Sternstunden oder Sternmomente im Job - gerne zum Dranhängen

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  • Ich habe hier im Forum ja mal u.a. von einem Mißverständnis mit einem Hotelgast erzählt, als ich noch als Zimmermädchen gearbeitet habe (er entsetzt "There is a bat in my room!" und ich hatte verstanden "There is a bed in my room!" und all die Verwicklungen danach...), und neulich gab es auch einen Thread über lustige Begebenheiten in einem Hundesaloon (? weiß nicht mehr genau..)

    Jetzt arbeite ich seit drei Wochen als Klosterführerin und möchte Euch gerne ein bißchen teilhaben lassen und Euch außerdem einladen, hier ebenfalls merkwürdige, witzige, berührende, einfach irgendwie "besondere" Momente aus Eurem Berufsleben zu teilen.

    Liebe Grüße von Tikaani (früher: Casa)

  • Achtung, evtl. Trigger:

    Spoiler anzeigen

    Vorgestern durfte ich meine allererste alleinige Führung laufen, mit einer 6. Klasse, 20 Kinder.

    Gleich zu Beginn, als ich so ganz munter von den hier vormals ansässigen Mönchen und deren Ordensleben erzählte, meldete sich ein Mädchen und fragte: "Wurden hier auch Ministranten vergewaltigt?"

    Mir blieb erstmal die Luft weg, es war mucksmäuschenstill.

    Irgendwie habe ich dann was gesagt über die dunklen Seiten der Kirchengeschichte, dass es hier im Mittelalter zwar keine Ministranten gegeben hat, aber dass Gewalt und Missbrauch immer wieder vorkamen, und dass wir heute zum Glück etwas sensibler sind für solche Themen und auch Hilfe und Unterstützung finden können, wenn so etwas passiert. Daraus entstand ein kurzes, aber feines Gespräch mit diesem Mädchen und ein paar anderen.

    Am Ende der Führung hat mich die begleitende Lehrerin beiseite genommen und mir dafür gedankt.

    Das war so ein wahnsinns Hammererlebnis gleich in der ersten Führung. Ich habe immer noch Herzklopfen, wenn ich das aufschreibe oder nur daran denke.

    Liebe Grüße von Tikaani (früher: Casa)

  • Gestern lief ich dann eine Führung mit Erwachsenen, da war ein älterer Herr dabei, der immer wieder auf die Orgel zu sprechen kam.

    Mein Wissen über diese Orgel und über die Orgelgeschichte insgesamt ist recht dürftig und mir fiel bald nichts mehr dazu ein.

    Da sagte die Frau an seiner Seite: "Hasi, jetzt wissen alle, dass du dich mit Orgeln auskennst, aber jetzt wollen wir der Frau mal weiter zuhören und sie nicht mehr unterbrechen, ja?"

    Er nickte.

    Wenig später führte ich die Gruppe ins Parlatorium, den einzigen Raum, in dem die Mönche früher sprechen durften. Da meldete sich der Mann und fragte zaghaft: "Wenn selbst die Mönche damals hier reden durften, dürfte ich dann hier vielleicht... bitte... doch nochmal ganz kurz... zu der Org-"

    Seine Frau: "Hasi! Nein."

    Und er: "Du bist strenger als jeder Abt."

    Liebe Grüße von Tikaani (früher: Casa)

  • #lol

    Aber im Ernst: wenn der einen vernünftigen Eindruck macht und Du etwas Zeit hast, lass Dir von ihm ggf. nach der Führung die Orgel erklären bzw. besser: frag ihn aus (ehe er Monologe führt). Er freut sich und Du kommst nebenher an Weiterbildung.

  • Und bei einem Workshop mit einer 2. Klasse, Stoffe färben, haben wir die Materialien nach draußen ins Freie getragen, die Sonne schien da grade so schön, und haben mit den Kindern unter den Kastanienbäumen gearbeitet.

