Kurzsichtigkeit "unabwendbar genetisch festgelegt" ?

Früher haben doch die Leute den ganzen Winter (und auch sonst öfter) kleine Handarbeiten bei ziemlich schlechter Beleuchtung gemacht. Die hätten dann ja zum Großen Teil kurzsichtig sein müssen. Aber alte Leute wurden da wie überall weitsichtig.

Bei mir selber wurde Kurzsichtigkeit festgestellt, da konnte ich gerade lesen (ca 2. Klasse), da war es schon deutlich ausgeprägt. Vorher habe ich nicht gelesen und wir hatten auch keinen Fernseher.Danach wurde ich zur Leseratte, Ursache und Wirkung...
Meine Mutter ist weitsichtig und liest sehr gerne und macht auch viel Handarbeit.
Meine Schwester las und liest etwa ähnlich viel wie ich, sie ist normalsichtig.
Mein Vater hat zwei extrem unterschiedliche Augen, eines stark kurzsichtig, eines normal, beide Hornhautverkrümmung. Hat der nur mit einem Auge gelesen?

Ich denke, es ist Genetik.

Ich kenne den Begriff Sehschule einfach als den Raum beim Augenarzt, wo eben Kinder diagnostiziert werden und nicht als "Schule" in der Sehtraining gemacht wird. Das war jedenfalls bei all den Ärzten so, wo ich bisher war.

Fia, ich würde es auch einmal im Jahr kontrollieren lassen, beeinflussen kann man es eh nicht. Leider!
Meine Tochter hatte diese Akkumodationsstörung, heisst, sie konnt nach dem Arbeiten im Heft nicht gleich wieder scharf auf die Tafel gucken, da hätte man denken können sie wäre kurzsichtig. War sie aber nicht, sondern diese Umstellung macht die Schwierigkeiten.
Lag vor allem daran, dass sie in dem Jahr irre schnell gewachsen ist und gleichzeitig schon hormonell eine Umstellung (Vorpubertät!) am Start war.
Diese A.-Störung hat sie jetzt, mit 11,5 Jahren, noch in der 2. Zyklushälfte, genau wie ich. Ist dann aber schnell wieder vorbei.
Klar, die glatten Muskeln sind dann ja auch weicher. Bewusst trainieren kann man das aber nicht.

Zitat von Schnuck

Die hätten dann ja zum Großen Teil kurzsichtig sein müssen. Aber alte Leute wurden da wie überall weitsichtig.

Wobei Alterssichtigkeit nicht dasselbe ist wie "normale" Weitsichtigkeit. Letztere beruht meist auf einer im Verhältnis zur Brechkraft des Auges zu kurzen Länge des Augapfels, erstere auf einer altersbedingten nachlassenden Elastizität der Linse, wenn ich mich richtig erinnere. Kurzsichtigkeit und Alters"weit"sichtigkeit schließen sich als keineswegs gegenseitig aus. Kann gut sein, dass die Leute, vielleicht ohne es zu wissen, tatsächlich im Alter kurz- und weitsichtig waren.

In meiner Familie sind fast alle stark kurzsichtig. > 10 Dioptrien plus Hornhautverkrümmung. Als es bei mir im frühen Grundschulalter bemerkt wurde und galoppierend voranschritt, hat der Augenarzt gemeint, dass man sich immer gleich die volle Sehschwäche auskorrigieren soll damit das Auge (die Muskeln) trainiert werden.
Ob es sonst noch schneller gegangen wäre? Wer weiß. Zuletzt habe ich speziell angefertigte, harte Kontaktlinsen verschrieben bekommen, um dem ganzen die Geschwindigkeit zu nehmen. Von da ab wurden die Augen nicht mehr 1 Dioptrien pro Halbjahr schlechter, sondern ... keine Ahnung ... 0,5 pro Jahr oder so.
Familiäre Neigung zum Leserattismus und zum Schielen vorhanden.

