Kita- und Hortstreik - wie organisiert ihr das?

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  • Hallo,


    Ich habe wirklich Verständnis dafür, daß Eltern Probleme haben, wenn die Kindergärten und Horte zu sind.


    Aber so lange Fragen kommen wie diese:


    Aviva: Wie sollen die arbeitsbedingungen (was genau ist daran mies?)


    denke ich, dass die Eltern wohl einfach zu wenig Einblick haben.... oder dass diejenigen, die so eine Frage stellen wohl extremes Glück mit dem Träger ihrer Einrichtung haben. Dann könnte ich eventuell auch nachvollziehen, warum bei manchen so wenig Verständnis da ist. (Wie gesagt, ich unterscheide zwischen "eine ernstes Betreuungsproblem haben" und "Trotzdem Verständnis haben/kein Verständnis haben")


    Was mies ist an den Bedingungen?


    Na ja, wer schon mal versucht hat, bis zu 9(!) Babys und Kleinkinder oder 20 Kindergartenkinder oder 30 und mehr Hortkinder ALLEINE zu betreuen, - nicht nur zu beaufsichtigen sondern auch zu kuscheln, zu trösten, zuzuhören, Streit zu schlichten, den Lehrauftag zu erfüllen - den man hat und nebenbei (in der Regel in der Freizeit) noch Bildungsdokumentationen anzufertigen usw., wer permanent versucht hat die kaum vorhandenen Gelder so zu strecken, dass gelegentlich ein neues Spiel UND Bastelmaterial UND vielleicht die ein oder andere Überraschung fürs Sommerfest... herausspringen, wer täglich in Räumen mit grottiger Akkustik arbeitet (für Dämmung fehlen die Gelder) usw., der weiß was damit gemeint ist...

    Wenn man übrigens das Glück hat, "im Osten" zu arbeiten, dann hat man zwar die gleiche Arbeit, schon lange die gleichen Kosten - aber noch lange nicht die gleichen Gehälter...

  • Hallo Pfeifhase!


    Ich glaube, man darf sich hier im Forum nicht kritisch zu dem Streik äußern.
    Dann ist man offenkundig grundsätzlich gegen die Erzieher und hysterisch, wenn man auf die Kinder zu sprechen kommt. Außerdem sind wir nur schlecht organisiert und man wundert sich, wie man überhaupt die Ferien und Schließtage übersteht, wenn man schon den Streik nicht gewuppt bekommt. Darüber hinaus setzen wir uns zu wenig für die Belange der Streikenden ein und sind damit letztendlich selbst Schuld, dass der Streik fortbesteht.


    So, dass ist jetzt mal grob zusammengefasst, was ich hier zu dem Thema mitbekommen habe, wenn sich Eltern kritisch äußerten und gebe mich nun damit zum Abschuss frei. #tuppern

    So ist es. Dass dieser Streik außerhalb des Forums zum Teil ganz anders wahrgenommen wird, interessiert hier keinen. Wir gehen übrigens nächste Woche in die vierte Woche ohne einen einzigen Tag Streikpause. Es trifft wie immer nur wenige, aber die sollen dann auch so richtig einen drüber bekommen.


    Wie wir als Elternschaft den Erziehern (in 1-2-3-4-5-6-? Wochen) überhaupt noch in die Augen schauen sollen, wissen wir tatsächlich nicht.

  • @ Adrasteia: ja, Großstadt, sicher höher als an vielen andere Orten. Klar sind die Lebenshaltungskosten hier auch höher, aber so ganz schlecht ist das Einstiegsgehalt dennoch nicht. Ich vermute, dass es bei einigen freien Trägern nicht ganz so gut aussieht, obwohl die sich wohl orientieren müssen, um überhaupt Leute zu bekommen.

    Liebe Grüße von Kris (1974) mit großem Sohn (1/2002) und kleinem Sohn (5/2007)

  • Ich habe mich an der anderen Diskussion nicht beteiligt und weiß deshalb nicht was dort Konsens war.
    Fragen wie "Was ist an den Arbeitsbedingungen mies?" erschüttern mich aber auch.
    Danke Trin, für deine Erklärungen.


