Aller Anfang ist schwer? Komplett überfordert im neuen Job...

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  • Das ist jetzt wohl eher ein Jammer-Post, wirklich helfen wird mir wohl nur Zeit und Erfahrung...


    Also. Ich habe letzte Woche zu arbeiten begonnen. Es ist der erste Job nach meinem Studium. In einem Krankenhaus als Ärztin in Ausbildung zur Allgemeinmedizinerin. Teilzeit, 30 Std. Und ich bin bis jetzt fast jeden Abend in Tränen ausgebrochen, weil mir das alles zu viel ist...


    Zum einen überfordert mich die Situation die "neue" zu sein. Ich bin zur Zeit auf einer Abteilung mit 3 Bettenstationen und Ambulanz und hab das Gefühl dass ich mich jeden Tag bei 10 Schwestern vorstelle und trotzdem immer wieder wen vergesse, der dann böse auf mich ist... Ich kann mir keine Namen merken, ich kann die Gesichter schwer auseinanderhalten. Gott sei Dank gibt es Namensschilder, sonst wäre ich komplett verloren. #haare


    Ich weiß nicht was meine Oberärzte von mir verlangen. Alle wirken genervt, wenn ich scheinbar banale Dinge erfrage, wie den Umgang mit dem Computersystem oder wie ich die Kurven führe. Das sind halt Sachen, die man im Studium nicht lernt, weil sie ja in jedem Krankenhaus verschieden sind. Ich weiß nicht, was genau meine Aufgaben sind, jeder tut so, als ob ich das selber wissen müsste.


    Ich bin leider auch fachlich ziemlich mies. Noch. Hoffentlich bessert sich das bald. Ich hab die letzten Jahre vor allem mit meiner Diplomarbeit verbracht und hab da ein tolles Nischenwissen. Ich weiß allerdings nicht welche Medikamente, und vor allem in welcher Dosierung, ich schnell mal gegen Schmerzen oder hohen Blutdruck geben kann/darf. Mein letztes Praktikum ist 2 Jahre her und dort habe ich nicht viel außer Blutabnhemen gelernt. Es stresst mich jede Entscheidung die ich treffe. Hab gestern ewig gegrübelt, ob das eh passt, dass ich einer Patientin ein Ibuprofen gegen die Kopfschmerzen verschrieben hab. #hammer


    Ich bin eine der wenigen, die Teilzeit mir ihrer Ausbildung beginnen. Die meisten meiner Kolleginnen haben noch keine Kinder. Ich bin die einzige, die am Nachmittag früher geht, weil ich die Kinder nicht so lang im Kindergarten lassen kann und will. Ich hab das Gefühl, dass ich mich damit zur Außenseiterin mach. Ich KANN kaum Überstunden machen, nicht, weil ich nicht motiviert wäre oder faul. Aber ich muss nun mal meine Kinder abholen. Ich werde wohl auch länger brauchen, bis ich mich eingearbeitet hab. Vollzeit ist aber leider keine Option, da mein Freund gerade nicht reduzieren kann und wir sonnt mit der Kinderbetreuung nicht zurecht kommen. Ich will auch nicht, dass meine Kinder >40h pro Woche im KiGa sind...


    ach mist. ICh hab mich so auf das Arbeiten gefreut und jetzt macht es mich nur fertig :(


    Mh ich weiß auch nicht was ich von euch will.. vl ist es wem ähnlich gegangen und kann mir sagen, dass es besser wird? Auf jeden Fall Danke fürs Lesen!!

    mit der Großen (06/2012), der Mittleren (10/2014) und der Kleinen (09/2018) #herz

  • Ich bin keine Ärztin.....dennoch....ich kann dein Gefühl sehr gut nachvollziehen.


    Unsere Ärztin-Babysitterin (bzw ex) erzählte das genauso, als sie ihren ersten Job im Kkh hatte.


