Waldorfschulen / Anthroposophie - ein kritischer Thread

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  • Ich habe mir sehr lange unter Waldorf etwas sehr rabiges aka etwas absolut bedürfnisorientiertes vorgestellt.

    Waldorf ist jedoch das Gegenteil von bedürfnisorientiert, denn es geht nicht um das Bedürfnis Kindes, sondern die Ideologie legt fest, wann ein Kind welches Lern- und Entwicklungsbedürfnis zu haben hat.

  • wirst du auch feststellen, dass die Elternarbeit nicht das ist was man sich darunter vorstellt.

    Was stellt man sich unter Elternarbeit vor?

    Ich bin mitten in Anthroposophien aufgewachsen und meine die Frage ernst. Was stellt man sich andernorts unter Elternarbeit vor?


    Ich erinnere mich an eine Mutter an einer Waldorfschule, deren Kindern es auf wohnnortnahen Schulen nicht gut ging und die daher weite Wege und unbezahlbares Schulgeld für das kleinere Übel hielt. Sie arbeitete in ihrem gelernten Beruf eine gewisse Stundenzahl pro Monat vormittags für die Schule, welche genau diese Arbeit benötigte, und erhielt dafür sehr weitgehende Schulgelderlasse für ihre Kinder.

    Ich erinnere mich an den Schulneubau. Alle machten mit. Wir haben unsere Schule gebaut! Und beim Umzug vom Miet- ins eigene Schulgebäude haben wir nicht nur unsere Stühle und Tische rüber getragen, sondern sie abgeschliffen und neu lackiert.

    Ich erinnere mich an Eltern, die abends zur Schule fuhren für Gremienarbeit. Ein Elternteil von mir war im Vorbereitungskreis für die Eltern-Lehrer-Konferenz, in der alle personell und finanziell relevanten Themen sowie die ganze Jahresterminplanung mit allen Feiern und Aktionen besprochen und beschlossen wurden. Transparenter geht es nicht. Auch der kaufmännische Geschäftsführer der Schule war ein Elternteil.

    Was es auch gab:

    Eltern, die bei alledem nicht mitmachten, weil sie dafür keine Zeit hatten, sei es aus beruflichen oder privaten Gründen. Die eine Mark in die Spendenkasse steckten und wieder verschwanden, oder die vor dem Basar Kind und Kabeltrommel am Waffelstand ablieferten, um abends die Kabeltrommel wieder einzusammeln. Kind war schon zuhause. Es konnten nicht alle viel Zeit in die Schule stecken und auch viele nicht viel Geld, aber es ging um sehr praktische Tätigkeiten.


    Jetzt, mit zwei Kindern an staatlichen Schulen, habe ich an einer Grundschule ehrenamtlich alle drei Wochen eine Stunde gearbeitet. Ohne viele Eltern, die das tun, gibt es dort keine Schulbibliothek. Am Gymnasium meiner Kinder ist das Schulcafé in ehrenamtlicher Elternhand und kann nur öffnen, wenn Eltern dort ihre Zeit spenden. Das Engagement ist deutlich kleiner, die Schule gehört nicht den Eltern, sondern dem Staat. Aber auch hier geht es nicht ohne ehrenamtliche Elternarbeit, für die pädagogischen Fragen in den Fachkonferenzen, finanziell im Förderverein, praktisch im Schulcafé.


    Erklärt mir den Unterschied! Gibt es einen?

  • So wie Silbermöwe das beschreibt, so erlebe ich es auch.

    Zusätzlich gibt es noch das Angebot an Workshops zu bestimmten Themen. Und beim Elternabend wird vom Lehrer zusätzlich zum normalen Orga-Info-Kram noch berichtet war gerade "dran ist" bei den Kindern und warum deshalb jetzt gerade welche Inhalte im Unterricht durchgenommen werden.

    Falls man das auch als "Elternarbeit" zählen will. Keine Ahnung.

  • beim Elternabend wird vom Lehrer zusätzlich zum normalen Orga-Info-Kram noch berichtet war gerade "dran ist" bei den Kindern und warum deshalb jetzt gerade welche Inhalte im Unterricht durchgenommen werden.

    So haben es mir meine Eltern auch immer berichtet.


    Ich habe mir sehr lange unter Waldorf etwas sehr rabiges aka etwas absolut bedürfnisorientiertes vorgestellt.

