Warum hat Deutschland so wenig Kinder?

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  • Ich denke nicht, dass es am wie auch immer gearteten Betreuungssystem liegt.


    (Wir sind in D soo glücklich mit Mutterschutz, Elternzeit, staatlich gestützten Kigas und allem Pipapo. Ich erlebe das erst hier, wie anders es laufen kann.
    Unsere Nachbarn haben zB ihre Enkeltochter großgezogen. Und zwar, weil die Mutter 10!!! Tage nach Geburt wieder Vollzeit arbeiten gegangen ist. Anders hätten sie die Familie nicht durchbringen können. Also das Kind für 3 Jahre zu den Großeltern, nichtmal zwei Wochen nach der Geburt ;(
    Eine Freundin von mir erwartet das zweite Kind. Sie wird, wie schon beim ersten, nach 8 Wochen wieder Vollzeit arbeiten gehen. Diese 8 Wochen sind mühsam zusammengespart. Achso, die Krippenplätze für jeweils über $600 bezahlen sie komplett aus eigener Tasche, da wird nichts gestützt.)


    Jedenfalls haben wir im Vergleich zu vielen anderen Ländern eigentlich sehr große Familienfreundlichkeit.


    Ich glaube, es liegt daran, dass die deutsche Mentalität generell eher gegen Kinder eingestellt ist.
    Wobei der typische Deutsche mMn nicht einmal speziell etwas gegen Kinder hat, sondern Normen, mit denen Kinder - gerade mehrere Kinder - nicht oder schwer vereinbar sind.


    Ich habe jetzt in drei Ländern längere Zeit gelebt (D, Australien und USA) und in beiden letzteren hat man einfach das Gefühl, dass Kinder willkommene Mitglieder der Gesellschaft sind.
    Die bekommen in Restaurants Malutensilien und tropfsichere Becher zum Mitnehmen, die werden auch abends mit zu Einladungen genommen.
    Eine Stewardess hat unserem weinenden Kind mal eine Handvoll Kekse geschenkt, mit einem Zwinkern und den Worten, dass es für die erste Klasse dann eben mal keinen Snack gibt :)


    Heute war ich bei einem bekannten Unterwäschehersteller :D und während ich mich umgezogen habe, haben die Verkäuferinnen mit meinem Kind geschäkert. Und das ist keine Ausnahme, sondern Normalität. Zuhause ist mir das herzlich selten passiert.


    In Deutschland muss immer alles Regeln folgen, wieviele blöde Blicke ich da bekommen habe, wenn ich mit Kind in Bekleidungsgeschäften war - einmal wurde ich sogar angemotzt, dass das kein Spielplatz sei und ob ich nicht ohne Kind kommen könnte.



    Sowohl Länder mit schlechter ausgebautem Betreuungssystem als auch Länder mit besserem (wobei unseres wie gesagt schon sehr, sehr gut ist. Auch Bildung ist ja verhältnismäßig preiswert und leicht zugänglich) kriegen mehr Kinder, da kann es nicht nur daran liegen.


    Oh, ich sehe gerade, das gleiche hat belleamie auch schon geschrieben :)

    Viele Grüße von Iffebim


    (auch beim Stillen und unterwegs mit Shift-Taste ausgestattet #nägel )

  • Heute war ich bei einem bekannten Unterwäschehersteller und während ich mich umgezogen habe, haben die Verkäuferinnen mit meinem Kind geschäkert. Und das ist keine Ausnahme, sondern Normalität. Zuhause ist mir das herzlich selten passiert.


    In Deutschland muss immer alles Regeln folgen, wieviele blöde Blicke ich da bekommen habe, wenn ich mit Kind in Bekleidungsgeschäften war - einmal wurde ich sogar angemotzt, dass das kein Spielplatz sei und ob ich nicht ohne Kind kommen könnte.

    Und das macht es für mich aus.
    Nicht die Gelder oder so, sondern das Gefühl mit Kindern erwünscht zu sein.

  • "Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Menschen zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Menschen die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer ."
    Sinngemaess ist dass doch genauso fuer Kinder. Alles was gerade von der Politik getrieben wird ist Holz sammeln.


