Wahnsinn, Messerstecherei in Regionalzug

Zitat von Susan Sto Helit

Der Verfassungsschutz schätzt das "islamistische Personenpotential" in Deutschland für 2014 auf knapp 44.000 Leute. Das ist etwa jeder tausendste Muslim in Deutschland.

https://www.verfassungsschutz.…es-personenpotenzial.html

Wir haben 44 Millionen Muslime in Deutschland?

Kann es sein, dass Du dich verrechnet hast Susan. Oder sind es nicht ca. 4 Millionen Muslime in D?
Aber: 44.000 x 1.000 = 44.000.000

Dann wäre das "nur 1%" ja doch gar nicht so falsch ...

Zitat von Rhododendron

Laut heute journal gibt es eine Videobotschaft und einen Abschiedsbrief.

Ich habe gerade gelesen, dass der IS ein Video verbreitet, von dem er behauptet, es sei vom Attentäter. Und dass ein Zettel im Zimmer des Attentäters gefunden wurde, den man als Abschieds-"Brief" interpretieren könnte (da steht wohl nur ein einziger Satz drauf).

Aber im selben Artikel steht auch, der Täter habe den Zug bestiegen und sei in die Toilette gegangen, um sich dort (!) mit einer Axt zu bewaffnen.

Ich habe inzwischen den Eindruck, dass es unter JournalistInnen und ReporterInnen nur noch in ganz extrem seltenen Ausnahmefällen Exemplare gibt, die wenigstens halbwegs sorgfältig arbeiten.

Zitat von Adrasteia

Es war ein islamistischer Anschlag. Oder gibt es irgendwelche Definitionen, die besagen, dass es erst ab einer bestimmten Opferanzahl oder einem Mindestalter des Täters/der Täterin ein "islamistischer Anschlag" ist?

Zunächst mal finde ich "islamistisch" im derzeitigen Sprachgebraauch ein problematisches Wort: Mörder haben keine Religion. Auch Religionskriege sind um Macht und Land und Machterhalt geführt worden. Das ist vorgeschobener Scheiß, Verblendung, Gehirnwäsche, willkommener Anlass...

Islamismus ist ein sozialwissenschaftliches Konzept, das seit den 1970er Jahren zur Charakterisierung von verschiedenen Ideologien und Bewegungen verwendet wird, die sich in einer spezifischen Weise auf den Islam berufen. Zur Frage der Abgrenzung des Begriffs „Islamismus“ von anderen Begriffen wie „Islam“, „islamischer Fundamentalismus“, „islamistischer Terrorismus“ und „politischer Islam“ existieren sehr unterschiedliche Auffassungen. Sagt Wikipedia, hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Islamismus

Ein "Islamistischer Anschlag" wäre demnach ein aus einer solchen radikalisierten Ideologie heraus geplanter und verübter Mordanschlag. Wenn ein psychisch gestörter Einzeltäter ein hangemaltes IS-Fähnchen besitzt und beim Messerschwingen "Allahu akbar" ruft, macht das noch keinen islamistischen Anschlag, bitteschön. Lass mal die Kirche im Dorf.

Zitat von Adrasteia

Findet ihr "nur 1%" zu viel oder zu wenig?
Und wer sagt, dass die sich unbedingt in einem Jahr radikalisieren, wenn sie sich radikalisieren. Das kann auch in fünf oder zehn Jahren noch passieren.

Das Problem ist, liebe @Adrasteia, dass du den Täter, genau wie ich oben schrieb, in eine Gruppe einordnest und dann mit freifliegenden (und wie ich finde sehr gewagten) statistischen Zahlen dieser Gruppe per se kriminelles Potenzial zuschreibst. Einfache Antworten auf kompliztierte Lebenslangen. Du tust damit genau das, was die Populisten tun: Die Angelegenheit auf leicht greifbare, aber leider auch unzulässig verkürzte Allgemeinplätze herunterbrechen und damit argumentieren. Ob diese Populisten nun die Salafisten sind oder die AfD: Du machst das hier ganz genau so. Excuse my french.

Dazu passt:

Wann ist ein Anschlag ein IS Anschlag?