Soweit zum Gegensteuern.
Auskorrigiert mit Kontaktlinsen hatte ich 120% Sehkraft. DAS waren Zeiten.

Zitat von Talpa

Ja, Sitopanaki, da hast Du sicher recht, die Abwechslung machts.
Ich denke nur, dass die "Zivilisationskritik" was Augentraining angeht, etwas überbewertet wird (aber sicher ein Faktor ist) - gerade Kurzsichtigkeit hat meiner Erfahrung nach eine grosse hormonelle Komponente (in der Pubertät und der Schwangerschaft treten bei den meisten Frauen die grössten Veränderungen auf), das spricht für mich eher für die genetische These.

Edit: und ich bin überzeugt, dass auch in ursprünglichen Gesellschaften stundenlanges Fokusieren auf eine nahe Tätigkeit sehr häufig war. Einen Parka näht man nicht in 10 Minuten-Häppchen.

Liebe Grüsse

Talpa

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Wobei sich schon die Frage stellt, auf was sich meine Augen einstellen müssen wenn ich vom Parka-Nähen aufgucke. Immer nur die drei Meter zur nächsten Wand oder 200 Meter Wald und Wiese? Ich kann mich zumindest an einen Artikel erinnnern, der wiederum eine Studie zitiert hat (weder das eine noch das andere habe ich auf die Schnelle gefunden, sorry) der die Zeit, die Vorschulkinder draußen verbringen, erhoben hat und eine Korrelation festgestellt hat zu später festgestellter Kurzsichtigkeit. Die Argumentation in dem Artikel war, dass Kinder, die weniger als eine Stunde täglich draußen verbracht hatten, eine höhere Wahrscheinlichkeit hatten, später kurzsichtig zu sein. Der Artikel hat argumentiert, dass Augen und Gehirn eben auch das Einstellen auf weite Entfernungen üben müssen und dass sie das zu wenig üben wenn sie immer nur auf die vier bis fünf Meter im Haus scharf sehen müssen. Es hieß auch, dass viele kurzsichtige Menschen wohl genau diese fünf Meter, die man in Innenräumen so hat, scharf sehen können.Ob das stimmt, weiß ich aber nicht. Ich fand den Artikel schon sehr interessant und auch schlüssig in der Argumentation. Da ging es aber ganz klar nicht darum, dass zu viel lesen/nähen/whatever schädlich ist, sondern andersrum, dass es wichtig ist für kleine Kinder auch oft und regelmäßig in die Ferne zu sehen. (Ich hab es als weiteres Argument verwendet, warum ich es wichtig finde, dass mein Kind jeden Tag draußen ist...)

Aber klar, es wäre nur ein Faktor von vielen, der eben eine erhöhte Wahrscheinlichkeit und keine sichere Kurzsichtigkeit mit bringt.

Meine Lieblingsfrage in Physik ist ja immer, ob eine Altersweitsichtigkeit die aus Jugendtagen vorhandene Kurzsichtigkeit korrigiert *g*

Man kann bis zu einem gewissen Grad die Kurz- oder Weitsichtigkeit kompensieren, durch eine Veränderung der Linse. Allerdings ist das ab einer gewissen Länge oder Kürze einfach physikalisch nicht mehr möglich den Brennpunkt so weit anzupassen.
Im Alter gibt es unter Umständen Probleme mit den Muskeln, die die Krümmung der Linse verändern können, sowie mit der Linse selbst. Irgendwann ist halt auch dem Bereich nicht mehr alles Taufrisch.

Nun, es ist aber doch unstrittig, dass Menschen in "zivilisierten" Lebensräumen, die also das Auge generell kaum noch entspannt weit schweifen lassen können, vermehrt Kurzsichtige in ihren Reihen haben. Ob es dazu immer das Buch sein muss, oder ob Glotze bzw. die Enge der eigenen vor Wände es nicht tun, lass ich mal offen.

