Sind wir wirklich so weit weg von einer natürlichen Babyernährung?

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  • Das fällt mir meine Schwiegeroma ein. Jahrgang 36.
    Als mein Sohn geboren wurde habe ich ja pumpgestillt und das wusste auch jeder. Und die Uroma hat mich dann bei jedem Treffen gefragt, ob er denn immernoch Muttermilch bekäme und war jedes Mal total begeistert. Denn ihr hatte man bei ihren 3 Kindern (Jahrgang 59, 61 & 64) erzählt, die Milch ginge nach 6 Wochen weg und beim dritten Kind hat sie das dann nicht geglaubt und einfach noch 3 Monate weiter gestillt. Und dann aus Angst und weil sie es vor ihrem Mann nicht merh verheimlichen konnte 8I , doch Flaschenmilch gegeben!
    Sie fand also durch mit die Bestätigung, dass es länger geht! Viel länger! Als ich nach 21 Monaten aufgehört habe abzupumpen hat sie mich ganz lieb gefragt, ob sie das erzählen dürfte, weil ihr in ihren Seniorenkreisen auch immer keiner glaubt, wie lange die Milch noch da ist!
    Mal gucken wie sie es dann findet, wenn ich im November auf ihrerm Geburtstag ein fast dreijähriges Kind stille *g*.


    mit J. (3/2008) und G. (1/2011)



    2.321 Beiträge!


  • Neulich habe ich mal mitgehoert, wie sich 2 Damen darueber ausgelassen haben, dass eine andere Frau ihr Kleinkind in der Kirche gestillt hat. Da habe ich kurz ueberlegt, ob ich was sage... ich hatte meine Maus im gleichen Gottesdienst auch gestillt #pfeif

    Komisch, irgendwie kann ich nicht nachvollziehen wieso man stillen in der Kirche für besonders unanständig halten sollte. Da erwarte ich doch auch Darstellungen wie diese: http://www.rz.uni-karlsruhe.de/~aj04/santiago/burgos/P1000626.jpg . Da hat man doch das gute Vorbild quasi gleich vor der Nase :)

  • Arashu, das stimmt und wenn man mal als Suchbegriff "stillende Madonna" eigibt, dann sieht man auch Gemälde, auf denen definitiv ein Kleinkind gestillt wird und kein Neugeborenes mehr.

    You never know how strong you are until being strong is the only choice you have

    .


  • Ich fand es früher ohne KInd ehrlichgesagt auch komisch, aber als die Maus mit einem Jahr wirklich fast noch gar nichts gegessen hat, war es einfach normal, sie weiterzustillen, sonst wäre sie verhungert! Habe dann übrigens bis knapp 3 weitergestillt, bis ich wieder schwanger war. Ich konnte mir dann auch mit 2 Jahren absolut nicht vorstellen, abzustillen.
    Ich denke, die meisten, die nur kurz stillen, haben irgendwie ihre Instinkte verlernt #confused

  • Ich oute mich mal:
    Früher ( Zeitrechnung vor eignem Kind :D ) fand ich es auch irgendwie befremdlich ein "großer Kind" ( also ü 1 Jahr) zu stillen. Ich fand, dass sah schon irgendwie komisch aus, wenn da so ein fertiges Menschlein an der Mutterbrust hing.
    .....und ich hab auch immer gesagt, dass ich sicher um den ersten Geburtstag abstillen würde.

    Tja, jetzt hab ich selbst ein Kind, es wird im November 1 Jahr und ich denke nicht daran, heute oder morgen abzustillen.
    Meinungen können sich also auch ändern.

