB einen blöden Kollegen hat und sich die anderen mitaufregen). Aber natürlich redet man nicht über Fachthemen, wo keiner Ahnung von hat. Bzw. bei den Leuten, mit denen ich das könnte, gibt es nur wenige, mit denen ich auch privat was machen will, weil ich ja schon den ganzen Tag über meinen Job rede und nach Feierabend fühlt sich das dann einfach an wie weiter arbeiten.

  • Interessieren würde es mich bei vielen aber brennend #schäm .

    Ja, absolut. Mir geht das beim Krav Maga so...

    Jetzt will ich wissen, was Du machst (ich bin zufällig (Innen-)Architektin und ich überleg grade krampfhaft, wen ich von berufs wegen nicht mögen dürfte)!

    Als Innenarchitektin bist du weniger betroffen.
    Überlege mal, wer könnte was machen, was Architektinnen fürchten, und was Laien mglw. unter "cool, so mit Dinos und so" fassen...?

    Tipp...

  • das finde ich lustig. :)
    es geht ja eher um innerberufliche kollisionen zwischen archtekten und archäologen (die ich nachvollziehen kann) und nicht so sehr um ausserberuflichen status-scheiß ("wie, dein beruf ist noch cooler als meiner?" schmoll...)

  • Achso! Naja, das ist ja ein sehr unwahrscheinlicher Fall, ist mir jedenfalls noch nicht passiert. Ich wär jedenfalls nicht auf die Idee gekommen. Da hat man mit dem Denkmalschutz- und dem Baurechtsamt deutlich mehr zu tun (die machen aber im Regelfall nichts mit Dinosauriern).Naja, Ende OT, bzw eigentlich unterhalten wir uns ja grad über unsere Berufe, passt also irgendwie schon wieder.