    Ich wünsche dir viele Kraftnischen, um diese schwierigE Anfangszeit gut zu überstehen.
    und hier noch hilfreiche Tipps von Ärztinnen, die vermutlich mal alle in der Situation waren.
    #knuddel

  • #knuddel Fühl dich lieb umarmt, wenn du magst! Das ist gerade ganz schön viel, dass kann ich mir gut vorstellen. Hast du bei dem beruflichen und privaten Programm irgendwo auch mal Zeit für dich? Es hört sich so an, als wenn dir gerade alles zu viel ist, weil du das Erlebte nicht wirklich verarbeiten kannst und ständig unter Strom stehst. Das geht eine gewisse Zeit gut, aber es frisst unnötig Energie und brennt dich auf Dauer aus. Du wirst das packen! Trete selbstbewusst auf - du bist bestimmt eine tolle Ärztin! Und zu Beginn hat jeder mal gelernt. Wer nicht fragt, der kann nichts dazulernen.

    LG
    rotesPesto mit ♂ Frühling '10, ♂ Sommer '06 und ♂ Herbst '12

  • Ich habe ja etliche Ärzte im Freundes- und Bekanntenkreis und alle haben über ihre Anfänge als Turnusärzte dasselbe erzählt :) Es sind aber durchaus ganz wunderbare Ärzte aus ihnen geworden, also nur Mut ;)

  • Hallo,


    Das klingt wirklich stressig.


    Mit der Gesicher-/Namensgeschichte würde ich sehr offen umgehen.
    Ich sagen neue Kollegen und auch den Eltern der betreuten Kinder z.B. immer gleich, daß ich da leider ein Problem habe und wenn ich sie mal (außerhalb des Hauses z.B.) nicht wiedererkenne, das an MIR liegt und nicht daran, dass ich sie nicht erkennen will.


    Genau so wie mit den fehlenden PC-Kenntnissen - kannst du da mal (ev. wirklich außerhalb der Dienstzeit) dir von jemandem alles erklären lassen? Ich würde mir da für den Anfang auch hemmungslos Karteikarten mit den nötigen Angaben schreiben.


    Das du die Kinder abholen musst und darum nicht mal eben länger bleiben kannst, das ist einfach Tatsache. Manche werden es verstehen, manche nicht, ich fürchte, da muss man durch.


    In alles andere wächst man rein, denke ich.


    Lediglich die Sache mit den Medikamenten würde mir wohl ernsthaft Sorgen machen. Ich kann gut nachvollziehen, wie es dazu kommt, aber als Patient auf Station würde ich mich schon darauf verlassen wollen, daß der Arzt aus dem Stand weiß, ob Ibu zu meinen anderen Medikamenten geht und wieviel ich bekommen sollte.


    Kannst du da irgend eine Art Intensiv-Training machen, allein mit den Akten oder mit jemandem, dem du vertraust, damit das so schnell wie möglich "drin" ist?


    Das wird schon!
    Alles Gute!

  • Die ersten drei Monate sind grauenvoll, auch in Vollzeit. Danach hat man wenigstens bei kleinen Sachen wie Kopfschmerztabletten die Sicherheit und muss nicht auch noch darüber lange nachdenken. Man wächst wirklich da rein, aber das braucht Zeit. Wie gesagt, Land sieht man nach etwa drei Monaten.... Und forder unbedingt die Unterstützung ein, die Du brauchst, da darf man nicht empfindlich sein. Du hast das Recht, alles zu fragen, sag ihnen ruhig, je besser sie Dich jetzt ausbilden, desto weniger wirst du später fragen müssen und desto weniger Fehler passieren.

  • @Trin ich hatte das mit ibu so verstanden, dass sie sich (stressbedingt) Sorgen macht...unabhängig ob mit anderen Medis odet so....rein verantwortungstechnisch


    Hm, ich hatte es andersrum verstanden, daß sie nicht aus dem Stand heraus weiß, was sie wann geben kann und dass sie darum jede Entscheidung (zusätzlich zu dem andern druck) stresst.


    Das ist verständlich, wenn man neu ist, aber das fände ich persönlich (auch aus Patientensicht) im Moment am wichtigsten. Zum einen, damit der Stress wegfällt und die Angst, jemandem zu schaden (oder nicht ausreichend zu helfen) auch. Und zum anderen, damit man insgesamt selbstbewusster auftreten und die nötigen Entscheidungen selber treffen kann.


    Zumal man an den anderen Faktoren (Kinder abholen müssen, neu sein, Namensthema) nicht so viel ändern kann.