    Mein Kind findet den Streik auch schlimm und so langsam war es hier auch schwerer zu organisieren nach Woche 3.
    Aber(!) ich stehe voll und ganz hinter den Erzieher/innen.
    Wer einmal in unserem städtischen Hort war und dort die wirklich tollen und engagierten Erzieherinnen und Erzieher beobachtet hat, die täglich völlig unterbesetzt ihr Bestes geben, die seit 10 Jahren auf ein bißchen Wandfarbe von der Stadt warten, die keinen Fluchtweg im Hort haben(Pech, wenns mal brennt), weil die Stadt auf Durchzug schaltet, die sich krank zur Arbeit schleppen und dann noch in anderen städtischen Einrichtungen aushelfen.....etc pp., der würde so eine Frage nie niemals stellen.

  • Die Arbeitsbedingungen sind super mies:


    Bis zu 25 Kinder in einem engen Raum (2mq" pro Kind ist nämlich nicht viel!) zu hüten, ach nein: bitte bilden, bitte noch fünfmal basteln, bitte noch Lieder beibringen aber! bitte freies Spiel und Selbstverwirklichung und und. Dann bitte noch Ausflüge machen (wo immer mind. 3 erwachsene Personen dabei sein müssen) .. die Verantwortung immer mit einem halben Bein vor ner Klage von Eltern zu stehen..


    Ach und das ständige auf dem Boden sitzen, dauern rauf runter rauf runter. Alleine zur Bringzeit sind hier die Erzieher ständig mit rennen beschäftigt, weile ne Klingel gibt. Das sitzen im Sandkasten, während man nebenbei die Schaukel im Blick haben muss... ist ziemlich entspannt.


    Man merkt leider vielen Eltern an, dass sie ihre Kinder an der Tür zu Kiga abgeben und wieder abholen. Mehr nicht. Wenn man mal dort länger mit drin war im aktiven geschehen, dann sieht man das aus anderen Augen.


    Bei uns machen Erzieher sehr viel mehr. Eine hat einen 8h vertrag bekommen, weil sie die Vorschulkinder betreut. 8h.. die Erzieher sind deutlich länger da.


    Ich bin für den Streik, gerade weil in unserer Stadt Freda so viel schief läuft.


    Bspw.: - die freien Träger dürfen nur 6h Verträge an die Erzieher ausgeben
    - es werden von der Stadt/JUGENDAMT ABM / 1 Euro Jobber in die Kitas als "Hilfe" vermittelt
    - ständig sind jedoch Ausfälle zu beklagen von Erziehern die nicht abgefedert werden können
    - Springer müssen eingesetzt werden
    - erst fördert man die Tagesmütter um den Unter 3 jährigen Bereich auszubauen, dann höhlt man das wieder aus ( die sind ja noch grätiger bezahlt)
    http://www.zeit.de/wirtschaft/…ta-erzieher-bundeslaender der Betreuungsschlüssel ist ja noch positiv, hier sind es mehr Kinder.



    Wenn man dann sieht, dass die Stadt so enorme Kosten spart - nur 11 % der Kitas und Horteinrichtungen können bestreikt werden, muss man sich das dochmal durch denken. Zumal hier ganz knallhart gesagt wird: Wir freuen uns, das zusätzliche Geld verplanen wir grad mal nett anderswo.


    http://www.zeit.de/karriere/be…tszeit-arbeitsbedingungen


    Ich habe kein Verständnis für Eltern, die sagen hört auf zu streiken! Meine Kinde brauchen euch blablab. Sondern es muss heißen: Politiker, Arbeitgeberverband - macht endlich mal nen Vorschlag, dass die Erzieher eine Streikunterbrechung überhaupt in Erwägung ziehen können.


    13 Wochen das letzte Mal - solange muss man also nerven, bis sich was bewegt?


    Ich meine, für die Politik ist es leicht, wie bei der GDL. Alle sind nicht auf den Verursacher sauer, sondern den, der bessere Rechte für sich einbringt.