  • Sorry ich bekomme das zitieren mit dem Tablet nicht hin #schäm

    Also ich wollte mich voll und ganz hoppla anschliessen. So als "kinderlose" konnte ich mir auch nicht vorstellen lange zu stillen.
    Auf andere wirkt mein Kind sicher auch schon gross, aber ich koennte mir nicht vorstellen ihn jetzt schon abzustillen, auch wenn ich im Kollegenumfeld auch eher der Exot bin. Im Freundeskreis hab ich hingegen mehrere "Langzeitstiller"

  • Ich kann mich gar nicht entsinnen, eine besondere Meinung zum Stillen gehabt zu haben, bevor ich Mama wurde.
    Jetzt ist der Kleine 14 Monate, eben hat er gestillt und nun schläft er in meinem Arm, während ich das schreibe #love ich denke derzeit immer wieder, dass es für mich total unnatürlich und ein echter Kraftakt wäre, ihn abzustillen. Warum sollte ich? Ein Kind selbst zu stillen, jeden Tag, fühlt sich so normal an. Auch wenn es 2, 3 Jahre alt ist. Älter kann ich nichts zu sagen, mein Großer war kurz nach dem 3. Geburtstag fertig.
    Aber ich finde es genauso normal, dass es für uns manchmal komisch aussieht, wenn ein anderes, etwas größeres Kind gestillt wird. Aber hm, stillen ist ja auch etwas persönliches. Das wäre mir vielleicht auch unangenehm, zuzuhören, wie Mama und Kind sich die tollsten Liebeserklärungen zuflüstern, innig kuscheln oder (doofer Vergleich) eine Mama ihrem Kind auf der Toilette hilft. Als würde ich bei einem Moment nicht stören wollen. Da ist dann irgendwie doch in mir verankert, dass kleine Babys immer und überall gestillt werden, unter anderem, weil sie essen müssen. 1- und 2jährige hingegen haben sicher auch Durst, aber da stehen dann ja oft noch ganz andere persönliche Bedürfnisse der Kinder im Vordergrund.

    #herzen Meine Jungs J.E. 09/08 und S.E. 06/12

  • Vor drei Jahren war ich mit meinem damals knapp Achtjährigen bei der Kinderpsychologin wegen eines Intelligentstests und der Frage, ob es sinnvoll ist, ihn die zweite Klasse überspringen zu lassen. Die Frau fragte mich, ob ich in gestillt hätte und wie lange. (Hier ist es absolut unüblich, Kinder länger als 1 Jahr zu stillen und die, die das tun sind entweder sehr mutig und ein wenig auf "Krawall gebürstet" oder tun das eben mehr oder weniger heimlich.)
    Ich fragte sie, ob sie die Stilldauer wirklich wissen will. Sie meinte, ja, das will sie wissen. Als ich ihr dann sagte, dass der Bursche bis 4 1/2 Jahre bei mir getrunken hat hatte ich mich innerlich schon gewappnet und war total erstaunt, als sie meinte, das fände sie total gut.
    Es gibt also auch noch solche Erlebnisse!
    Aber oft genug wurde ich auch gefragt, ob ich ihn denn auch noch stillen würde wenn er in die Schule geht und ob ich in der Pause dann hingehen würde zum stillen. Irgendwann hat mich diese Frage so genervt, dass ich den Leuten darauf total im Brustton der Überzeugung geantwortet habe: "Natürlich! Was meinst denn du wozu es in der Schule Milchpausen gibt?" Ich glaube, die haben über mich alle den Kopf geschüttelt, aber meinen Kindern und mir tat das gut. Wir haben lange, schöne Stillzeiten genossen (insgesamt hab ich 15 Jahre gestillt) und haben uns nicht um das geschert was die anderen denken. Frei nach dem Motto: "Ist der Ruf erst mal ruiniert, dann lebt sich's völlig ungeniert!"
    Ich denke schon, dass wir hier in Deutschland alle ein bisschen daneben sind in puncto Kleinkindernährung. Die vergangenen Jahrzehnte haben da ihre Spuren hinterlassen. Meine Mutter hat keins ihrer 5 Kinder länger als 2 Wochen gestillt - wenn überhaupt so lange. Ihr hat man immer gleich nach der Geburt gesagt, dass sie nicht stillen könne, eine "Fleischbrust" hätte und dass es doch viiiel besser sein, dem Baby ein Fläschchen zu geben. Das ist die Erfahrung, die diese Generation gemacht hat. Das bekommt man nicht so leicht aus den Köpfen heraus. In der Stillberatung rufen mich manchmal Großmütter an, total besorgt um die Gesundheit ihrer so lange stillenden Töchter. (Da sind die Enkel so um die neun Monate). Deren Logik ist die ihrer Zeit und das was sie erlebt und gelebt haben ist für sie das Normale. Im günstigsten Fall sind diese Großmütter aufgeschlossen dafür, dass sich das Wissen jetzt wieder etwas weiter entwickelt hat als damals und erinnern sich vielleicht sogar noch daran, dass ihre Mütter dereinst gestillt haben. im ungünstigen Fall können sie sich das so gar nicht vorstellen und dann sind die stillenden Töchter gut beraten, ihrer Mutter zu verklickern dass sie erwachsen sind und das selbst entscheiden.
    Aber: Braucht es nicht immer Mut, etwas anders zu machen als andere Menschen und womöglich noch als die meisten anderen Menschen?