    Da kam ein kleiner Junge zu mir und flüsterte: "Mir ist das hier nicht so ungeheuer, ich hab Angst."

    Ich: "Du, der Sud in den Bottichen ist schon gut abgekühlt, da kannst du dich nicht mehr dran verbrühen."

    Er: "Nein, es ist nicht deswegen. Ich hab Angst wegen..." - er zeigte nach oben und nach unten.

    Ich: "Was meinst du?"

    Er: "Das Grüne hier überall. Die Bäume. Das Gras. Weißt du, mein Bruder... aber niemandem weitersagen, ja? - mein Bruder hatte von solchem Grünzeug schon mal eine Zecke am Pimmel!"

    Liebe Grüße von Tikaani (früher: Casa)

  • Tikaani Hammer #lol Ich kann mich gar nicht entscheiden zwischen Hasi und der Zecke am Pimmel #lol Bitte mehr davon #herzen

    Und das im Spoiler beschriebene hast Du echt souverän gelöst!

    Doubt kills more dreams than failure ever will #sonne

  • Ja, da wäre mir das ganze Grünzeug aber auch nicht so geheuer 🤣

    Viele Gruesse vom andern Ende der Welt, Sarah


  • Beim letzten Fasching hatte ich aus dem Kita-Fundus ein langes, rosanes, rauschiges Prinzessinnenkleid an. Wunderschön und deutlich anders als die Kleider, die ich für gewöhnlich trage. Bei uns ist es Tradition, die Kostüme des Gegenübers zu erraten. Ich betrete den Raum, ein 4jähriges Mädchen kommt auf mich zu, steht und staunt und stellt endlich fest: „du hast dich verkleidet - als du!“ #herzen

  • Wahrscheinlich für alle Ewigkeiten der berührendste Tag in meinem ganzen Arbeitsleben:

    Der Ausflug mit einer sehr schwer kranken Frau zum Iseosee zum Christo-Kunstwerk,

    Innerhalb 24 h hin und zurück, es war einfach irre.

    Aber dieser Moment wo ich die Dame fragte ob sie sich vorstellen kann 24 h unterwegs zu sein: und ihre Frage „wo geht’s den hin“

    Ich hab ihr ein kleines Stückchen von dem Stoff gezeigt die am ersten WE dort verteilt wurden und ihre Frage „wann geht’s los“

    Hatte alles im Vorfeld abgeklärt, zwei Kolleginnen angeheuert, und so haben wir das gewagt, mit Notstromaggregat fürs Beatmungsgerät,

    Und noch ein inniger Moment:

    Die Dame besuchte zweimal jährlich ein Treffen mit lauter tollen Frauen,

    Das letze Mal ging’s ihr schon sehr schlecht, aber sie wollte unbedingt hin.

    War dann weniger schön da sie oftmals schon nicht mehr richtig „da“ war.

    Und beim heimkommen von diesen WE hab ich mich immer bedankt das ich dabei sein durfte ( eigentlich wollte eh nie eine von den Kolleginnen, aber mir haben diese Treffen selber sehr viel gegeben)

    Also hab ich mich bei ihr bedankt und sie gefragt ob ich sie umarmen darf.

    Und sie hat, wie jedesmal, genickt.

    Und ich hab sie umarmt und ihr einen Kuss auf die Wange gegeben da das ein so inniger Moment war, ihr lief dann eine Träne die Wange herab.

    Sie konnte sie nicht wegwischen da sie absolut bewegungsunfähig war durch ihre Erkrankung.

    Ich hab sie mit Blicken gefragt ob ich sie abwischen darf.

    Ich hab dann auch geweint.

    Einige Tage später durfte ich sie bis zum letzten Atemzug begleiten.

  • O.Mi-La , das klingt sehr innig und warm.