    Naja, ist wohl so wie in den 60, als Frauen Rechte haben wollte^^und die Männer das ziemlich blöd fanden... warum wohl? Warum hat sich da nix bewegt.. lange..

  • Etwas OT, aber die Hebammen wehren sich auch schon seit Jahren gegen ihre schlechten Arbeitsbedingungen inkl, schlechter Bezahlung. (Etwas) Bewegung in die Sache ist erst gekommen, als die Eltern merkten dass ihnen da doch was fehlen würde, so ohne Hebammen und Wahlfreiheit und so...
    Ich glaube, so sollte es auch bei den ErzieherInnen sein, die Familien sollten mitstreit/ken um für die eigenen Kinder die Lage zu verbessern!

  • Ich finde es auch erschreckend, dass die lokalen Nachrichten (Radiosender des Bundeslandes, Tageszeitung) hier erst seit Donnerstag wirklich über den Streik berichten, vorher kam eventuell kurz mal eine Nachricht unter ferner liefen, aber ja, Bahnstreik und Poststreik waren natürlich vieeeel wichtiger!


    Und was an den Bedingungen mies ist?
    Ich betreue in meiner Stammgruppe 10 Kinder unter 3, vier davon sind knapp 1 Jahr, drei davon können noch nicht laufen
    von 7°°-8°° und von 13.30-14.30Uhr bin ich alleine, weil dann nur 5 Kinder da sind und ich mit denen alleine bleiben kann
    wir haben für die 10 Kinder knapp 30m² (das aller knappste was man uns geben musste),
    der Raum ist in keinster Weise akustisch gedämmt, die Deckenhöhe beträgt 4,50m, die Wand zum Schlafraum ist leichtbauweise, wenn ich versuche die Kinder im Schlafraum zur Ruhe zu bringen höre ich alles aus dem Gruppenraum als würden die anderen Kinder direkt neben mir sitzen!
    wir gewöhnen seit August permanent Kinder ein, kaum hat sich die Gruppe als solche gefunden kommt ein neues Kind und eine Kraft bricht quasi vollkommen weg
    bei Urlaub/Krankheit einer Kollegin gibt es eigentlich eine Springkraft die dann kommt und sich mit den Strukturen der Gruppe auskennt und somit eine Hilfe ist, wir haben Ende Mai, das Jahresbudget für diese Kraft ist seit letzter Woche aufgebraucht, sofern der Träger nicht doch noch den Haushalt nachträglich ändert kommt halt im Fall eines Ausfalls irgendjemand aus einer anderen Grupper der mit Glück die Namen der Kinder einigermaßen drauf hat oder es kommt eben keiner
    Portfolioarbeit, Teile meiner Fortbildungen, Elternabende laufen neuerdings in meiner Freizeit, da der Träger keine Überstunden mehr genehmigt
    Fotos für das Portfolio zahle ich oft genug aus eigener Tasche, weil kein Geld da ist
    die hauswirtschaftliche Kraft wurde gekündigt, wer nun jden Tag die Küche nach dem Mittagsdienst sauber macht ist klar oder? Wenn die zweite Kraft nicht da ist, muss man die Kinder halt mit in die Küche nehmen und sie dort beschäftien während man sich um das dreckige Geschirr kümmert


    Nicht falsch verstehen, ich verstehe die Eltern! Ich versthe, in welchem Dilemma sie stecken und was es heißt ohne Betreuung da zu stehen, aber was kann man sonst machen? Man hört uns nicht/will uns nicht hören