    Was die Kohortenfertilitaestrate (die benoetigten 2.1 Kinder pro Frau) angeht, gerade koennen darueber nur Aussagen bis einschliesslich Geburtsjahrgang 1967 gemacht werden. Alle danachgeborenen Frauen sind statistisch noch im "gebaefaehigen Alter".
    Auch ne ueberaschende Info. Die Kohortenfertilitaetsrate ist seit 1870 (sic!) ruecklaeufig! Seit 1905 ist er unter dem Erhaltwert von 2.1 Kindern/ Frau. Da gab es nur eine kurze "Erholung" und zwar der Babyboom der '60er. Die Muetter dieser Kinder sind Jahrgang 1930-1940.


    Und das ist doch haeufig zu beobachten. In den Laendern die anfagen sich zu industrialisieren gehen die Geburten zurueck. Und wie oben am beispiel DTld gesehen schon vor der Pille. Auch im Weltweiten vergleicht ist das sichtbar:


    oder auch hier zu sehen:
    Je aermer die Leute desto mehr Kinder.

  • Unsere Kinder sind in Israel geboren und in Deutschland sind wir leider nur in den Ferien zu Besuch,
    Aber die Frage habe ich mir auch oefter gestellt – vor allem weil es in Deutschland viel mehrUnterstuetzung und Hilfe gibt al shier in Israel, wo die Geburtenrate – nicht nur bei den religioesen- viel
    Hoeher liegt. ; 2-3 Kinder.
    Ich bin der Meinung, dass die Deutschen sich zuviel Gedanken machen- wenn sie anfangen an ein Kind zu
    Denken planen sie im Kopf schon wie alles (finanziell und praktisch) bis zum 18. Geburtstaag des Kindes (mindestens)Geregelt wird.
    In Israel bekommt man erst Kinder und denkt dann nach wie es weitergeht und immer in kleinen Schritten. U.a. auch weil es einfach unmoeglich ist zu planen, wenn man z.b erst 1 Monat vor Ende der Sommerferien erfaehrt ob das Kind einen Platz im staedtischen Kindergarten bekommt und wo. Und da jeweils immer fuer 1 Jahr.
    Ein Mittelweg waere gut- denke ich.

    Kinderfeindlich fand ich Deutschland, bzw jetzt speziell Berlin eigentlich nicht und habe eigentlich eher in Israel, das immer so fuer seine Kinderfreundlichkeit geruehmt wird, eher das Gefuehl, das Kinder vor allem Wegorganisiert werden und in Schubladen und Institutionen gepresset werden. Alleine sieht man Kinder hier fast nie auf der Strasse.



    und um viele Sachen beneide ich euch gluehend:Kinderermaessigungen ueberall (Eintrittsgelder, Busse usw), mehr Auswahl in Bezug auf Kindergarten und Schulen, wesentlich preiswertere Kurse und Freizeitangebote usw.Kindergeld betraegt hier can 30 Euro im Monat pro Kind , Mutterschutz 3 Monate, Erziehungsgeld oa. Gibt es nichtDie Meisten Kinder werden frueh betreut. Auswahl fuer Kinder unter 3 Jahren zumindest in Tel Aviv -: entweder Kinderfrau (Kosten ab ca 800 Euro),Private Kindergarten (ab Euro 600) oder Krippe von Hilfsorganisationen wie Wizo (lange Wartelisten) (ca Euro 200-Euro 400, Gehaltsabhaengig, aber wenn man z.b Halbtags arbeitet kommt man gleich 2 Stufen hoeher)- ab 3 wenn man Glueck hat Staedtischer Kindergarten umsonst (abgesehen von zahlreichen Zuzahlungen) bis 14;00 Uhr. Allerdings bis zu 35 Kinder Pro Gruppe auf 1 Erzieherin und eine Helferin , Hortkosten (bis 16;00 oder 17;00 Uhr Euro 200 pro Monat) .Teilzeitstellen sehr selten und nicht gern gesehen hier.
    Gehaelter sind hier niedriger als in Deutschland und Lebenshaltungskosten viel Hoeher.

    Also an der staatlichen Unterstuetzung kann es meiner Meinung nach nicht liegen.



    lg Alexandra

  • Ja, die Deutschen sind sehr regelkonform, das stimmt #ja


    Sehr interessant hier die Beispiele aus dem Ausland zu lesen #top So habe ich das auch immer empfunden.