Zitat von Aoide

Das Problem ist, liebe @Adrasteia, dass du den Täter, genau wie ich oben schrieb, in eine Gruppe einordnest und dann mit freifliegenden (und wie ich finde sehr gewagten) statistischen Zahlen dieser Gruppe per se kriminelles Potenzial zuschreibst. Einfache Antworten auf kompliztierte Lebenslangen. Du tust damit genau das, was die Populisten tun: Die Angelegenheit auf leicht greifbare, aber leider auch unzulässig verkürzte Allgemeinplätze herunterbrechen und damit argumentieren. Ob diese Populisten nun die Salafisten sind oder die AfD: Du machst das hier ganz genau so. Excuse my french.

Alles auf den Einzelfall, der nicht in irgendwelchen Zusammenhängen steht,
herunterzubrechen, wird einer gesellschaftlichen Analyse aber auch nicht gerecht, oder? Das bilden von Gruppen, um damit Aussagen zu treffen, über gesellschaftliche Entwicklungen etc. ist doch notwendig, um zu verstehen, was passiert. Das nicht *jeder* Moslem/Schwarze/Frau/Hartz-IV-Empfänger etc. dann genau *so* ist, sollte jedem klar sein. Trotzdem gibt es soetwas wie Statistik, gesellschaftliche Trends und Entwicklungen. das aus einer political correctness heraus zu verleugnen, macht imho die ganze Angelegenheit noch schlimmer.

und mal ehrlich: wie viele derjenigen, die sich jetzt über kriegstraumatisierte radikale empören, haben parteien gewählt, die damals FÜR den kriegseinsatz in afghanistan gestimmt haben?

na?

das hängt doch alles miteinander zusammen. tut mir leid.

Zitat von VivaLaVida

und mal ehrlich: wie viele derjenigen, die sich jetzt über kriegstraumatisierte radikale empören, haben parteien gewählt, die damals FÜR den kriegseinsatz in afghanistan gestimmt haben?

na?

das hängt doch alles miteinander zusammen. tut mir leid.

weder empöre ich mich, noch habe ich solche Parteien gewählt. Ja, und es hängt alles zusammen, sehe ich auch so.

Zitat von sendlingerin

Wir haben 44 Millionen Muslime in Deutschland?

Zitat von Adrasteia

Kann es sein, dass Du dich verrechnet hast Susan. Oder sind es nicht ca. 4 Millionen Muslime in D?
Aber: 44.000 x 1.000 = 44.000.000

Dann wäre das "nur 1%" ja doch gar nicht so falsch ...

Ja, danke für die Korrektur. Bin mit den Nullstellen durcheinandergekommen.

Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was das konkret bedeutet. Wie stehen die Chancen, dass so jemand einen Anschlag verübt? Im Verhältnis zu über vierzigtausend Anhängern von radikalen Gruppierungen habe ich den Eindruck, dass bisher in Deutschland echt wenig passiert ist.

Zum Vergleich:

"Das Personenpotenzial der gewaltorientierten Rechtsextremisten beträgt bundesweit 10.500 Personen. Bis 2013 wurde bei der Darstellung des Personenpotenzials ausschließlich die Anzahl der gewaltbereiten Rechtsextremisten ausgewiesen. Ab 2014 wird nunmehr die Anzahl gewaltorientierter Rechtsextremisten angegeben, in der die Zahl der gewaltbereiten Rechtsextremisten als Teilmenge enthalten ist."

https://www.verfassungsschutz.…14-personenpotenzial.html

Mein Gefühl ist, dass rechtsextreme Straftaten deutlich häufiger vorkommen, obwohl die Szene angeblich viel kleiner ist. Die Tagesschau spricht von über 400 Verletzten und immerhin 12 Brandanschlägen 2015.
https://www.tagesschau.de/inla…tremismus-gewalt-101.html

Zitat von Kalliope

Boa, habe eben das Statement des hochvererten Oberbürgermeisters gehört. "Die Erhöhung des Schutzes hat oberste Priorität. Das heißt, das wir rund um die Uhr die Sicherheitskräfte an den Unterkünften verstärken."
Was hätte das bitteschön gestern abend gebracht? Der Junge war nicht in einer Unterkunft! Selbst wenn er in einer gelebt hätte: wie hätte man ihn abhalten können zum Obi zu gehen, sich entsprechend auszurüsten und dann loszuziehen? Mir bleibt echt die Spucke weg!

Die Sicherheitskräfte sind bestimmt billiger als Sozialarbeiter. Und so schafft er gleich noch ein paar Arbeitsplätze im Mindestlohnsektor, das ist doch auch wichtig, wo niedrigqualifizierte Arbeit immer häufiger wegrationalisiert wird.