  • Ich denke ihr versteht mich falsch, meine Frage war nicht wirklich was an den Arbeitsbedingungen mies ist, sondern was daran durch den Streik zu ändern ist. Es geht doch wohl um nur um höheren Gehälter? Das ist zumindest das was bei uns ankommt, darum geht es doch in den Verhandlungen. Dass der Betreuungsschlüsel und viele viele andere Dinge nicht ideal sind, das ist mir auch klar. Aber darum geht es in dem Streik jetzt nicht oder doch?
    Davon abgesehen, bin ich mir sicher dass der Streik nichts bringt, denn der tut niemandem weh, außer den Kindern und den Eltern. Sorry, es interessiert kein Schwein, nichtmal die Bildzeitung.
    Wenn ich der Meinung wäre, die Bedingungen für unsere Kinder würden sich verbessern, dann wäre ich sicher bereit das Ganze länger mit mehr Verständnis zu sehen. Aber ganz ehrlich, irgendwann hat man Angst um seine Existenz und da bin ich irgendwann auch einfach egoistisch. Ich habe meinen ersten Job nach dem Studium, das war ein Glücksgriff. Mein Vertrag ist befristet und läuft Ende des Jahrs aus. Meine Chancen auf Weiterbeschäftigung verbessern sich durch die Situatuation garantiert nicht. Ist mir klar, dass das hier auf wenig Verständis trifft, wenn man an sich selbst denkt. Und viele trifft es ja noch viel schlimmer...


    Ich würde mir sehr wünschen dass es vernünftige Verhandlungen gibt, mit einem Ergebnis, mit dem die Erzieher zufrieden sind. Sicher ist mir das tausend Mal lieber als wenn die Erzieher aufhören zu streiken. Nur glaube ich nicht daran...


    Tja und dass ich irgendwo sauer bin auf die Erzieher, so sind nun mal meine Gefühle. Auch bei Verständnis für ihre Lage.

    "Mit einer Kindheit voller Liebe kann man ein halbes Leben hindurch die kalte Welt aushalten." Jean Paul


    Töchterchen (2006) und Klein-Töchterchen (2011)





  • Davon abgesehen, bin ich mir sicher dass der Streik nichts bringt, denn der tut niemandem weh, außer den Kindern und den Eltern. Sorry, es interessiert kein Schwein, nichtmal die Bildzeitung.
    Wenn ich der Meinung wäre, die Bedingungen für unsere Kinder würden sich verbessern, dann wäre ich sicher bereit das Ganze länger mit mehr Verständnis zu sehen. Aber ganz ehrlich, irgendwann hat man Angst um seine Existenz und da bin ich irgendwann auch einfach egoistisch. Ich habe meinen ersten Job nach dem Studium, das war ein Glücksgriff. Mein Vertrag ist befristet und läuft Ende des Jahrs aus. Meine Chancen auf Weiterbeschäftigung verbessern sich durch die Situatuation garantiert nicht. Ist mir klar, dass das hier auf wenig Verständis trifft, wenn man an sich selbst denkt. Und viele trifft es ja noch viel schlimmer...




    Tja und dass ich irgendwo sauer bin auf die Erzieher, so sind nun mal meine Gefühle. Auch bei Verständnis für ihre Lage.


    Und warum ist es so unmöglich, diesen ganzen Frust und die Angst und all die schöne Energie dazu zu nutzen da mal Stunk zu machen- an der richtigen Adresse- nämlich an der anderen Seite vom Verhandlungstisch???


    Ich kann diese Passiv-Haltung einfach nicht nachvollziehen... aber muß ich wohl auch nicht.


    Ach, und zumindest mittelfristig betrifft es die Situation Deiner Kinder. Denn wenn sich immer mehr von diesem Beruf abwenden leidet unweigerlich die Qualität. Die Pflege machts vor, bei den Hebammen sehen wir es auch grad.
    Da ist die Bildung das nächste. Hab ich in dem anderen Thread schon beschrieben.

  • Weißt Du Pfeifhase, auch Erzieherinnen dürfen mal ganz egoistisch an sich denken.
    Wenn ich schon unter miesen, tatsächlich gesundheitsgefährdenden Umständen arbeiten muss, dann will ich wenigstens so anständig entlohnt werden, dass ich heutzutage auch meinen Kindern was bieten kann, ohne an anderer Stelle sparen zu müssen und so anständig, dass ich im Alter (das ich höchstwahrscheinlich nicht sehr gesund erreichen werde) von meiner Rente leben kann. Beides ist momentan nicht gegeben.


    Ich verstehe, dass Dir der momentane Streik Sorgen bereitet.