    Und hier in Deutschland hat ja nicht mal die Kanzlerin Nachwuchs #weissnicht

    "Erziehen heißt Vorleben, alles andere ist höchstens Dressur."

  • Und hier in Deutschland hat ja nicht mal die Kanzlerin Nachwuchs #weissnicht


    Dafür hat eine Ministerin eben 7 ;)


    Wenn ich mich in meinder deutschen Verwandtschaft umgucke, dann gibt es nur Einzelkinder. Das liegt bei den Frauen oft daran, dass sie erst mit 30+ zum ersten mal Mutter geworden sind und das danach die Männer gesagt haben für ein zweites würden sie sich zu alt fühlen.
    In meinem Wohnort sind gefühlt (wenn Kinder vorhanden sind) eigentlich auch 2+ mehr. Ausgenommen wiederum Mütter über 30, da bleibt es meist bei einem Kind.

    Girl keep your head up,
    We've still got miles to go,
    Were lead by starlight through,
    The rain and the snow.

  • Ganz ehrlich, ich erlebe auch hier, dass mit den Kindern geschäkert wird u. man Hilfe angeboten bekommt. Einmal wollte ich im Regen meinen schreienden Säuglind aus dem Auto in das TT packen. Da hielt eine Passantin an u. fragte, ob ich Hilfe bräuchte.


    Wiederum kenn ich aber auch genau das Gegenteil. Dass man auf Unverständnis stößt u. Hilfestellung unbekannt ist. Mit einer befreundeten Mama sind wir mit KiWa (jeder einen) unterwegs gewesen u. wollten in einen Family (Ernstings). Die schwere Tür war ein Highlight u. wir hatten zu tun mit den Wagen da rein zukommen. ZWEI Angestellte standen NEBEN der Tür u. unterhielten sich. KEINE Reaktion. Sie sind nicht gekommen u. uns die Tür aufzuhalten.


    Ich denke also, es ist ziemlich durchwachsen in unserem Land, was die Kinderfreundlichkeit betrifft.



    Als Hauptursache sehe ich den Stellenwert, den eine Mutter hat. Keinen! Es wird nicht oder viel zu selten gewertschätzt, was eine Mutter (alternativ auch ein Vater) leistet. Es wird auf den Beruf geschaut u. der macht einen Menschen aus. Was leistet eine Mutter im Gegensatz zu einer Personalleiterin? Das ist wirklich schade.


    Ich muss gestehen, dass ich mich auch aufs einfach nur Muttersein reduziert gefühlt hätte, wenn ich nicht nach dem MuSchu wieder in die Arbeit eingestiegen wär. Wobei ich aber denke, dass alle Vollzeit-Mütter einen mordsmäßig härteren Job haben, als ich. Nur das sehe ich so, das sieht vielleicht mein Mann so u.,...ja eigentlich sehen das ja alle so. Aber irgendwie sehen auch alle es NICHT so. Die Gesellschaft scheint es im Stillen schon irgendwie wertzuschätzen...nach Außen aber ist man "nur" zu Hause als Mama.


    Die Erwartung an eine Mutter sind ja auch enorm hoch. Eine Freundin ist nach einem Jahr in Teilzeit wieder arbeiten gegangen. Sie ist regelmäßig unter Strom u. permanent überfordert, weil sie sich u. anderen etwas beweisen muss - Leistungsdruck empfindet. Bei ihr wird es in absehbarer Zeit kein zweites Kind geben u. mit viel Glück hält die Beziehung das einzelne Kind aus. :S

