Museen in Europa - wer kann/mag sie vergleichen?

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  • Was ganz oft vergessen geht, wenn kritisiert wird, es gäbe "zu wenig zu tun": Hands-on macht Arbeit und zwar so richtig viel.

    Da wird Zeug kaputt gehen, vieles unabsichtlich, so manches auch absichtlich; Material muss nachgefüllt werden, Schmierereien entfernt, Krümel von nicht erlaubtem Essen aus Spalten gepopelt werden...

    Das beschäftigt zum Teil ganze Teams, je nach "Interaktivität" des Museums.


    Und gerade da hapert es bei vielen Museen: für eine Ausstellungsgestaltung kriegt man schon irgendwie Geld zusammen. Für den Lohn des Technikteams über mehrere Jahre? #weissnicht Das brauchts doch nicht...


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich bin da ganz bei Talpa

    Wenn ich ein Kind berieseln und bespaßen will, geh ich in einen Freizeitpark und nicht in ein Museum.

    Und ich selber geh auch tatsächlich nur in Museen, die mich thematisch interessieren, und dann ist mir die Didaktik auch zweitrangig.

    Persönlich mag ich am liebsten Museen mit genug Platz für Exponate, einer kleinen Erklärung zum Exponat und that's it. Ich finde viel zu lesen und vor allem diesen ganzen medialen Bildschirmkram maximal anstrengend und ablenkend. Gibt mir nix.

    Am liebsten ist mir eine schöne Führung mit jemandem, der/die für den Kram im Museum brennt, mit viel Hintergrundwissen und überhaupt was "freakiges".

    In Museen war ich bisher in nahezu allen europäischen und außereuropäischen Ländern, die ich bereist habe (das historische Museum in Ulanbaatar unterschied sich didaktisch nicht vom Burgmuseum von Burg Eltz im Rheinland) , konnte aber keinen generellen Unterschied zu Deutschland feststellen #weissnicht . Es gibt überall Museen, die mir gefallen oder eben nicht gefallen, das ist nicht länderabhängig.

    Dieser Beitrag kann eine eigene Meinung enthalten. Im Idealfall ist es die des Verfassers. :evil:

  • In diesem Jahr waren wir in mehreren Museen:


    In der Kunsthalle Bremen, gab es zum Teil ein paar ausgewählte Gemälde in einer "Fühl"-Variante für Seh-Behinderte. Auch sehr interessante Exponate!


    Das fand ich schon toll.


    Im Angermuseum Erfurt war es eher klassisch: Gemälde mit Etikett (Künstler_in, Jahr, Titel, evtl. Eigentümer_in), die aktuelle Sonderausstellung hatte noch erläuternde Texte.


    Sehr toll fand ich das Archäologische Museum in Brandenburg an der Havel. Zum teil auch mit Bildschirmen: Dort wurde zum Beispiel gezeigt, wie getöpfert oder auch ein Faustkeil hergestellt wird. die hatten auch einen Querschnitt: Oben das Haus mit keller, dann darunter die verschiedenen Schichten der Geschichte.


    Das Landesmuseum Oldenburg (Naturkunde, Einfluss Mensch/Natur), war auch sehr schön, beeindruckend der Moorraum mit Moorleiche , einem Querschnitt, auc alles zu den Küsten, den Gezeiten) manche Sachen auch fast künstlerisch.


    Ich mag auch Freilichtmuseen (Cloppenburg, Kloster Vessra, Fladungen, Hohenfelden....).

  • Hmmm, mir geht es da gar nicht um mediale Angebote. Sondern die Ausstellungskonzeption. Es gibt Museen, wo ich das Gefühl habe da wurden die Objekte einfach nur reingestellt und das war's.

    Das kann natürlich Mal einen gewissen schrulligen Charme haben, wie bei dem beschriebenen Museum in Kairo, aber eigentlich schätze ich schon, wenn man einen roten Faden in der Ausstellung erkennt.

    Ich war letztes Jahr auf Föhr in einem Kunstmuseum und hab dort eine Ausstellung zur Provenienzforschung besucht. Die war toll, einfach spannend und informativ, ganz ohne Entertainment oder Schnickschnack.


    Ich mag auch Mitmach-Museen wie das Mathematikum in Gießen, aber das ist dann tatsächlich ein bisschen eine andere Museumsform.

  • Zuletzt beeindruckt hat mich ein kleines Museum in einem Kibbuz in Israel zur Jungsteinzeit. Es war mit viel Liebe erstellt und wir durften echte Steinwerkzeuge (bei der Führung) selber in die Hand nehmen.