    Waldorf ist jedoch das Gegenteil von bedürfnisorientiert, denn es geht nicht um das Bedürfnis Kindes, sondern die Ideologie legt fest, wann ein Kind welches Lern- und Entwicklungsbedürfnis zu haben hat.

    Anthroposophische Pädagogen würden argumentieren, dass das ja gerade an den Bedürfnissen des Kindes orientiert ist. ;)


    Aber ja, das finde ich persönlich auch problematisch.

  • Ich habe mir sehr lange unter Waldorf etwas sehr rabiges aka etwas absolut bedürfnisorientiertes vorgestellt.

    Waldorf ist jedoch das Gegenteil von bedürfnisorientiert, denn es geht nicht um das Bedürfnis Kindes, sondern die Ideologie legt fest, wann ein Kind welches Lern- und Entwicklungsbedürfnis zu haben hat.

    Und damit bist du doch nicht alleine. Das ist das weit verbreitete Bild, dass Waldorf irgendwie kindgerechter wäre. Und irgendwie auch künstlerischer und man lernt mehr praktische Dinge. Was in einem gewissen Rahmen sicher stimmt - aber ich fand die Beschreibungen, dass offenbar jahrzehntelang an vielen Waldorfschulen exakt die gleichen Dinge gestrickt etc. wurden, schon sehr beeindruckend im Waldorfsalat.


    Elternarbeit wird groß geschrieben. Elternmitarbeit! Also Dienste übernehmen usw.

    Aber damit ist nicht Elternmitbestimmung gemeint.

    Ja. Auch an staatlichen Schulen dürfen Eltern weitgehend nicht mitbestimmen sondern nur vorgegebene Dienste übernehmen. Aber da ist es klar. Offenbar wird Eltern an Waldorfschulen aber teilweise etwas anderes suggeriert. Und im Waldorfsalat klang auch an, dass bei den Eltern manchmal auch unterschieden wird zwischen "waldorfnahen" und "waldorffernen" Eltern. Aber das ist mit Sicherheit auch schulabhängig.

  • Auch an staatlichen Schulen dürfen Eltern weitgehend nicht mitbestimmen sondern nur vorgegebene Dienste übernehmen. Aber da ist es klar. Offenbar wird Eltern an Waldorfschulen aber teilweise etwas anderes suggeriert.

    Ich habe es ja auch anders erlebt (aus Kindersicht). Die Klassenelternvertreterinnen für die Eltern-Lehrer-Konferenz saßen alle 14 Tage Donnerstags mit dem Kollegium, der Geschäftsführung, der Schulsekretärin, dem Beirat (gewähltes Gremium zur Mediation bei Konflikten) und dem Vorstand der beiden Schulvereine zusammen und entschieden über alles Wesentliche in der Schule. Die eigentliche Macht an dieser Schule lag beim Vorbereitungskreis für die Konferenzen, weil dort entschieden wurde, welche Themen zu besprechen seien. Auch in diesem Vorbereitungskreis gab es gewählte Elternvertreterinnen.

    Diese Struktur ist deutlich demokratischer als alles, was ich im staatlichen Schulwesen erlebe.

  • Eltern entscheiden sich dann bewusst und sehenden Auges für Waldorf, wenn es eine Auswahl gibt.

    Hier auf dem Land gibt es nur eine einzige Alternative zum staatlichen Schulsystem in erreichbarer Nähe: eine Waldorfschule. Ich habe mit zahlreichen Elternteilen gesprochen, die diese Schule für ihr Kind in Erwägung zogen, weil ihr Kind an der staatlichen Schule nicht gut klarkam und sie einfach nur nach einer Alternative suchten. Da fand keine Auseinandersetzung mit der Frage statt, was Waldorf eigentlich ist. Allein die Vorstellung, dass es dort freundlicher und handwerklicher zugeht, reichte aus.


    Zwei meiner Freunde haben ihr Kind in einen Waldorfkindergarten geschickt, weil dort ein Platz frei war und bei der Besichtigung die Atmosphäre so schön. Die wissen auch nach mehreren Jahren als Kindergarten-Eltern noch nichts von Steiners Ideologie.


    Gruß,

    F

    Mal geht es dir schlecht. Dann geht's dir wieder gut. Ich jedenfalls trag jetzt immer einen Hut.