    LG
    Doula

    Der Mensch zu werden, zu dem ich geschaffen bin - das ist meine Lebensaufgabe!

    Ingrid Trobisch

  • Ich hatte gestern ein lustiges Gespräch zu dem Thema. Ich war in der Apotheke und hatte Fragen zu dem verschriebenen Präparat in der Stillzeit. Die Apothekerin fragte mich, wie alt das Kind sei. Auf die Antwort 14 Monate meinte sie dann, ich könne ja dann ruhig abstillen, die Kinderärzte empfehlen mindestens 6 Monate, danach müsse ich doch gar nicht mehr. Ich erwiderte, dass das Kind ja auch mit einem Jahr noch irgendeine Milch braucht als Calciumquelle, und dass es mir unsinnig erscheine, eine maschinell gefertigte Kindermilch auf Kuhmilchbasis zu kaufen, wenn doch noch ausreichend Menschenmilch vorhanden sei. Die Apothekerin schaute mich an, ließ die Worte sacken und sagte irgendwann: "Stimmt eigentlich. Ist doch viel einfacher!" Offenbar war ihr dieser Gedanke vorher noch nie gekommen, dass Menschenmilch sich als Calciumquelle genau so gut eignet wie Kuhmilch.

  • Ich habe mich selten auf Diskussionen eingelassen. Wenn die Sprache auf langes Stillen/ Abstillen kam, habe ich lediglich gesagt, dass ich noch keinen guten Grund gefunden hab, um abzustillen. Warum sollte ich, wenn das Kind es mag und mich es nicht stört?
    Oft kamen dann Argumente wie mal weggehen/ alles essen/ mal was trinken ... und dann habe ich verkündet, dass ich all das doch auch als stillende Frau machen kann und dass das Schöne am Langzeitstillen doch gerade ist, dass man eben nicht mehr permanent stillen muss. Man muss nix - man kann.

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Ich glaube schon, dass gesellschaftlichen noch viel "Unkenntnis", vielleicht auch mangelnder Mut zum längeren Stillen vorhanden ist...aber im Großen und Ganzen hat sich allein in den letzten Jahren so viel getan.
    Tolles Beispiel sit meine Mutter, die selber keines ihrer 4 Kinder stillte, weil sie ja, wie all, "zu wenig hatte" (von Milcheinschuss erst nach einigen Tage wusste sie bis "heute" nichts)....sie hat durhc mich total viel gelernt....am Anfang war sie erstmal total verwundert, aber immerhin neugierig, dann kam nach 6 Monaten das typische "aber jetzt macht man das doch nicht mehr"...ich war aber ziemlich straight bei der Sache und strotzte nur so vor Überzeugung :D Hab ihr da unheimlich viel zu erzählt, wie ich das so sehe und überhaupt, wie das WHO und Mutter Natur so vertreten ^^ Sie musste sich erstmal daran gewöhnen, kannte da sja auch so gar nicht...aber das Ergebnis war, dass sie beim zweiten damals nach 2 Jahren total "stolz" (also mit erhobener Brust und ebenfalls Überzeugung) vor anderen offen davon erzählt hat, wie gut bei uns noch das Stillen klappt und dass der Kleine das einfach noch brauchte #super Da wandelt sich wirklich viel, wenn man es einfach völlig normal vorlebt...da braucht man auch kein Tamtam drum zu machen, find ich, ist halt wie es ist...aber ich bin dankbar für jede stillende Mutter, die sich dafür nicht schämt und eben so normal wie es ist damit umgeht.