    Nur ein Ein-Raum-Museum, aber viele tolle Originale sehr schön präsentiert mit Fundfotos, Rekonstruktionen und farbigen Rekonstruktionszeichnungen die einen in die Zeit der Frühbronze mitnahmen. Es war wirklich viel auf kleinem Raum gut durchdacht untergebracht. Und man merkte, dass die Kibbuzbewohner/innen sich mit ihrer Ausgrabungsstelle persönlich sehr verbunden fühlten - ich glaube, das machte viel aus.

  • Ein bisschen kommt es auf die Zielgruppe an, behaupte ich mal.

    Hier ums Eck ist das neanderthalmuseum das durchaus Familien mit kleineren Kindern anspricht.

    Die Exponate sind lebendig präsentiert, oft in Form von erzählten Geschichten.

    Es gibt in Schaukasten noch jede Menge Extras zu entdecken, da allerdings eher für ältere und Erwachsene.

    Es gibt eine Steinzeitwerkstatt in der die Kinder versuchen können mit steinzeitlichem Werkzeug irgendetwas herzustellen. Und es gibt naturgeschützten Wald und einen netten Spielplatz damit die Kinder sich auch austoben können.

    Das Konzept ist imho gut durchdacht und wird auch angenommen. Allerdings muss ich zugeben dass der Eintritt mit mehreren Kindern ganz schön happig ist.

    Schokojunkie mit Töchtern (5/07 und7/09)

  • Das Neanderthalmuseum hatte ich oben gemeint - das hat nur meinem Kiga-Kind gefallen. Es gab nette Sachen zum Anfassen und Ausprobieren. Aber die Möglichkeit der Vertiefung hat es eben gar nicht angeboten. Originale wurden nicht gezeigt. Viel Klamauk - aber ansonsten habe ich mich ein bisschen verschaukelt gefühlt.

  • Die Finanzierung scheint in Deutschland echt ein Problem zu sein.

    Reichere Kommunen können sich gut ausgestattete Museen leisten und günstige Jahreskarten anbieten. Hier in Düsseldorf gibt es wirklich tolle Kunstsammlungen die echt preiswert über Dauerkarten zu besuchen sind. Die sind auch toll Kuratiert und machen auch regelmäßig Aktionen für Familien. Da dürfen die Kinder dann unter Aufsicht von museumsmitarbriterinnen tolle Themen bearbeiten. Dabei wird hochwertiges Material gestellt. (Soweit ich weiß wird das ganze noch von einer ortsansässigen wirtschaftskanzlei gesponsert).

    Schokojunkie mit Töchtern (5/07 und7/09)

  • Auch in Deutschland bin ich oft in Museen, da gibt es große Unterschiede. Aber dann war ich neulich in Berlin auf der Museumsinsel im Neuen Museum. Ich gucke mir gern archäologische Sachen an, so auch dort. Und was war? Vitrinen voll mit Zeug, die Erklärungen dürftig, oft so was wie „Trinkbecher aus der Sammlung von Max Meier“ (naja, fast jedenfalls). Klar, einzelne Bereiche waren auch mal besser und interessanter gestaltet, aber insgesamt fand ich es enttäuschend. Wenn ich dagegen an Mørsgård denke - ein ganz anderes Konzept. Gut, sie bauen gerade um auf der Museumsinsel, aber die Ausstellung wirkte, als sei sie seit langer Zeit nicht mehr überdacht oder verändert worden…

    Ich empfinde das oft genauso.

    Mein persönlicher Tiefpunkt war vor etlichen Jahren eine Sonderaustellung zu 1000 Jahre Mecklenburg. Eine vermutlich einmalige Zusammenstellung wertvoller Stücke - aber beschriftet mit winzigen Schildern, die ich schon als damals noch recht junger Mensch kaum lesen konnte und es fehlte so ziemlich jeglicher Überblick, was in den 1000 Jahren eigentlich passiert ist. Da diese Geschichte zu DDR-Zeiten wenig bis gar nicht thematisiert wurde, konnte man auch definitiv nicht davon ausgehen, dass das Wissen dazu weit verbreitet gewesen wäre. Ich war tief enttäuscht.


    Wir haben uns gefragt, ob Museumskonzepte etwas nationales sind

    Ich behaupte ja.

    Ich war in den 1990ern in einigen Museen in Großbritannien, teilweise in kleinen Dörfern. Alle waren extrem gut gemacht, schon damals multimedial aufgemacht und ich habe wahnsinnig viel mitgenommen, obwohl mein Englisch damals noch nicht besonders gut war.