  • Eltern entscheiden sich dann bewusst und sehenden Auges für Waldorf, wenn es eine Auswahl gibt.

    es gibt ja oft keine Auswahl

    Wenn dir der Kindergarten im Ort nicht gefällt und dann im Nachbarort so ein hübsches kuschliges Nest steht....

    oder das Kind das Pech hat an der Grundschule vor Ort den blödesten Lehrer dieser Schule zu erwischen....

    zumindest hier - und wir sind nicht plattes Land wird es dann schwierig mit den Alternativen.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Diese Struktur ist deutlich demokratischer als alles, was ich im staatlichen Schulwesen erlebe.

    Wahrscheinlich ist es abhängig vom Bundesland, wie die Elternbeteiligung gewichtet ist? Das wäre interessant, das mal gegenüberzustellen. Die Schulkonferenz, das höchste Gremium innerhalb einer Schule, ist ohne die Stimmen der Elternvertreter nicht beschlussfähig.

  • 100 Jahre - "Waldorf hat den Charakter einer Sekte"
    Nicholas Williams hat an drei Waldorfschulen unterrichtet - ehe er sich entsetzt abwandte. Was dort passiert, habe sektenhafte Züge.
    www.sueddeutsche.de


    der ist schon etwas älter.


    was nützt eine "demokratische" Struktur, wenn die Grundlage der pädagogischen Basis und das Weltbild gesamt auf Esoterik beruht.

    Kinderverhalten nach ihrem Sternzeichen und Haarfarbe erklärt werden. Karma und Engel und Aussagen von Steiner jede medizinische und pädagogische, auch didaktische Fachdiskussion ersticken. Das ist eine Basis der Welt-Sicht, die durch Diskurs nicht reformierbar erscheint, weil nicht Diskurs, sondern Glaube/Erkenntnis/Eingebung/Gefühl des Tausendsassas Steiner das Maß aller Dinge ist.

    annalin mit Nr 1 M 9/2003 und Nr2 W 3/2006

  • annalin Ich habe und hatte keine Kinder in Waldorfeinrichtungen.


    Aber ich kenne eine Reihe kluger und reflektierter Eltern, viele davon promoviert in unterschiedlichen Fachrichtungen und auch Lehrkräfte staatlicher Schulen, die ihre Kinder in Waldorfschulen geschickt haben und damit durchaus zufrieden waren.

    Es muss ja irgendeinen Grund haben, warum Menschen, die im Beruf evidenzbasiert und kritisch arbeiten, für ihre Kinder eine Schule wählen, deren Inhalt und Konzept nach Deiner Aussage "von Engeln inspiriert ist" und keiner Fachdiskussion standhält. ..und dann machen diese Kinder extern ihr Abitur und studieren damit erfolgreich Medizin, Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften ...


    Hier würde ich mal den alten Satz: "Wer heilt hat Recht." hervorziehen.


    Die Rechtschreiblernmethode, die in D über 20 Jahre dazu geführt hat, dass der Anteil der Jugendlichen, die nie richtig Rechtschreibung gelernt haben, massiv in die Höhe geschnellt ist, war wissenschaftlich begründet. (Da wäre mir ein Engel, der verkündet hätte, wie es richtig geht, lieber gewesen.)

    Ich würde gerne vom Ergebnis her schauen. Letztlich müssen sich die Sachen in der Praxis bewehren.

    Gibt es zu PISA auch Ergennisse von Waldorfschulen?

  • Es gibt keine gesonderte Auswertung der verschiedenen Schulen - wäre aber in der Tat eine interessante Fragestellung.



    eine Reihe kluger und reflektierter Eltern, viele davon promoviert in unterschiedlichen Fachrichtungen und auch Lehrkräfte staatlicher Schulen, die ihre Kinder in Waldorfschulen geschickt haben und damit durchaus zufrieden waren.

    Es muss ja irgendeinen Grund haben, warum Menschen, die im Beruf evidenzbasiert und kritisch arbeiten, für ihre Kinder eine Schule wählen, deren Inhalt und Konzept nach Deiner Aussage "von Engeln inspiriert ist" und keiner Fachdiskussion standhält. ..und dann machen diese Kinder extern ihr Abitur und studieren damit erfolgreich Medizin, Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften ...

    Hier steckt allerdings die Antwort schon drin - die Kinder kommen aus dem "Bildungsbürgertum", aus akademisch vorgeprägten Haushalten mit überdurchschnittlichem Einkommen und guter Bildung der Eltern - diese Kinder machen generell die besseren Schulkarrieren, das bessere (und häufiger als andere) Abitur und studieren überdurchschnittlich häufig.

    Bias in der Grundgesamtheit, würde ich sagen.