    Jetzt gehts ja bei uns bald wieder los #prost Bin gespannt wie die Reaktionen inzwischen so sind...aber ich glaube meine Region hier ist allgemein recht rabig und "alternativ"...sind ja einige hier scheinbar aus meiner Gegend :P

  • Die zum Teil wirklich große Unkenntnis der damaligen Mütter und heutigen Omas erstaunt mich, ehrlich gesagt, immer noch ziemlich.

    Ich hab ja alle meine 4 Kinder recht lange gestillt und wurde in der Familie auch kritisch beäugt. ICH finde es echt erstaunlich, dass die Frauen sich so wenig sich selbst vertraut haben. Und ich finds auch gleichzeitig unglaublich traurig. Meine Mutter war und ist immer recht fasziniert vom Stillen. Sie "konnte" ja damals nicht, weil sie keine Milch hatte. #augen :S Als ich sie mal gefragt hab, warum sie den ganzen "Sche.ß" eigentlich geglaubt hat, den man ihr damals zum Thema Stillen erzählt hat, zuckte sie nur nachdenklich mit den Schultern. "Weiß ich auch nicht." Und sie hat sich ganz offensichtlich sehr geschämt, weil ich das zur Sprache brachte. Heute würde sie vieles anders machen, sagt sie.

    Meine Schwiegermutter genau so. "Kommt da denn noch was?" und ungläubige Blicke, im Sinne von erstaunte Blicke, begleiten mich und den Kleinen.

    Aber selbst, als ich meinen Großen entbunden hatte - der Gute ist jetzt 17 - hat mir eine der Schwestern auf der Entbindungsstation gesagt, ich hätte eh ne Fleischbrust und könne sowieso nicht stillen. Ich hatte mich lautstark beschwert, weil sie meinem Kleinen einfach ne Flasche gegeben hatten statt mich, wie vereinbart, zum Stillen zu wecken, weil ich doch so erschöpft von der langen Geburt war. #flop #sauer Da haben einfach ein paar Schwestern bestimmt, ob ich stillen kann oder nicht. #flop Ich hab meine Sachen damals gepackt und mich samt Kind selbst entlassen. Nicht, ohne mir vorher anzuhören, wie verantwortungslos ich doch bin. Zu Hause hat das Stillen dann nach anfänglichen Schwierigkeiten super geklappt und wir haben 1,25 Jahre gestillt. #flop Aber nee - ich hab ja ne "Fleischbrust" - damit kann man unmöglich stillen. #flop #sauer Solange man im sogar Krankenhaus so einen Blödsinn erzählt bekommt...

    Meine 3 weiteren Kinder hab ich dann in einer Hebammenpraxis bekommen. So doofe Schwestern wollte ich mir nicht nochmal antun. Gott sei Dank verliefen die Schwangerschaften alle problemlos und die Geburten auch. Ich hab da echt ne Krankenhaus-Phobie entwickelt. #sauer

    Mein Mutter findet das im Übrigen jetzt ganz toll, dass ich alles hinterfrage und MEINEN Weg dazu gehe und mir nicht rein quatschen lasse. ^^ #ja Früher, als ich Kind war, hat es sie durchaus auch total genervt. #pfeif

    Alles, was einmal war, ist immer noch. Nur in einer anderen Form. (Hopi-Weisheit)


    Einmal editiert, zuletzt von Ditta (22. August 2013 um 09:09)

  • Hallo,

    vielen Dank für Eure vielen teilweise ernüchternden, aber auch teilweise sehr positiven und schönen Beiträge.

    Ich finde für mich, kann ich daraus nur die Konsequenz ziehen, dass man zum Stillen voll steht und es auch weiterhin nicht heimlich macht. Das Stillen muss sich wieder in das Gedächtnis der Leute einschleifen.