    Tikaani , was für eine prima Idee, diesen Thread aufzumachen - wenn du schon nach kurzer Zeit im Job so viel beisteuern kannst, bin ich echt gespannt, was noch kommt. Die Zecke am Pimmel finde ich großartig.

    mizu, endlich hattest du mal Gelegenheit, die Prinzessin in dir rauszulassen #herzen

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • aaah schön! herzlichen dank für diesen thread. der job klingt übrigens richtig richtig schön und ich liebe die kontaktintensität daran. die finde ich auch bei meinem aktuellen job sehr toll und kann daher auch was beitragen. ich kann mich kaum entscheiden, weil ich ständig so besondere momente erlebe. aber einer davon, den ich ganz besonders im herzen trage, hat sich ganz zu anfang ereignet.

    ich habe ja mit corona im april 2020 angefangen. eine schule, die ich betreue, meldete sich bei mir. der kontaktlehrer berichtete, dass seine wahlpflichtkurs-jugendlichen noch schnell vorm lockdown eine pfandsammelaktion zugunsten des spendenprojekts in haiti durchgeführt hatten. sie machten sich alle große sorgen, wie es jetzt mit covid für die extrem armen menschen in haiti weitergehen würde. es waren 200 euro zusammengekommen und der lehrer bat mich um aktuelle informationen aus dem projekt. ich habe mich voll reingehängt und einen langen bericht aus haiti besorgt. daraufhin rief mich der lehrer wieder an und sagte, er sei total begeistert, dass ich so einen aufriss betrieben hätte, wo doch der spendenbetrag so gering sei (war auch anfangsmotivation). ich sagte dann, das fände ich überhaupt nicht, man könne mit 200 euro einiges anfangen. dann sagte der lehrer, er sei sehr dankbar, dass ich als seine neue kontaktperson das so sähe, denn ich müsse über seine schule wissen, dass das einzugsgebiet sehr arm sei. und was er dann sagte, vergesse ich nicht: "wir reden hier von jugendlichen, die selbst wissen, wie es ist, eine woche nichts zu essen zu haben - und die haben alles in bewegung gesetzt, um die pfandspenden noch auf den weg zu bringen, bevor sie nicht mehr sammeln dürfen."


    eine.woche.nichts.zu.essen. hier in DE. und wen covid kommt, denken sie direkt an die familien in haiti, ziehen los, um last minute pfand einzusammeln. wenn das unsere zukunft ist, danke ich gott dafür.

    lg patrick

  • "wir reden hier von jugendlichen, die selbst wissen, wie es ist, eine woche nichts zu essen zu haben - und die haben alles in bewegung gesetzt, um die pfandspenden noch auf den weg zu bringen, bevor sie nicht mehr sammeln dürfen."

    Da kriege ich direkt feuchte Augen #herzen

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • Ich arbeite in der neurologischen Reha und hab eine Weile eine Aktivierungsgruppe mit je 3-4 schwer beeinträchtigten Patienten geleitet. An dem Tag wurde eine Patientin, die sich gar nicht äußerte und zu schlafen schien, in den Raum gefahren. Nach Begrüßung und Datumsrunde haben wir Sprichwörter ergänzt. Die zwei anderen waren munter dabei, die Dame sagte gar nichts. Bis ich las: „ein blindes Huhn,…“ kam es von ihr postwendend: „findet auch mal ein Korn!“

    😀

    Nona mit großer (03) und und kleiner (05) Tochter und kleinem Sohn (2008 )

  • "wir reden hier von jugendlichen, die selbst wissen, wie es ist, eine woche nichts zu essen zu haben - und die haben alles in bewegung gesetzt, um die pfandspenden noch auf den weg zu bringen, bevor sie nicht mehr sammeln dürfen."

    Da sag noch mal jemand, die Jugend sei verkommen,egoistisch und gleichgültig #flehan

    Da hab ich Pipi in den Augen #crying

    (Sie) glaubte an das gefährlichste aller Märchen, an das, in dem der Prinz kommen und sie retten würde.