  • Ich habe immer das Gefühl, dass Kinder in Deutschland bis ins kleinste Detail geplant werden und wenn es nicht innerhalb dieses Zeitfensters klappt bekommt der Mann (in der Regel) kalte Füße und bricht ab. Ich nehme mich da auch nicht unbedingt raus - ich habe so ein "kalte Füße Exemplar" zu Hause ;) Unser Sohn ist das Ergebnis meiner Hartnäckigkeit. Das zweite Kind wünschen wir uns beide sehr, jedoch befürchte ich, dass ich vielleicht diesmal die mit den kalten Füßen sein könnte. #kreischen
    In meinem Freundeskreis war ich die jüngste (25), die ein Kind bekommen hat, auch im GVK war das so. Alle Frauen waren tendenziell um die 30 und mit dem ersten Kind schwanger. In den Augen meiner Schwiegermutter ist unser Sohn ein riesen Fehler, weil ich nach dem Studium (abgeschlossen) nicht vernünftig gearbeitet habe. Ich sehe jetzt auch das Problem, jedoch wäre die Situation vor 3 Jahren ähnlich gewesen... In Deutschland muss man erst Karriere machen, bekommt Kinder und hat dann so gut wie keine Aufstiegschancen mehr. Wenn man aus meinem Eindruck heraus erst mit 35 schwanger wird bleibt einem einfach nicht die Zeit viele Kinder zu bekommen. Aus Vernunft bekommt man zwei dicht nacheinander und steigt dann wieder in den Beruf ein, ein drittes mal in Elternzeit macht doch ein schlechtes Gewissen... #pfeif

    ~*~ Ich habe keine Lösung, aber ich bewundere das Problem. ~*~


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  • Aus meinem (akademischen) Umfeld kann ich folgendes Beobachten: Es wird lange studiert, dann noch promoviert, dann ist frau 30 und hat eine befristete Stelle. Dann erstmal den "richtigen" Berufseinstieg schaffen und ein Jahr in einer unbefristeten Position arbeiten. Dann braucht man noch den richtigen Partner, der AUCH eine unbefristete Position IN DER GLEICHEN STADT hat.. Das alles zusammen ist quasi ein Ding der Unmöglichkeit.


    Entsprechend sind meine kinderlosen Kolleginnen kinderlos weil sie
    a) noch auf der unbefristeten Stelle sitzen
    b) keinen Partner (oder einen Fernbeziehung) haben
    c) es mit Mitte 30 eben nicht so einfach mehr klappt.


    Die würden alle gerne (oder einige), die denken nur sie dürften nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Aus meinem (akademischen) Umfeld kann ich folgendes Beobachten: Es wird lange studiert, dann noch promoviert, dann ist frau 30 und hat eine befristete Stelle. Dann erstmal den "richtigen" Berufseinstieg schaffen und ein Jahr in einer unbefristeten Position arbeiten. Dann braucht man noch den richtigen Partner, der AUCH eine unbefristete Position IN DER GLEICHEN STADT hat.. Das alles zusammen ist quasi ein Ding der Unmöglichkeit.


    Entsprechend sind meine kinderlosen Kolleginnen kinderlos weil sie
    a) noch auf der unbefristeten Stelle sitzen
    b) keinen Partner (oder einen Fernbeziehung) haben
    c) es mit Mitte 30 eben nicht so einfach mehr klappt.


    Die würden alle gerne (oder einige), die denken nur sie dürften nicht.


    Tja, ersetze Promotion durch zweites Studium und das ist meine Geschichte.
    Passender Partner war im Studium durchaus vorhanden, weigerte sich aber da (man muss ja erstmal sicher im Job sein. Ich war fertig, mein Partner hatte unbefristete Arbeit und ich war so leichtsinnig dann mit 29 schwanger zu werden in einem befristeten Arbeitsverhältnis. Tja. Seitdem bin ich draußen, mit meinen Diplomen kann ich mir den Po wischen (ich bedaure sie aber nicht).


    Dass Akademikerinnen kinderlos bleiben, ist systemimmanent. Ich muss echt lachen, wenn ich sehe, dass für eine Frauenquote für Führungsposten geworben wird und dann überall gesagt wird: "ja da gibt es ja gar keine Bewerber, Frauen wollen das doch gar nicht machen!" Lasst die gut ausgebildeten Frauen mit Kindern doch erstmal in ein Unternehmen kommen! Frau hat fast keine Chance, wenn frau zu früh aussteigt. Und mit Kind in der Bewerbung hat man praktisch keine Chance mehr auf ein Gespräch.

  • In Deutschland muss man erst Karriere machen, bekommt Kinder und hat dann so gut wie keine Aufstiegschancen mehr. Wenn man aus meinem Eindruck heraus erst mit 35 schwanger wird bleibt einem einfach nicht die Zeit viele Kinder zu bekommen. Aus Vernunft bekommt man zwei dicht nacheinander und steigt dann wieder in den Beruf ein, ein drittes mal in Elternzeit macht doch ein schlechtes Gewissen... #pfeif


    Das kann ich nur bestätigen. Ich habe es nicht nur einmal erlebt, dass die Augen verdreht wurden weil die Kollegen die gerade aus der Elternzeit kam "nun schon wieder schwanger" war.