    Die beste Vergeltung ist, nicht zu werden wie dein Feind (Marcus Aurelius)

  • Ich möchte nochmal hierauf zurückkommen



    Die Klassenelternvertreterinnen für die Eltern-Lehrer-Konferenz saßen alle 14 Tage Donnerstags mit dem Kollegium, der Geschäftsführung, der Schulsekretärin, dem Beirat (gewähltes Gremium zur Mediation bei Konflikten) und dem Vorstand der beiden Schulvereine zusammen und entschieden über alles Wesentliche in der Schule. Die eigentliche Macht an dieser Schule lag beim Vorbereitungskreis für die Konferenzen, weil dort entschieden wurde, welche Themen zu besprechen seien. Auch in diesem Vorbereitungskreis gab es gewählte Elternvertreterinnen.



    14-tägige Sitzungen sind ja nun recht häufig - ich habe von KiGa bis Abitur meiner beiden Kinder immer viel Beirats-Arbeit an den Schulen gemacht, aber das wäre mir zeitlich schon ein bißchen viel.


    Aber Zeit ist ja nicht alles - du schreibst, "entschieden über alles Wesentliche"


    Da drängt sich mir spontan die Frage auf, was ist wesentlich? Kannst du eine Hausnummer bringen, was das war?


    Personalfragen? Ja, ist zäh in den Schulen meines Wirkens, da hat man viel mit Verwaltungen zu tun...

    Unterrichtsgestaltung und -inhalte (z.B. auf dem Weg durch den Schulbuch-Ausschuss)?

    Bauliche Maßnahmen (da habe ich viel in den Tisch gebissen in Stadtratssitzungen)?

    Schülerinnen mit Problemen (auch in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt/ Ausländeramt / ...)? - Das waren tatsächlich die häufigsten außerordentlichen Sitzungen, denn Probleme muss man ja besprechen wenn sie auftreten, und die halten sich nicht an einen normalen Sitzungsturnus.

    Die beste Vergeltung ist, nicht zu werden wie dein Feind (Marcus Aurelius)



  • Ich würde wirklich vermuten, dass es sehr vielen Menschen überhaupt nicht klar ist, was hinter Waldorf steckt. Und wenn die Kinder dort sind und man erfährt davon, dann sind das natürlich Einzelfälle bzw. die eigene Schule arbeitet ganz anders. Das sind ja auch hier die Aussagen im Forum.


    Und wir können gern auch über "Wer heilt hat Recht" diskutieren. Nur weil der Satz alt ist, heißt es noch lang nicht, dass er stimmt. Nimmt die Pseudomedizin ja gern mal um sich zu rechtfertigen. Ist halt ein Todschlagargument. Glaub das hier hab ich schon mal verlinkt: Die Evidenz-Sprechstunde: Hat recht, wer heilt? (deutsche-apotheker-zeitung.de)


    Pisa in Waldorfschulen, keine Ahnung. Aber da dort die Schülerschaft sehr homogen ist, kann man das eh nicht vergleichen.

  • Die Rechtschreiblernmethode, die in D über 20 Jahre dazu geführt hat, dass der Anteil der Jugendlichen, die nie richtig Rechtschreibung gelernt haben, massiv in die Höhe geschnellt ist, war wissenschaftlich begründet.

    Welche Methode meinst Du? Und wo genau wird die in Reinform unterrichtet?


    Das was ich hier an der GS erlebt habe, ist ein wilder Mix aus allen möglichen Ansätzen zum Lesen und Schreiben lernen. Ich glaube kaum, dass das wissenschaftlich so untersucht wurde.


    Schon etwas länger her: die Einführung der VA (Vereinfachte Ausgangsschrift) wurde angeblich auch wissenschaftlich untersucht - nur waren die wissenschaftlichen Methoden nicht gut (z.B. viel zu kleine Gruppen und Bias mit zu vielen Mädchen in der Studie so weit ich weiß). Mein Eindruck ist leider, dass viele wissenschaftiche Studien in dem Bereich nicht wirklich gut gemacht sind und dann auch der Transfer in die Praxis nicht funktioniert.


    Das ist übrigens das komplette Gegenteil von dem, was in der DDR zu dem Thema passiert ist: da wurde teils sehr akribisch in Gruppen unterschiedlicher Fachrichtungen gefeilt bis man einen Ansatz gefunden hat, mit dem man möglichst vielen Kindern möglichst gut lesen und schreiben beibringt. Herausgekommen ist ein DDR-weit verwendetes Lesebuch, eine einheitliche Schulausgangsschrift mit DDR-weit eingesetzten Übungsheften. Heute macht halt auch jeder Schulbuchverlag was er will, geprüft wird das offenbar auch weder zentral noch von den Schulen/Lehrkräften und zumindest hier werden auch noch Bücher und Arbeitshefte aus unterschiedlichen Verlagen kunterbunt gemischt.