    Ich denke auch, das wird. Ich muss in meinem Beruf keine Entscheidungen treffen, die sofort so deutliche Auswirkungen haben und trotzdem denke ich in jeder neuen Situation (Stellenwechel, neue Gruppe, neue Erwartungen im Bürokratiebereich...) jedes Mal in den ersten Wochen, ich schaff das nie... und irgendwann läuft es. Es bleibt anstrengend, aber schaffbar.


    Das wird #ja

  • Danke euch! Ihr muntert mich auf :)


    @Trin: keine Sorge wegern Ibu. Da hab ich zur Sicherheit 3x nachgelesen. Es ist einfach so, dass ich jedesmal leichte Panik bekomme, wenn ich ein Medikament verschreib, obwohl ich weiß, dass es richtig dosiert ist. Aber es gibt ja z.b. oft mehrere Möglichkeiten an Schmerzmitteln oder Antibiotika, und ich hab irgendwie ein Problem mich da zu entscheiden. Ich schreibe auch gerade an einer Liste mit den gängigsten Schmerz- und Schlafmitteln sowie Antibiotika, Blutdruck und Diabetesmedis. Also das, was ich zur Zeit am häufigsten brauch.


    Ein Problem ist auch, dass wir zu Zeit viiiiel zu wenig Ärzte sind. Es hat einfach niemand die Zeit mich richtig einzuarbeiten.


    Gut, dass ich anscheinend nicht alleine bin. Meine Ärzte-Freunde sind mangels Kinder schon viel weiter mit der Ausbildung. Von denen hör ich halt, dass ich mich nicht stressen lassen soll. Aber das geht einfach nicht so leicht. Ich nehme mir halt auch jede Kritik schnell zu Herzen und hab grad eine ziemlich dünne Haut.

    mit der Großen (06/2012), der Mittleren (10/2014) und der Kleinen (09/2018) #herz

  • Hallo,


    Trin: keine Sorge wegern Ibu. Da hab ich zur Sicherheit 3x nachgelesen. Es ist einfach so, dass ich jedesmal leichte Panik bekomme, wenn ich ein Medikament verschreib, obwohl ich weiß, dass es richtig dosiert ist. Aber es gibt ja z.b. oft mehrere Möglichkeiten an Schmerzmitteln oder Antibiotika, und ich hab irgendwie ein Problem mich da zu entscheiden. Ich schreibe auch gerade an einer Liste mit den gängigsten Schmerz- und Schlafmitteln sowie Antibiotika, Blutdruck und Diabetesmedis. Also das, was ich zur Zeit am häufigsten brauch.


    Die Unsicherheit bei mehreren Möglichkeiten kann ich gut verstehen, ich fürchte, so ganz wird man die nie los.
    Ich finde die Idee mit der Liste sehr gut. Die einen haben im Grunde auch nur ja eine Liste, nur halt gleich im Kopf, die anderen auf Papier und dafür den Kopf frei für anderes, ein Lächeln für den Patienten z.B. oder so etwas. #ja
    Aber ich denke, das "ich weiß, was ich mache" strahlt man aus, egal ob Papier- oder Kopfliste.
    Und irgendwann ist sie auch im Kopf drin.


    Das keiner Zeit hat zum Einarbeiten und man dann noch genervt ist, wenn du etwas nicht weißt, ist natürlich doppelt übel...

  • ach ja, die erste Zeit... Ich hatte damals keine Kinder und war immer locker zwölf Stunden da, damit ging es leidlich. Ist fur dich sicher keine Lösung. Aber tröstet dich vielleicht insofern, als es auch mit Vollzeit schwierig ist.


    Mir hat irgendwann geholfen die ganze Sache mit einer eher nüchternen Begeisterung zu betrachten. Arzt sein ist toll, aber der Job ist am Anfang einfach nur hässlich.


    Dir werden Fehler passieren - so wie jedem Menschen - und du wirst dich sicher mal fragen müssen, ob du die Verschlechterung eines Zustandes oder den Tod eines Menschen mit zu tragen hast. Ob etwas anders geworden wäre, wenn du zu einem bestimmten Zeitpunkt anders entschieden hättest. Das sind die Dinge, die einem dann schlaflose Nächte bereiten.