    Ich selbst hätte gern einen kurzen Abstand zwischen meinen Kindern gehabt - ging aber aus beruflichen Gründen nicht. Oder wäre gegangen, ich habe mir nur eingebildet, es ginge nicht. Denn dann wäre ich statt der 1.5 eben 2.5 oder 3 Jahre in Elternzeit gewesen. Das habe ich mich nicht getraut.


    Erst als ich nach den besagten 18 Monaten Elternzeit wiederkam, da habe ich gemerkt, die sind ganz wunderbar ohne mich klargekommen und wären es auch ein paar Monate länger. #augen


    So ein bisschen könnte ich mich in den A*** beißen dafür, dass ich meine Familienplanung damals hintenan gestellt habe. #schäm

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    There is no foot too small, that it cannot leave an imprint on this world.

  • - sehr hohe Anforderungen für eine Festeinstellung in den hoch- und höchstqualifizierten Berufen. Für Frauen kommt dann der richtige Zeitpunkt zum Kinderkriegen eigentlich nie, wenn die ganze Qualifiziererei nicht umsonst gewesen sein soll und man das Kind vielleicht auch mal im wachen Zustand sehen möchte (klar kann man ne Kinderfrau von KiTa-Schluss bis Feierabend dazubuchen, aber das war jetzt nicht meine Vorstellung von "Muttersein"
    -fehlendes Entgegenkommen der Arbeitgeber speziell bei Müttern. Selbst wenn die Mutter Vollzeit arbeiten will, ist das ja nur ein Bruchteil der Leistung, die im Konkurrenzkampf auf dem Bewerbermarkt erwartet wird.
    - es fehlt den Arbeitgebern und dem Gesetzgeber die Erkenntnis, dass Eltern der Rücken gestärkt werden müsste (also auch Vätern, die Aufgaben der Kinderbetreuung mit übernehmen). Das Beharren auf irgendwelchen Frauenquoten ist dagegen ein Witz; die Einschränkungen kommen ja nicht dadurch, dass "man" weiblich ist, sondern einfach andere Verpflichtungen hat als Alleinstehende (wenn die nicht gerade ihre Eltern pflegen)
    - fehlende Rückendeckung, falls die Partnerschaft nicht perfekt ist. Großeltern wollen - zurecht - auch irgendwann mal ihren wohlverdienten Ruhestand genießen; ohne familiäre Solidarität ist aber speziell das Ausfüllen einer Doppelrolle (Mutter-Berufstätig) schwierig
    - fehlende Rückendeckung der "Familienmütter", wenn sie zwangsweise als Haupternährer arbeiten gehen müssen. Kaum Absicherung nach einer Scheidung und gesetzlicher Zwang, sehr früh (ab vollendetem dritten Lebensjahr des Kindes) Vollzeit arbeiten zu gehen. Die meisten Arbeitgeber schrecken aber selbst bei Ganztags-KiTa-Platz vor einer Einstellung zurück, wenn sie es mit kinderlosen Mitbewerbern "leichter" haben könnten (keine Kinderkranktage; Überstunden und Dienstreisen immer spontan möglich, etc.)
    - gesellschaftliche Unsicherheit, wie Kinder zu erziehen sind; "Übereinmischung" staatlicher und pädagogischer Stellen. Kümmert man sich viel und vielleicht auch noch bedürfnisorientiert: "Übermutter", "verzieht ihr Kind". Handhabt man das ganze sachlicher und geht nebenbei arbeiten "hat nur ihre Karriere im Kopf". Wenig Solidarität zwischen Müttern ("Mütterolympiade").
    - Je nach Region dürfen Kinder in der Öffentlichkeit keine Geräusche von sich geben und sollen sich permanent wie kleine Erwachsene benehmen. Klar, das war jetzt in der Großstadt nicht so das Ding; hier auf dem Dorf merk ich das schon.
    - Muttersein ist auch einfach nicht mehr so hipp. Die Muttis werden zumindest von meinen Kollegen schon ganz schön belächelt (stört mich jetzt nicht).