  • Nicht Waldorf - aber für die Auswahl der Lehrmaterialien gibt es den Schulbuch-Ausschuss, in dem Vertreter aus Lehrkörper, zuständiger Verwaltung und Elternschaft eines Schulbezirks jeweils pro Schulform zusammen über die Lehrmaterialien entscheiden.

    Ich hatte genug Schmerzen, um mich dafür irgendwann wählen zu lassen - denn ja, das ist chaotisch.

    Die Kriterien der Entscheidungspersonen sind auch meistenteils eher unwissenschaftlich - ich bin Laiin, was Pädagogik und Didaktik angeht, die anderen Eltern ebenso, und die LehrerInnen und insbesondere Verwaltung haben auch viele Kriterien, die ich jetzt nicht der Didaktik zurechnen würde. Zumindest unter den LehrerInnen kann man aber gut Verbündete für sachliche Richtigkeit und didaktische und strukturelle Geschlossenheit finden.

    Die beste Vergeltung ist, nicht zu werden wie dein Feind (Marcus Aurelius)

  • Da drängt sich mir spontan die Frage auf, was ist wesentlich? Kannst du eine Hausnummer bringen, was das war?


    Personalfragen? Ja, ist zäh in den Schulen meines Wirkens, da hat man viel mit Verwaltungen zu tun...

    Unterrichtsgestaltung und -inhalte (z.B. auf dem Weg durch den Schulbuch-Ausschuss)?

    Bauliche Maßnahmen (da habe ich viel in den Tisch gebissen in Stadtratssitzungen)?

    Schülerinnen mit Problemen (auch in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt/ Ausländeramt / ...)? - Das waren tatsächlich die häufigsten außerordentlichen Sitzungen, denn Probleme muss man ja besprechen wenn sie auftreten, und die halten sich nicht an einen normalen Sitzungsturnus.

    Die Gesamtkonferenz einer Waldorfschule entspricht dem Rektorat einer staatlichen Gesamtschule.

    Entschieden wird über Personalfragen, Weiterbildungen, Budgetfragen, Bauliches (wie anderswo geschrieben kaufte meine Schule ein gigantisches Brach-Grundstück und baute dort alles, was zu einer Waldorfschule gehört, also Klassentrakt mit Mensa, Sekretariat, Naturwissenschaftsräumen, Aula, Musik- und Kunsträume, Werkstätten, Sporthalle, daneben einen Waldorfkindergarten und irgendwann einen Stall für die Schul-Schafe, das war sehr viel an Budgetfragen und Baulichem. In der Zeit gab es natürlich einen hauptsächlich damit befassten Baukreis, der der Gesamtkonferenz berichtete), entschieden wird auch über alles, was klassenübergreifend passiert, also die ganzen Feste, Feiern, Konzerte, die sich natürlich nicht mit Klassenfahrten überschneiden dürfen - auch nicht in der Probenphase.

    In Waldorfschulen wird gern fächerübergreifend an den selben Themen gearbeitet, so dass sich die Lehrkräfte absprechen müssen, wann z.B. die französische Revolution im Geschichts- und Französischunterricht, Beethovens "Eroika" in Musik, Schillers Vorlesung "Was ist und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte" im Deutschunterricht drangenommen werden, denn sie ergänzen einander. Schulbücher gibt es so wenige wie irgend möglich, daher sind diese Absprachen inhaltsreicher als nur eine Terminfestlegung. Das passiert normalerweise in den Wochen, in denen keine Gesamtkonferenz ist, in der Unter-, Mittel- und Oberstufenkonferenz.

    Probleme einzelner Schülerinnen und Schüler oder Konflikte einzelner Elternhäuser mit bestimmten Lehrpersonen landen normalerweise nicht direkt in der Gesamtkonferenz, sondern bei einer kleinen Gruppe - an meiner Schule war das der Beirat - worin irgend jemand auch eine Mediatorenausbildung haben sollte. Diese Gruppe hat Schweigepflicht und ist zur Vermittlung und Schlichtung da. Nur wenn eine Schlichtung nicht möglich ist, wird es zu einer Personalfrage und damit ein Thema für die Gesamtkonferenz.