    In ähnlicher Zeit war ich auch in Paris in einem Sciene-Museum und begeistert.

    Als ich das erste Mal im Deutschen Museum in München war, von dem mir Kommilitonen jahrelang vorgeschwärmt hatten, war ich bitter enttäuscht. Auch da - viele besondere Exponate, aber vieles schlecht präsentiert. (War jetzt lange nicht mehr da. Es wurde ja zumindest teilweise umgebaut. Vielleicht ist es inzwischen besser)

  • Huch, wo bin ich Dir denn auf die Füsse getreten?


    Vielleicht liest Du mein Ststement nochmal durch und bemerkst, dass ich etwas in Museen kritisiere, was mich stört.


    Was dem Publikum gefällt, ist übrigens sehr, sehr vielfältig - was kritisiert wird, genauso. Ich habe die Kritik "zu viel Text" schon gleich oft gehört wie "zu wenig Text" ;) In derselben Ausstellung.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • ich war vor über zwanzig Jahren mal im Deutschen Museum, das fand ich damals schon eher so naja. riesig.. aber nicht die Ebene, die ich gebraucht hätte.


    In Dresden sind bspw. die Technischen Sammlungen mein Lieblingsmuseum, weil man so ziemlich alles ausprobieren kann.

    Das Hygienemuseum ist imposant, das Kindermuseum war und ist ziemlich cool, mein Kind fand's trotzdem irgendwie langweilig, wir hätten eher ins Verkehrsmuseum ziehen können ^^


    In London fand Ichs genial, dass die Museen alle kostenfrei waren.

    In Dänemark waren wir in einem Wikingermuseum, wo mitmachen absolut erwünscht war und zum Angebot gehörte. In Deutschland erlebe ich sowas häufiger nur zu speziellen Events (Museumsnacht etc..)


    Ich selber bin in einem besonderen Bereich tätig: eine Gedenkstätte am authentischen Ort. Anscheinend 'reicht' das aber manchen nicht, Google-Rezensenten schlagen vor, dass wir unseren Kellerbereich (ehemaliger Tötungskeller, "Aktion T4") doch lebendiger gestalten sollten, damit man sich das besser vorstellen kann..

    Fühl-Objekte haben wir bspw nicht und würde auch überhaupt nicht in unser Vermittlungskonzept passen.

  • Was dem Publikum gefällt, ist übrigens sehr, sehr vielfältig - was kritisiert wird, genauso. Ich habe die Kritik "zu viel Text" schon gleich oft gehört wie "zu wenig Text" ;) In derselben Ausstellung.

    Im British Museum - das ist aber schon 20 Jahre her - gab es mehrere Texte - zur Kurzinfo und zur Vertiefung. Um wem das nicht reichte, der konnte an der Info noch eine lange Exponatsbeschreibung ausgedruckt bekommen - auch für Objekte im Depot.

    Ich fand die Mehrstufigkeit gut, denn die Vorkenntnisse und Fragen an das Objekt sind ja doch sehr verschieden. Vielen reicht eine Kurzinfo, manche möchten aber doch mehr wissen - und diese Expertise ist ja im Museum in der Regel vorhanden.

  • Ich selber bin in einem besonderen Bereich tätig: eine Gedenkstätte am authentischen Ort. Anscheinend 'reicht' das aber manchen nicht, Google-Rezensenten schlagen vor, dass wir unseren Kellerbereich (ehemaliger Tötungskeller, "Aktion T4") doch lebendiger gestalten sollten, damit man sich das besser vorstellen kann..

    8o Alter.... da fehlen einem echt die Worte.

  • Gut gemachte Museen mit spannenden Konzepten fand ich;


    Auswandererhaus in Bremerhaven

    Hansemuseum in Lübeck


    Im Auswandererhaus bekommt man zu Beginn zwei Identitäten und kann die Gesichte dieser Personen nachverfolgen ( einmal einen Auswanderer und dann einen Einwanderer)


    In Lübeck gab es sehr gut gestaltete Räume zu den einzelnen Hansestädten.

    Nona mit großer (03) und und kleiner (05) Tochter und kleinem Sohn (2008 )

  • Dieses Museum möchte ich schon so lange mal besuchen! Wenn wir endlich mal wieder halbwegs in der Nähe sind, dann gehe ich da definitiv rein!