    Aber die interessante Frage ist doch: hätte mich irgendetwas davon abgehalten, mein Kind zu bekommen. Nein, natürlich nicht. Die Liste - die ich auch noch fortsetzen könnte - basiert komplett erst auf Erfahrungen nach der Elternzeit. Vor der Elternzeit hätte ich die Probleme gar nicht gekannt. Ich würde also kein zweites Kind mehr wagen. Außer natürlich aus ganz anderen Gründen doch, nämlich aus der Erfahrung des Glücks mit dem ersten.
    Dass viele aber auch aufs erste Verzichten, hat vielleicht weniger mit praktischen Gründen zu tun als eben vielmehr der Hoffnung/Suche nach dem richtigen Partner, den vielfältigen Anforderungen während der Ausbildung, vielleicht auch der Tendenz der Männer meiner Generation, wenig Lust auf die Rolle und die Verantwortung des Familienvaters zu haben (klar, die haben sich auch alle irgendwie durch ihre Qualifizierereien durchgekämpft)

  • Darf ich noch dazu sagen, dass ich momentan genau in dieser "schlechtes Gewissen" Situation bin. Eigentlich müsste ich mal "richtig arbeiten", stattdessen wünschen wir uns das zweite Kind... #finger
    Die Sache mit den befristeten Stellen habe ich meinem Mann übrigens recht schnell ausgeredet - ICH hatte Zeit schwanger zu werden :D Jetzt läuft seine Stelle im März aus und ICH hätte schon wieder Zeit... #stumm #tuppern

    ~*~ Ich habe keine Lösung, aber ich bewundere das Problem. ~*~


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  • Und mit Kind in der Bewerbung hat man praktisch keine Chance mehr auf ein Gespräch.


    Muss man Kinder denn zwingend angeben in der Bewerbung? (Traurig, dass diese Frage gestellt werden muss, ich weiß.)


    Soweit ich informiert bin, kann man Familienstand und Kinder weglassen wegen Diskrimnierung und so? #confused


    Damit hätte man zumindest schon einmal eine Chance auf ein Gespräch.

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  • Muss man Kinder denn zwingend angeben in der Bewerbung? (Traurig, dass diese Frage gestellt werden muss, ich weiß.)


    Soweit ich informiert bin, kann man Familienstand und Kinder weglassen wegen Diskrimnierung und so? #confused


    Damit hätte man zumindest schon einmal eine Chance auf ein Gespräch.


    Manchmal sind Lücken aber nur mit der Angabe von Kindern zu schließen... ansonsten trifft wahrscheinlich ehr Fall 2 zu, erst Karriere, dann Kinder und Wiedereinstieg in den Job, sodass man die Elternzeit als Betriebszugehörigkeit in den Lebenslauf einbindet: von 2004 bis 2011 beschäftigt bei xyz, die Elternzeit von 2006 bis 2009 verschweigt man da...
    Ich hatte z.B. nach dem Studium ein Beschäftigungsverbot ohne feste Anstellung, was schreibe ich da? Nach der Geburt sind wir nach Frankreich gezogen und ich war noch 6 Monate zu Hause bis ich hier einen Job gefunden habe...

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    • Offizieller Beitrag

    Muss man Kinder denn zwingend angeben in der Bewerbung? (Traurig, dass diese Frage gestellt werden muss, ich weiß.)


    Soweit ich informiert bin, kann man Familienstand und Kinder weglassen wegen Diskrimnierung und so? #confused


    Damit hätte man zumindest schon einmal eine Chance auf ein Gespräch.


    Lücken sind aber schlimmer als Kinder. Das könnte dann Psychatrie, Reha oder Gefängnis heißen. Da sind Kinder doch wieder besser als Lücken. Mein Vertrag lief im 6. Monat aus, danach fand ich nix und schwupps war da die Lücke, die immer größer und größer wurde.

  • Ich empfinde die deutsche Gesellschaft auch nicht als kinderfreundlich.