  • Wenn ich schon unter miesen, tatsächlich gesundheitsgefährdenden Umständen arbeiten muss, dann will ich wenigstens so anständig entlohnt werden, dass ich heutzutage auch meinen Kindern was bieten kann, ohne an anderer Stelle sparen zu müssen und so anständig, dass ich im Alter (das ich höchstwahrscheinlich nicht sehr gesund erreichen werde) von meiner Rente leben kann. Beides ist momentan nicht gegeben.

    #ja


    Das sehe ich auch so, obwohl ich aus einem anderen Berufsfeld komme.
    Meine Schwester hat Erziehungswissenschaften und Elementarpädagogik studiert und wollte immer mit kleinen Kindern arbeiten. Das hat sie im Kita-bereich auch getan und davon ist sie krank geworden: Burnout! Sie war einige der wenigen Pädagogen, die sehr Bedürfnisorientiert gearbeitet hat. Kein Kind wurde schreien gelassen, viele wurden in den Mittagsschlaf gestreichelt usw. Pause hatte sie zwar offiziell, aber in der Realität nicht wirklich. Es ist in einer Kita sehr, sehr laut, Hörschutz tragen darf man nicht. Aufgrund der Missstände fehlte regelmäßig Personal, weil: krank! Dadurch mussten weniger Betreuer, auf mehr Kinder aufgeteilt werden, bei gleicher Arbeit. Bezahlung: viel zu mies.......


    Ich kann die Menschen sehr gut verstehen, die auf die Strasse gehen und die Streiken. Und ja, ich verstehe auch die Eltern, die es total annervt. Aber was sollen die Erzieher machen? Was ist die Alternative, damit sich was bewegt?


    Ergänzung: Es geht um die Menschen, die das wertvollste was wir haben, unter den bestmöglichsten Bedingungen betreuen sollen: unsere Kinder. Es geht also bei diesem Streik, auch um unsere Kinder. Das sie von Menschen betreut werden, die Respekt und Wertschätzung erhalten und das drückt sich auch in den Gehaltsgruppen aus!

    Mit großem Kind (2008) und kleinem Kind (2018)


    Meist vom Handy aus im Forum unterwegs. Tippfehler sind garantiert.

    Einmal editiert, zuletzt von susali ()

  • Aber Arbeitsbedingungen und Personalschlüssel scheinen doch gar nicht im Mittelpunkt der Forderungen zu stehen, sondern nur die Gehaltsfrage, bei der es zur Zeit kein Aufeinanderzugehen gibt? Für diese Forderungen wäre wahrscheinlich das Verständnis unter den Eltern größer?

    Liebe Grüße von Kris (1974) mit großem Sohn (1/2002) und kleinem Sohn (5/2007)

  • Die Gehaltsfrage dürfte deutlich leichter zu verhandeln und vor allem hinterher auch durchzusetzen sein als Parameter wie Betreuungsschlüssel oder noch "weichere" Arbeitsbedingungen.


    Es war ja schon die Rede davon, dass es für die schlechten Arbeitsbedingungen dann wenigstens ein ordentliches Gehalt geben sollte. Das finde ich jetzt nicht so ungewöhnlich.


    Die Arbeitgeberseite könnte ja auch Alternativen zu Gehaltserhöhungen anbieten - wer weiß, vielleicht würden sich die An-Vertretungen darauf einlassen?

  • Kris, für mich hängt das alles zusammen. Ich verstehe das so: wenn die Erzieher schon unter solchen Bedingungen (die definitiv besser werden müssen) arbeiten müssen, dann soll das wenigstens fair entlohnt werden. Die Anforderungen und Erwartungen steigen, die Bedingungen sind zum Teil katastrophal und als Dank gibt es dann noch viel zu wenig Gehalt.....

    Mit großem Kind (2008) und kleinem Kind (2018)


    Meist vom Handy aus im Forum unterwegs. Tippfehler sind garantiert.

  • Ich befürchte ja eher, dass es genau umgekehrt ist und, was die Arbeitbedingugnen angeht, nach hinten losgeht:
    Wenn die Gehaltserhöhungen durch sind, wird genau das als Argument herhalten müssen, dass jetzt natürlich der Betreuungsschlüssel usw. nicht verbessert werden kann, weil das Geld jetzt für die höheren Gehälter gebraucht wird.