Zitat von Hermine

Aoife: Danke finde ich gut, dass du sorgfältig unterscheidest. Im französischsprachigen Raum wird eher Daesh benutzt, das hat immerhin den Vorteil, nicht nicht "Islam" im Namen zu haben. Denn die Anschläge haben mit Islam so viel zu tun, wie die Kreuzzüge mit Christentum, mMn.

Ist es nur Religion, wenn es positiv ist?

Ich bin mir echt nicht sicher, ob das so passt. Klar geht es meist auch um Macht, aber das heißt ja nicht, dass die Religion oder Weltanschauung oder sonstige ideologische Glaubensüberzeugung keine Rolle spielt.

naja, der IS hat im Ramadan Anschläge an den heiligen Stätten des Islam verübt - das sieht mir jetzt nicht nach "Religion" sondern mehr nach "Macht" aus.

Zitat von Ohnezahn

Was auch die tödlichen Schüsse erklärt. Wenn jemand läuft, dann zielst du nicht auf ein Knie. Das triffst du nicht. Oberschenkel geht - aber eine ungünstige Bewegung und der Schuss geht in den Unterbauch. Kann mit etwas Pech schon tödlich ausgehen. Und wenn man angegriffen wird, hat man eben nur eine gewisse Zeit, Schüsse ins Bein zu versuchen. Bevor du oder deine Kollegin eine Axt ins Gesicht bekommt, schießt du natürlich auf das größte Ziel (Körper).

Künast ging es glaub ich um den Kopfschuss oder? Also bei nem Schuss in die Stirn besteht im Gegensatz zum Körper keine Überlebenschance.

Zitat von Hermine

Deswegen finde ich den Vergleich mit den Kreuzzügen so passend. Das hat schon auch mit einer bestimmten Auffassung von Religion zu tun, die Kreuzritter waren auch überzeugt, Christen zu sein. Aber der Glaube an sich hat mMn nichts damit zu tun, sondern wird instrumentalisiert.

Mein Geschichtswissen reicht hier nicht aus - war es denn so, dass Religion gezielt instrumentalisiert wurde?

Zitat von Unicorn / Garden

naja, der IS hat im Ramadan Anschläge an den heiligen Stätten des Islam verübt - das sieht mir jetzt nicht nach "Religion" sondern mehr nach "Macht" aus.

Keine Ahnung, wie stark sich der IS auf islamische Glaubensüberzeugungen beruft. Aber es gibt ja auch Christen, die kein Problem damit haben, Ärzte umzubringen, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen, und zwar gerade aufgrund ihrer religiösen Überzeugung.

Zitat von Kalliope

Ich bin kurz davor, das zu kopieren und unter deren Facebookpost zu setzen. Ich könnte mich so aufregen! Nein: ich rege mich auf!

Ja, bitte aufregen. Sicherlich gibt es Orte, an denen Sicherheitspersonal sehr, sehr wichtig und berechtigt und effektiv ist. Aber gerade wenn es darum geht, Menschen vor Radikalisierung zu schützen und in unsere Gesellschaft zu integrieren, geht das am besten über Beziehung, davon bin ich überzeugt.

Das war für mich auch ein Grund, mich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren (wenn auch nur mit ca. 2h pro Woche, und nicht ganz regelmäßig). Das macht nicht nur Spaß und ich lerne nette Leute kennen (sowohl im Deutschkurs als auch im Arbeitskreis) und hat alle Vorteile ehrenamtlicher Arbeit für mich (!), sondern ich sehe es durchaus auch als meinen bescheidenen Beitrag zu Integration und damit indirekt zum Schutz meiner Person und meiner Umgebung vor Irren und Fanatikern. Als jemand, den gewisse Sachsen am liebsten einsperren würden, habe ich ja ein lebhaftes Interesse daran, möglichst viele Leute auf meine Seite zu ziehen.

Ich kann das nur empfehlen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es auch gegen Angst und gegen "in welchen Zeiten leben wir nur" hilft.

Ich habe mich bei den Todesschüssen bei der Geiselnahme in Viernheim in dem Kino genau das gleiche gefragt wie jetzt: "War das nötig? Warum war das nötig? Hätte es anders gelöst werden müssen?"