    Ich kann mich gut erinnern, dass ich am Anfang jede Entscheidung als eine potentiell falsche betrachtet habe. Das ist sie sicher auch, weil es in diesem Job keine allein richtige Lösung gibt. Viele Wege führen nach Rom. Such dir ein Schmalspurspektrum an Medikamenten raus, meist kommst du mit drei oder vier Antibiotika fur die gängigen infekte sehr weit. Schaff dir nen doccheck-account, um im Internet sicherheitshalber nochmal nieren- und Leberdosis zu schauen. Das geht dann ganz schnell.


    Und vergiss dieses Namensdingens! Solange Schilder dran sind kannste die auch nutzen. Bei den kurven vergleiche deine Einträge mit denen ähnlicher Patienten. Vielleicht hast du ja einen etwas zwanghaften Kollegen, bei dem du sicher sein kannst, dass er nichts vergessen hat?


    Wie gesagt - am wichtigsten war mir, diese Coolness von emergency room und die Romantisierung a la "ein intensives empathisches Gespräch spart dem Patienten viele Irrwege" los zu werden. Das frisst Zeit und deine Ressourcen, damit kannst du anfangen, wenn der Alltag flutscht. Und das wird er bald tun...

  • Erste Tage sind schrecklich #knuddel Du schaffst das!
    Mir hat es immer geholfen wochenweise zurückzublicken, nach einer Woche findet man schon mal die Räumlichkeiten wieder, nach zwei Wochen kennt man schon die Hälfte der Namen und so weiter, Schritt für Schritt. ..und wenn man nach drei, vier Wochen zurückguckt, war es doch alles gar nicht so schlimm, und nach zwei Monaten lacht man rückblickend darüber... Denk einfach daran wie es in zwei Monaten sei wird und versuch dich zu entspannen.
    Und, es sagt sich so leicht, bloß kein stundenlanges Kopfkino zuhause ob das Medikament vielleicht doch falsch dosiert war oder du irgendwo was falsches gesagt haben könntest. Aber da werden dich deine Kinder bestimmt genug auf Trab halten und ablenken. ...
    Kopf hoch ! #kuss

  • ohja, der Anfang ist schwer. Meiner Schwägerin geht es gerade genauso.


    Wenn die Arztkollegen keine Zeit haben, kann es auch hilfreich sein, erfahrenes Pflegepersonal zu fragen bei Dingen, die dir noch unklar sind. Die sind auch meist sehr fit und freuen sich, wenn das von ärztlicher Seite wertgeschätzt wird :)
    nur so als Tipp, wenn es auf deine Situation nicht passt,vergiss es einfach...

    • Offizieller Beitrag

    Ein Problem ist auch, dass wir zu Zeit viiiiel zu wenig Ärzte sind. Es hat einfach niemand die Zeit mich richtig einzuarbeiten.

    Ich würde jetzt mal frech behaupten, dass genau das oben beschriebene das Hauptproblem ist. Ganz bestimmt nicht du!


    In neue Abläufe muss man sich erst mal rein finden. Vermutlich macht auch jeder etwas ein bisschen anders, nicht falsch aber anders, das heißt einer zeigts Dir so, der andere wieder so.


    Ich hab Ende September wieder zu arbeiten begonnen (ganz anderer Bereich wie Du), in einer neuen Abteilung und die ersten 4 Tage hat niemand Zeit gehabt mir irgendwas zu zeigen. Das hat mich auch total belastet. Da sitzt man dann rum und kommt sich total überflüssig vor. "Alle sind fleißig und ich geh mit alten Kollegen Kaffee trinken..."


    Sie lieb zu Dir und gib Dir Zeit. Ich lerne jetzt gerade meine neuen Anlagen kennen und gehe davon aus, dass es mindestens Weihnachten wird, bis ich wirklich produktiv was weiterbringe, dass dann auch meine Kollegen unterstützt und ihnen nicht noch zusätzlich Arbeit macht.


    Halte durch, das wird schon! #knuddel

  • Hej du liebe.