Außerdem muss man unterscheiden, was sich trainieren lässt und was nicht: Ein verformter Augapfel ist und bleibt verformt. Muskeln lassen sich trainieren (aber die Augenmuskeln sind winzig und es klappt nicht, damit die Form des Augapfels dauerhaft beeinflussen zu wollen). Was auch passieren kann, ist, dass das Gehirn sich nur noch auf ein (das bessere ) Auge einlässt und das andere quasi davondriftet. Das lässt sich wieder rückgängig machen durch gezieltes Training. Da ist dann aber auch Ende im Gelände.

Zitat von Fiawin

Ok, dann hab ich noch eine Frage: Könnte ich etwas dafür tun, dass meine Tochter nicht ganz so arg kurzsichtig wird wie ihr Vater? Hat jemand Erfahrung mit seinen eigenen Kindern, die nicht auf Spekulationen, Hörensagen und eigener Logik beruhen, sondern praktisch, tatsächlich und gezielt stattgefunden haben, zb. irgendein Training oder sowas?

Nach meinem Dafürhalten nix. Zum Trost:
ad 1: Ich und mein Mann sind von Kind an supermaulwurfkurzsichtig. Schnupp hat absolute Adleraugen und Schnüppchen ist etwas weitsichtig und hat eine verkrümmte Hornhaut. Beides ist reversibel. Soviel zum Erbe.

ad 2: Aufwand und Nutzen: Wenn die Kurzsichtigkeit wirklich so nervt, kann man sie später mit dem Laser oder einer implantierten Linse beheben. Völlig. Warum also jetzt noch ein Training ans Kind, das dann vielleicht 0,25 Dioptrien Besserung bringt?

Zitat von Talpa

Ist das unstrittig, Aoide?

Hm. Belege dazu wären nicht schlecht . Ich bin davon ausgegangen, dass das unstrittig ist, und bin fast sicher, das mal irgendwo glaubwürdig gelesen zu haben. Ich geh mal suchen...

Ich glaube eher dass frueher und heute noch in armen Ländern kurzsichtigkeit einen geringeren krankheitswert hat.wenn es kaum augenaerzte gibt haben die andere erkrankungen als kurzsichtigkeit zu behandeln.
Und dass das nahe schauen zu kurzsichtigkeit führt halte ich fuer ein ammenmaerchen. Der kurzsichtige liest gern weil er da was erkennen kann.in der ferne sieht er nichts da braucht er auch nicht wandern oder klettern gehen.
Schoko

Zitat

Meine Lieblingsfrage in Physik ist ja immer, ob eine Altersweitsichtigkeit die aus Jugendtagen vorhandene Kurzsichtigkeit korrigiert *g*
.

Nicht immer. Aber bei mir ist das so. Während mein Mann und meine Freundinnen sich nach und nach eine Lesebrille anschaffen, kann ich meine gegen Kurzsichtigkeit im Moment ganz weglasssen. Irgendwann wird das kippen aber im Moment ist das natürlich tolll.

Zitat von Sarsaparille

Man kann bis zu einem gewissen Grad die Kurz- oder Weitsichtigkeit kompensieren, durch eine Veränderung der Linse.

Wie kann man denn Kurzsichtigkeit ohne Brille/Kontaktlinsen kompensieren?

Was mich noch interessieren würde- wenn ihr allgemein von "Augenmuskeln" schreibt, meint ihr dann die augenbewegenden Muskeln oder den Ziliarmuskel?

Oje, dann muss man aber schon so fest zusammenkneifen, dass man den Krümmungsradius der Hornhaut ändert, oder? Dass das Kopfschmerzen macht, kann ich mir vorstellen! Bei meinen drei Doptrien käme ich da aber eh nicht in Versuchung

Ich bin mir sicher, dass genetisch veranlagt ist. Anders kann man ba auch kaum erklären, wenn beide Augen unterdchiedliche Fehlseitigikeiten haben. Zum Beispiel bei meinem zweijährigem: links Fensterglas in der Brille, rechts drei Dioptrien.