    Natürlich hat sich schon viel getan, aber es gibt immer noch so viel Unwissen. Schade ist, dass nicht jede Mami automatisch eine Stillberaterin zur Seite gestellt wird. Leider trauen sich viele nicht, eine zu kontaktieren.

    Erst heute habe ich mit einer Nachbarin gesprochen, deren Tochter frisch entbunden hat. Ich fragte nach, ob sie denn stillt, da ich ihr dann einen schönen Stillkissenbezug geschenkt hätte. Aber sie meinte nein, sie hätte es erst gar nicht versucht, da es ja bei ihr bei ihren drei Töchtern auch nicht geklappt hätte.
    Dann fragte sie mich, ob ich denn immmmmmmmmer noch stille. Als ich dies bejahte, fragte sie nach, ob die Kinder keinen Nähstoffmangel haben würden. Sie war dann ganz pikiert, als ich sagte, ne schauen Sie doch mal wie rotbackig die sind. Dann kam von ihr der Spruch : "Aber die haben doch schon Zähne!!!" :D Ich sagte dann nur, dass sie keine Angst um mich haben braucht, die fressen mich nicht.

    Viele Grüße und ich freue mich, über weitere Erfahrungsberichte

    Cala

  • Zur Ausgangsfrage: Ja wir sind sehr weit davon entfernt Babies natürlich zu ernähren.

    Jeder Babymilchhersteller wirbt nämlich mit einem Slogan dieser Art: "Das Beste nach der Muttermilch" für ihr Kind nach dem 6. Monat. (Mein Mann sagte mal: Warum stillen sie denn nicht einfach weiter?! )
    Warum also Stillen, wenn es doch so einen tollen, gleichwertigen, praktischen Ersatz gibt?!

    Ich stille so lange ich mag, posaune es aber auch nicht ungefragt in die Gegend. WEnn das Gespräch darauf kommt, spreche ich darüber, als wäre es ganz normal, trotz Beikost weiter zu stillen. Und das ist es ja auch :)

  • Ich möchte nur kurz zwei Argumente einwerfen, mit denen man ein bisschen zumindest kontern kann.

    Das eine wurde schon gesagt: (Fast) alle sind sich immer einig, dass Milch für Kinder ja sooo wichtig ist. Warum dann also Kuhmilch statt Mamamilch?
    Das hatte ich schon vor den eigenen Kindern sehr seltsam gefunden: Dass man 4-6 Monate stillt und dann, wenn man mit Beikost anfängt, plötzlich auch auf Fläschchen umsteigt (und dann auch noch Milchstau-Probleme hat....). Für mich war ein sehr guter Grund immer, dass es so schön praktisch und unaufwändig ist zu stillen. Und dann fange ich an, mir den Aufwand mit Fläschchenspülen anzutun???

    Der zweite Punkt ist, dass es auch niemand seltsam findet, wenn Kinder bis drei Jahren mit Schnulli rumlaufen. Auch hier wieder: warum dann nicht das Original?

    Ich selber habe in der Stillzeit meines Großen beides erlebt: Ermutigung und Abscheu und alles dazwischen. Wobei das Beste die BLICKE waren, von Leuten, mit denen ich nur so flüchtig bekannt war, dass sie sich nicht getraut haben, was zu sagen ...

    Liebe Grüße
    vom Ziesel
    #rose

    Einmal editiert, zuletzt von Ziesel (22. August 2013 um 19:23)

  • Da hier immer mal wieder die Meinungen von Großeltern wieder gegeben werden.
    Meine Oma ( wird jetzt 85 Jahre) fragt mich jedesmal am Telefon, ob ich noch stille und ermutigt mich immer. Sie ist immer total beruhigt, dass das so gut klappt.
    Meine andere Oma erzählte mir, dass als Kind in ihrer Straße eine Frau gewohnt hat, die stillte ihr Kind auch so bis 5-6 Jahre. Meine Oma meinte, dass sie immer sagte, dass das Kind es so gern mag und sie deswegen noch weiter stillt.

    Ich bin froh, dass ich im Umfeld noch ein paar Mädels hab, die auch nach dem ersten Lebensjahr noch weiterstillen. So ist man nicht alleine und es bekommt eine gewisse "Normalität".