    Wir waren kürzlich das erste Mal seit ewigen Zeiten im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Aber da braucht man einige Besuche, bis man alles gesehen hat, das einen interessiert, wenn man nur ein halbwegs interessierter Mensch ist. Ich war schwer beeindruckt und werde sicher bald mal wieder mit meinen zwei größeren Kindern hinfahren.

  • Meine Schwiegereltern waren letztes Jahr in England. In jedem Museum, in jeder Kirche, in jeder Burg standen "Ehrenamtliche" die erklärt haben.

    Das hat meine Schwiegermutter so gut gefallen, dass sie jetzt selbst als Ehrenamtliche in einem Museum in Wien arbeitet. Im Moment ist sie noch im Empfangsbereich tätig und hilft da den Gästen sich zurecht zu finden. Bald wechselt sie ins Museum und erklärt dort. Sie übernimmt 3 Dienste pro Monat.



    Ich glaube sowas wertet ein Museum sehr auf!

    Diese Erfahrung haben wir in England auch in den weniger touristisch überlaufenen Museen (abseits von London und Stonehenge etc.) gemacht. Überall rüstige Rentner, die uns begeistert und teilweise sogar auf deutsch ihre Museen erklärten. Wir waren völlig überwältigt von der Freundlichkeit der Menschen. #super

    Viele Museen waren sogar umsonst, man konnte aber spenden oder wetten oder Tee kaufen oder am Quiz teilnehmen gegen Spenden.

  • Ich persönlich mag gerne Museen mit Technik und Filmen und Audioguides. Im Ausland ist man da - meine ich weiter. Oft kann man auch einfach eine Führung aufs eigene Handy mit QR Code runterladen. Ist auch viel praktischer als das Geraffel mit Geräten und Kopfhörer leihen etc.


    Toll in Deutschland finde ich die Museen des LVR wie die Freilichtmuseen oder das Römermuseum in Xanten. Hier sind Kinder auch umsonst.


    Besonders gut ist mir auch das Museum im Nationalpark Hainich in Erinnerung geblieben.


    Für mich das beeindruckenste Museum war aber die Casa Battlo in Barcelona. Man wurde mit einem kleinen Tablet durchs Haus geführt und bekam sehr, sehr viele Infos zu Gaudi und dem Haus. Das Beste aber war, dass man das Tablet im Haus an eine Stelle halten konnte und es fotografierte erst diese Stelle und dann verwandelte sich das Foto, z.B. sassen Menschen aus früheren Jahrhunderten auf dem Sofa oder Gaudi selbst erschien und zeichnete oder ein Fenster verwandelte sich in einen Fisch, um die Inspirationsquelle zu zeigen etc. Sehr faszinierend.

  • Was uns in den letzten Jahren sehr gut gefallen hat, war das Leopold Mozart Museum in Augsburg. Das ist ziemlich überschaubar (ein Haus, in dem er gelebt hat) und eine sehr gute Mischung aus Exponaten, Lesen, Hören, Selbst-Machen (z.B. mal selbst versuchen, auf einer Geige zu spielen). Für die Kinder gab es ein Quiz, das wir auch recht gut fanden (was nicht immer in Museen der Fall ist).

    Dort empfohlen wurde uns das Fugger und Welser Museum, das ähnlich aufgemacht sein soll.

  • Oh, wie schön! Vielen Dank für die interessanten Beiträge und die Anregungen und verschiedenen Ansichten - genau so etwas hatte ich mir erhofft!


    Dass die Geschmäcker verschieden sind, die Erwartungen, die Themen (sowieso) und die vermittelnden Kanäle, die man attraktiv findet oder eben nicht so (ich habe zum Beispiel nicht gern Audioguides, weil ich da nicht überblicken kann, was als nächstes kommt, nicht gern alles hören will, sondern gezielt auswählen möchte - das geht mit Beschriftungen besser :) aber das macht ja viel aus, ob man mehrere Möglichkeiten der Annäherung hat oder nicht)


    Sehr spannend, was ihr an Hintergrund habt! Und wie unterschiedlich es wahrgenommen wird #top Für mich wird ganz deutlich, wie schwierig es sein muss, ein „gutes“ Museum zu konzipieren 8o Und ich nehme hier eine Menge Anregungen mit, wo ich noch hin will ^^ leider ist der Süden Deutschlands so weit weg… da habe ich noch eine laange Liste abzuarbeiten.


    Wollen wir vielleicht einen eigenen Strang mit Museums-Tipps und was einem dort gefallen hat - vielleicht nach Ländern sortiert? - machen? Oder gibt es das schon?