    Ich bin Krankenschwester und mir tun immer unsere neuen Ärzte leid, weil die (besonders bei den ersten Visitendiensten) immer ins kalte Wasser geworfen werden. Ich habe es schon so oft erlebt, das sie gleich in der ersten Woche 12 Patienten stationär betreuen mussten und damit meist überfordert waren und dann auch fast immer 11,12 Stunden da waren. Die Praxis ist einfach nochmal ganz anders.
    Ich habe aber gerde erst eine Ärztin wieder gesehen, die letztes Jahr mit mir zusammen ihren ersten Visitendienst hatte und als wir sie in einem Notfall gerufen hatten, kam sie mit dem Telefon in der Hand rein und dem Satz "Ich muss gleich erstmal einen Arzt rufen.". Also für mein Empfinden geht es den meisten Ärzten in der ersten Zeit so und hat rein gar nichts mit dir zu tun.

    "Believe in yourself or nobody will believe in you" (Mark Feehilly)

  • Ich kann mich auch noch sehr gut an meine Anfangszeit als Ärztin erinnern, aus wenn sie 20 Jahre (krass! Wo bleibt die Zeit?) her ist. Die ist einfach super super hart. Langsam angehen lassen ist nicht, weil man voll ins kalte Wasser geworfen wird und einem von Anfang an Menschen anvertraut sind.


    Ich war (ohne Kinder) eigentlich immer bis 19 oder 20 Uhr in der Klinik, um alles fertig zu bekommen, das war absolut üblich und Teilzeit gabs nicht. Insofern ist es einerseits toll, dass TZ heute auch für Ärzte akzeptiert wird, andererseits macht der Zeitdruck gerade in der Anfangszeit enormen zusätzlichen Stress. Mit Erfahrung gelingt es dann besser, einigermaßen pünktlich Schluss zu machen. Ist dein Pensum deiner reduzierten Arbeitszeit angepasst oder hast du genauso viele Betten wie deine Kollegen?


    Gibt es nicht doch eine Möglichkeit, dass dein Partner wenigstens für dein erstes halbes Jahr oder Jahr im Job mehr Verantwortung zuhause übernimmt? Seine Arbeitszeit reduziert? Warum geht es bei ihm nicht und bei dir "geht" es?


    Dann noch ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:
    Wegen Computerbedienung, Kurvenführung und sonstigen organisatorischen Dingen würde ich keinen Oberarzt fragen, sondern Kollegen oder Pflegekräfte. OA nur wegen fachlichen Fragen, und die nach Möglichkeit bündeln, also nicht alle halbe Stunde oder so, sondern gesammelt nach der Visite oder nachmittags. Such dir einen sympathischen Kollegen als Mentor, falls dir nicht eh jemand zugeteilt ist und frage den alles mögliche.


    Warum bist du fachlich mies? Hast du nicht erst Examen gemacht? Gibt es kein PJ mehr? Hast du eine lange Familienpause hinter dir? Und- seit wann schreibt man eine Diplomarbeit im Medizinstudium??? #confused
    Ich würde mir wegen der Theorie den Herold nochmal vorknöpfen (du bist auf der Inneren?) oder was heute eben Standard ist, und nochmal durchackern. Solides Theoriewissen brauchst du schon für den Anfang.


    Der Anfang ist einfach schwer, für alle Anfänger. Ich hab mehr als einmal mitten in der Nacht auf Station angerufen um nach Patienten x oder y zu fragen- das wird deutlich besser. #knuddel

  • So ähnlich ging's mir, als ich angefangen habe, auch.
    Speziell in der Inneren wird man auch einfach ins kalte Wasser geschuppst und dann wird eben mal geguckt, ob man schwimmen kann. #augen
    (Ich habe für mich die Konsequenz gezogen und bin jetzt in der Psychiatrie super glücklich, aber ich wollte eh in den Bereich).


    Kennst Du das Arzneimittel pocket (plus) und die Checklisten - Reihe? Da kann man super Sachen nachlesen und es passt in die Kitteltasche #super . Ansonsten würde ich anfangen, Dinge aufzuschreiben (habe ich zu spät angefangen), also z.B. Herzinfarkt gebe ich das und das, bei Niereninsuffizienz das und das, bei einer hypertensiven Entgleisung ordne ich das und das an. Am besten in ein extra Büchlein im Kitteltaschen - Format.