  • Hier ist zwar gerade Streikpause, aber exakt und der Streikpause sind im KiGa des Großen Ferien.
    Ab übernächster Woche wird dann unbefristet gestreikt.
    Wir können es abfedern durch 2-schichtiges Arbeiten (einer früh, einer später). Außerdem haben wir das Glück, dass wir beide nur Teilzeit arbeiten, meine Stundenaufstockung erst im Juli greift und mein Mann "einfach" weniger Aufträge bearbeiten kann (seine Mitarbeiter muss er trotzdem bezahlen, also ganz so einfach ist es dann doch nicht).
    Ich verstehe die Erzieherinnen, ich würde auch gerne "Stress machen", aber wir liefen davor schon am Limit und gerade geht die Situation schon über unsere Grenzen. Ich hab keine Energie mehr, auch wenn ich das selber doof finde.
    All die schönen Vorschläge für Alternativen bringen mir nicht viel. Mein Kind ist nicht mal zwei - ich kann ihn nicht einfach zu Fremden geben. Und die anderen Eltern sind für mich Fremde. Bisher gab es einen Elternabend- da war mein Mann. Wir bringen i. A. als letzte und holen als erste, ich sehe die anderen sehr, sehr selten, manche nie.
    Die Eingewöhnung vor wenigen Monaten dauerte ca. 2 Monate - bei Profis. Das geht jetzt nicht in zwei Stunden bei Laien. Meine größte Sorge ist gerade, dass der Streik so lange geht, dass wir nochmal ne Eingewöhnung brauchen. Deshalb haben wir die geplante Ferienzeit gerade gestrichen, obwohl der Große ja eh Zuhause ist, damit der Kleine sich wieder an die Kita gewöhnt bzw. es eben nicht "vergisst".
    Unsere Stadt erstattet wohl die Beiträge teilweise, aber so wirklich groß ist der Leidensdruck dadurch natürlich trotzdem nicht.
    Mich macht die Situation bei allem Verständnis fertig und mein Sohn tut mir leid.

  • Ich befürchte ja eher, dass es genau umgekehrt ist und, was die Arbeitbedingugnen angeht, nach hinten losgeht:
    Wenn die Gehaltserhöhungen durch sind, wird genau das als Argument herhalten müssen, dass jetzt natürlich der Betreuungsschlüssel usw. nicht verbessert werden kann, weil das Geld jetzt für die höheren Gehälter gebraucht wird.


    Das wurde hier tatsächlich schon so angekündigt, sollten die Forderungen erfüllt werden. Nicht nur was das Personal anbelangt, sondern auch was jetzt beispielsweise Arbeitsmaterialien betrifft.

  • Hallo,


    Gehälter und Ausstattung kommen aus verschiedenen Töpfen.
    Und natürlich versucht man durch Drohungen Angst zu machen, das ist doch der allerälteste Weg den Kampf um fairere Löhne zu untergraben.
    "Wenn ihr jetzt den 10-Stunden-Tag durchsetzen wollt, denn müssen wir leider viele von euch entlassen, wollt ihr daran schuldig sein?"
    "Wenn ihr die gleichen Löhne für Frauen wie Männer wollt, können wir wohl dann keine Frauen mehr einstellen und und deren armen, armen Kinder müssen hungern - wollt ihr das wirklich?"
    "Wenn wir den unverschämten, egoistischen Erzieherinnen mehr zahlen müssen, dann werden eure armen Kinder darunter leiden, weil dann kein Geld für Malpapier mehr da ist? Das kann doch nicht wirklich euer Ziel sein, nicht wahr?"