    Der Staat mit seinen "Kinder"Leistungen jedoch ist unübertreffbar! Meinen amerikanischen Freunden fällt da jedes Mal die Kinnlade runter, wenn ich von den Geldleistungen erzähle, die man hier förmlich hinterhergeschmissen kriegt, nur, damit dem deutschen Staat nicht die Kinderlein ausgehen. :D


    Den US-Vergleich empfinde ich genauso! Schon als Aupair war ich begeistert von der Kinderfreundlichkeit., und mittlerweile kann ich mehrere US-Bundesstaaten vergleichen und komme zu demselben Ergebnis.


    Meine Freundin (hier in D) hat 3 Kinder und wird regelmäßig nur ein Wort gefragt: "Warum?".


    Und ich selbst muss sagen, daß mir die "Südländer" immer kinder+ Schwangerschaftsfreundlicher begegnet sind als die "Deutschen". Es waren nie Deutsche, die mir in der U-Bahn hochschwanger einen Sitzplatz anboten, immer nur die Südländer. Oder diejenigen, die südländisch aussahen und eine andere Sprache sprachen. ;) Und beim Bäcker kriegt meine Tochter immer nur von der türkischen Verkäuferin ein 2. Brötchen geschenkt.


    Sind natürlich nur subjektive Erfahrungen, aber immerhin.


    Irgendwie finde ich auch, daß in Deutschland eine ganz klare Freundschaftsgrenze gezogen wird zwischen Frauen mit Kindern und Frauen ohne Kinder. Diese Freundschaften gehen meistens über kurz oder lang auseinander, weil man so "unvereinbare" Lebenszustände hat. #augen

    Alles was schön ist, bleibt schön, auch wenn es welkt. Und unsere Liebe bleibt Liebe, auch wenn wir sterben.


    Maxim Gorkij


  • Irgendwie finde ich auch, daß in Deutschland eine ganz klare Freundschaftsgrenze gezogen wird zwischen Frauen mit Kindern und Frauen ohne Kinder. Diese Freundschaften gehen meistens über kurz oder lang auseinander, weil man so "unvereinbare" Lebenszustände hat. #augen

    Das ist ein interessantes Argument, das ich voll unterstützen kann - bis auf meine kleine Schwester und eine Freundin habe ich fast null Kontakte zu Kinderlosen - mehr. Wir waren in unserem Freundeskreis die ersten mit Kind, alle waren Mitte 20, und sobald das Baby da war: schwups, raus. Trotz Bemühungen "klappte" es einfach nicht mehr, sich zum Kaffee zu treffen, sich mal zu besuchen etc. Von abends Party usw. ganz abgesehen; selbst wenn wir mal nen Babysitter hatten, fühlten wir uns wie Fremdkörper und haben das bald gelassen. Es wurde einfach erwartet, dass wir mit Baby an "so was" nun kein Interesse mehr haben, und ständig nachfragen wollten wir irgendwann auch nicht mehr...


    Diese Zweiteilung der Welten (an der ich natürlich mit schuld bin, keine Frage) führt dazu, dass Eltern für Kinderlose die ganze Zeit über eine fremde, exotische Lebensform sind - und was man nicht kennt (und tendenziell immer als stressig und problematisch dargestellt bekommt), das wird man kaum erstrebenswert finden #weissnicht

    Grüße vom nkind
    mit Tochter (2004), Sohn (2008 ) und Wunderkind (03/2014)


    Wir reisen um die Welt:
    Die Weltwunderer

  • Kann ich auch bestätigen. Besonders getroffen hat mich das bei einer Freundin, die ich seit der Grundschule hatte und die selbst sieben jüngere Geschwister hat und also zumindest ein wenig in der Materie drin sein sollte. Kein Verständnis, keinen Deut. Seit einem Jahr kein Kontakt mehr, weil ich nicht mit in die Spätvorstellung eines sehr langen Films wollte, als Töchterlein noch keine 4 Wochen alt war ;(

  • Was ich auch schon gehört hab: rassistische Argumente... Um sich gegen Ausländer abzugrenzen, die vorurteilshafterweise viele Kinder haben, kriegt man eben nur eins oder besser gar keins. Bei solchen Leuten bin ich damit auch einverstanden. Rassisten müssen sich nicht unbedingt vermehren...


    Das mit dem Freundeskreis kenne ich auch. Nur Unverständnis: entweder rein geldorientiert oder auch aus Überzeugung ("wie kann man in diese böse Welt noch Kinder setzen?").