    Und such Dir unbesingt jemanden, der Dich einarbeitet! Dafür _muss_ sich jemand Zeit nehmen.

  • Ein schlaues Büchlein, dass ich schön langsam befülle hab ich :)


    @hanna: solche Schilderungen wie von dir verunsichern mich zur zeit total. ja, früher hat man ewig lange schichten gehabt und war am Wochenende von fr bis mittag in der Klinik. aber das ist jetzt nicht mehr so. es gibt ein arbeitszeitengesetz und zumindest in meinem Krankenhaus bekommen die Primare von der Leitung was zu hören, wenn ihre Ärzte zu viele Überstunden machen. ich gehe also nur 1 Std früher als die andern und habe einen zusätzlichen freien Tag in der Woche. Aber ich könnte gar nicht mehr arbeiten. Das würd ich zur Zeit nicht schaffen. Ich schaffe es auch nicht am Abend noch zu lernen. Bin jetzt zweimal am Schreibtisch eingeschlafen... Und dann kommen halt auch die Zweifel ob ich überhaupt strak genug für den Job bin.


    Warum ich mich fachlich nicht fit fühle? Ich habe mein praktisches Jahr vor 2 Jahren abgeschlossen, da dann meine jüngere Tochter zur Welt kam. Ich war im PJ an einer Nephrologie auf der Uni-Klinik. Kenn mich mit seltenen Nierenerkrankungen gar nicht so schlecht aus, weiß über Immunsuppression bei Nierentransplantierten Bescheid, konnte dort aber zum Beispiel keine Gastro-Patienten betreuen. Bin jetzt aber auf einer Internen mit Gastro und Hämato-Onko-Schwerpunkt. Meine Interne Prf. ist fast 6 Jahre her. Diplomarbeit schreibt man in Österreich glaub ich seit 2002.


    Mein Freund ist in Ausbildung zum Facharzt und hat noch eine befristete Stelle. Wenn er fix übernommen wird, kann er wahrscheinlich stunden reduzieren, aber das ist erst im Februar.


    Ich hoffe, dass nächste Woche die anderen zwei Turnusärztinnen wieder gesund sind. Dann brauch ich nicht immer meine genervte Assistenzärztin fragen, wenn ich nicht weiter weiß...

    mit der Großen (06/2012), der Mittleren (10/2014) und der Kleinen (09/2018) #herz

  • Wenn es Dir vor allem um die Medikation geht, dann schnapp Dir Deine Apothekerin!
    Jedes KH muss auch eine KH-Apotheke haben und auch dort sind die Apotheker zur Beratung verpflichtet.
    Sobald die Diagnose (Sache der Ärztin) steht, kann Dir die Apothekerin leitliniengerecht die Therapie aufsagen. Kontraindikationen, Wechselwirkungen, Beers-Kriterien, Anwendungshinweise (Nüchterneinnahme und warum, Teilbarkeit etc.), Nebenwirkungen (Verschreibungskaskaden vermeiden!). Und Du als Ärztin entscheidest im individuellen Einzelfall, was Du tatsächlich verordnest.
    Nutze das KnowHow!
    Sammele die Themen und setz Dich mal eine Stunde mit der Apotheke zusammen.

  • Wenn gerade zwei Kolleginnen krank sind, bestehen doch gute Chancen, dass die Situation sich bessert, sobald ihr wieder in normaler Besetzung arbeitet!
    Ich bin btw auch dafür, dass Arbeitszeitgesetze eingehalten werden, da hast du mich mißverstanden. Und dass Teilzeit möglich ist, gerade im Hinblick auf Vereinbarkeit. Aber dann muss halt auch das Pensum angepasst werden. Was passiert, ist das Gegenteil. Mehr Arbeitsverdichtung, Fallpauschalen, kürzere Verweildauer, aber nicht mehr Stellen. Und bei dir noch zusätzlich fehlende Einarbeitung. Da leidet zwangsläufig die Qualität.
    Da man diese Bedingungen oft nicht ändern kann, empfinde ich persönlich es als hilfreich, nicht auch noch(!) die Uhr ständig im Nacken zu haben.