    So versucht man, einen Keil zwischen Eltern und Erzieherinnen zu treiben. Indem man denen die Schuld am jetzigen Zustand und dann gleich noch mit an eventuellen Kürzungen in ANDEREN Töpfen gibt, die für ihr Recht eintreten - und NICHT denen, die seit Jahren immer nur mehr und mehr forderten (vieles von dem was ich heutzutage so ganz nebenbei neben der - mMn in den letzten Jahren deutlich anspruchsvoller gewordenen - Gruppenarbeit mache, gehörte vor ein paar Jahren noch in den Arbeitsbereich von Sozialpädagogen und diversen Therapeuten) , aber keinen Grund für eine Aufwertung sahen und auch jetzt bisher jegliche vernünftige Verhandlung mit einem "Nö, wollen wir nicht, wir sehen da gar keinen Handlungbedarf" blockiert haben.


    Wenn ich hier so lese, scheint dieses Keil reintreiben durch Drohungen und Schuldzuschiebungen ja leider auch teilweise tatsächlich zu gelingen...

  • Trin: was Du immer wieder schreibst, finde ich zum Teil ziemlich erschreckend. Allerdings ist der vorgegebene Personalschlüssel nicht überall in D so schlecht wie in Eurem Bundesland. Das heißt, das ist kein Thema für einen bundesweiten Streik.


    Zu den fehlenden Bastelmaterialien, über die Du immer wieder schreibst: in unserem alten Kiga wurden neben dem Beitrag pro Monat 5 Euro "Materialgeld" eingenommen. Davon konnten dann auch gute Bastelmaterialien finanziert werden.


    Zitat

    Meine Schwester hat Erziehungswissenschaften und Elementarpädagogik studiert und wollte immer mit kleinen Kindern arbeiten. Das hat sie im Kita-bereich auch getan und davon ist sie krank geworden: Burnout! Sie war einige der wenigen Pädagogen, die sehr Bedürfnisorientiert gearbeitet hat. Kein Kind wurde schreien gelassen, viele wurden in den Mittagsschlaf gestreichelt usw. Pause hatte sie zwar offiziell, aber in der Realität nicht wirklich. Es ist in einer Kita sehr, sehr laut, Hörschutz tragen darf man nicht. Aufgrund der Missstände fehlte regelmäßig Personal, weil: krank! Dadurch mussten weniger Betreuer, auf mehr Kinder aufgeteilt werden, bei gleicher Arbeit. Bezahlung: viel zu mies.......


    Das klingt wie eine Programm fürs Burn-Out. Da schützt auch keine bessere Bezahlung!


    Warum hatte sie "in der Realität" keine Pausen (für die man das Kiga-Gelände verlassen muss)?
    Und warum durfte sie keinen (unauffälligen) Gehörschutz tragen?



    Die Argumente, die hier im Thread vorgebracht werden, sind sicher alle richtig, aber müssen auf ganz verschiedenen Ebenen gelöst werden. Bei einem bundesweiten Streik kann es wirklich nur um die Eingruppierung/eine Gehaltserhöhung gehen. Viele andere Themen wären auf Landesebene, Ebene der Kommune oder im Kiga selber zu klären.

  • Astarte weil es an Personal mangelt? O_o wer soll denn die Kinder beaufsichtigen?


    Bei uns aktuell: 1 Erzieher pro Gruppe, Mittagszeit: Erzieher teilen sich die Beaufsichtigung der zwei Gruppen (eine Wach, eine Schlaf) .. ab dem Zeitpunkt wo dann die meisten schlafen. heißt: Der Erzieher sitzt meist super bequem auf einem kleinen Stuhl/Verstellbaren Hocker oder auf dem Boden in der Zwischentür so das er beide Gruppen im Blick hat.
    Ansonsten sitz dann jeder Erzieher bei sich. Wenn die Kids schlafen und keine Pause ist, wird Schreibkram gemacht, am Kindertisch natürlich^^.. auf nem Kinderstuhl. *arg* ...


    Mittagszeit ist die einzige Zeit wo wirklich effektiv Pause gemacht werden kann. 2 Gruppen von nur 1 Erzieher betreuen zu lassen geht einfach gar nicht!


    Und wo soll der Erzieher hin, wenn er vom Gelände runter ist? IM Regen stehen? Im lauten Café neben an? *grübel*

    Wyrd bið ful aræd!


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