    Ziesel:
    Seh ich genauso.
    Ich würde keinen Sinn darin sehen alle naselang in der Nacht aufzustehen um diese blöde Flasche zu machen. Mein Freund meinte gestern auch leichtert, dass es doch wirklich gut ist, dass ich noch stille.

    ...und das mit dem Schnuller ist auch wahr. Blendet man irgendwie aus, weil es so normal ist.

  • So rein statistisch gesehen sind wir übrigens heute viel, viel, viel näher dran an einer natürlichen Babyernährung, als vor 200 Jahren, 100 Jahren, 50 Jahren. Zumindest meinen Informationen nach. Da gabs jede Menge SÄuglinge, die jämmerlich eingingen, weil sie mit Brotsuppe und Kuhmilch aufgezogen wurden (völlig gewollt, weil Muttermilch nix taugte oder Stillen zu verpönt war!). Säuglingssterblichkeiten von bis zu 50 % (!!!) sprechen da ne deutliche Sprache. Die Kinder bekamen übelste Durchfallerkrankungen, fieseste Infektionen, weil sie einfach überhaupt gar keinen Schutz hatten.


    Ein Zeitraum von 200 Jahren ist ja nun sehr lang und du sprichst recht pauschal. Man muss da sicher nach Gesellschaftsschichten differenzieren und wird dann auch unterschiedliche Gründe für die Sterberate finden. Heute überleben nicht nur deshalb mehr Kinder, weil die medizinische Versorgung besser ist, sondern auch weil die Gesamtbevölkerung und somit die Mütter besser ernährt sind. Viele Mütter werden tatsächlich nicht ausreichend Milch gehabt haben, weil sie selbst unterernährt waren. Ich denke da z.B. an die Industrialisierung, die mit einer extremen Verschlechterung der Lebens- und Hygienebedingungen für einen Großteil der Menschen einher ging. Stillen oder nicht ist da dann ein Aspekt bei der Beurteilung der Lage der Säuglinge, aber sicher nicht das Grundproblem. Und gegen die Seuchen, die in den explodierenden Großstädten ausbrechen konnten, schützt auch Muttermilch nicht. Schon gar nicht, wenn Mutter und Kind eh schon geschwächt sind, weil sie auch in der Schwangerschaft nicht geschont oder ausreichend ernährt wurden.
    Ganz anders sah das sicher zu jeder Zeit in den höheren Schichten aus.
    Generell nimmt die Kindersterblichkeit zu, wenn sie abgestillt werden. In vorgeschichtlichen Gesellschaften bewegt sich das wenn ich das richtig erinnere in einem Zeitrahmen von 4-6 Jahren.

    Stillen sei sexistisch finde ich übrigens noch das beste Argument dagegen. Also da hat echt wer was falsch verstanden #hammer

  • Ich hab das recht pauschal geschrieben, weil das Lehrmeinung war, dass die Kinder nicht gestillt gehören, sondern mit Brotsuppe und Co besser (!) ernährt wären. Es gibt da schon Untersuchungen, was so gängige Arztempfehlung war zur Ernährung von Säuglingen, und ne Menge Vorläufer der heutigen Säuglingsnahrung wurden eben anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt - und diese waren preislich eher für eine Bürgertumsschicht gedacht, arme Menschen konnten sich das nämlich nicht leisten.

    Dass die Sterberate nicht NUR über die Ernährung erklärbar ist, ist mir auch klar. Aber AUCH!

  • Es sind aber nicht nur Omas, die glauben, die Milch versiege. Wenn ich erwähne, dass ich gedenke drei Jahre zu Stillen (wie bei der Großen auch), werde ich ganz oft gefragt, ob denn dann auch noch Milch käme. Und dann fragen sie mich immer wieder, ob die Zähne nicht ein Problem seien. Nicht wegen Karies, sondern, ob man denn überhaupt stillen könne, wenn das Kind Zähne hat.
    Ich bin immer wieder schockiert, wenn ich sehe und höre, wie viel Unwissenheit, gerade auch bei Jüngeren und Mittelalten noch vorherrscht.