Ich wurde nach einem extra Thread gefragt, hier ist er nun.
homunkulus das interessiert mich, magst Du in einem extra Thread darüber berichten?
Meine Kinder bekommen kein Taschengeld. Wir haben statt dessen ein Glas in der Küche stehen in dem immer Geld ist und an dem sich alle bedienen (auch die Erwachsenen). Niemand ist Rechenschaft schuldig für was er wie viel Geld rausgenommen hat.
Parallel dazu haben meine Kinder eigene Sparkonten, dazu schreibe ich noch was.
Mein Grund gegen Taschengeld war folgender: Ich habe einfach zu oft mitbekommen, dass Kinder Wünsche von ihrem Taschengeld bestreiten müssen weil die Erwachsenen das Gewünschte als Schund bezeichnen. Ich selbst habe das als Kind gehasst (Comic-Hefte waren bei uns Schund und mussten selbst finanziert werden z.B.) und möchte das für meine Kinder nicht. Oder die Kinder müssen selbst zahlen weil die Erwachsenen irgendwas als unvernünftig bezeichnen (die fünfte Kugel Eis oder was auch immer).
Ich mag diese (Ab-)Wertung nicht. Vor allem da sie immer "von oben herab" kommt.
Ein anderer Grund sind meine Schwiegereltern. Die haben den Kindern bei jedem Besuch (wir waren/sind oft dort) einen Fünfeuroschein in die Hand gedrückt. Das hebelte einfach alle Taschengeldgedanken aus: was soll ich einem 1.-Klässler einen Euro die Woche geben, wenn er dann alle zwei Wochen einen Fünfer von den Großeltern bekommt? Also haben wir Sparkonten angelegt und das Großelterngeld da drauf getan. Als die Großeltern das mitbekommen haben, haben die Kinder immer zwei Fünfer bekommen "einen fürs Sparbuch, einen zum Ausgeben". Wir haben ab da immer den einen aufs Sparbuch getan, den anderen in das Sammelglas. Das Glas wurde also nicht nur von uns Eltern gefüllt, sondern auch mit Geld, das eigentlich einzelnen Kindern gehört.
Nun haben wir das mit dem Glas ausprobiert als die Kinder ins Taschengeldalter kamen (also als der erste in die erste Klasse kam) und es hat gut funktioniert. Ich wäre jederzeit bereit gewesen das auf Wunsch der Kinder zu ändern.
Als die Jüngste in die erste Klasse kam dachte ich, wir müssten das abschaffen, weil sie sehr viel Geld aus dem Glas genommen hat. Nachdem sie mal einen Einkaufsbummel mit ihrer Freundin unternommen hat, haben wir uns dann den Taschengeldparagraphen angeschaut und haben festgestellt, dass sie als 7-Jährige nicht 35€ im Nanaunana für Kruscht hätte ausgeben dürfen (bzw. die Verkäuferin hätte es ihr nicht verkaufen dürfen). Danach hat sich das wieder gegeben und wir haben nichts geändert.
Mittlerweile sind die Kinder 20 (Student, zu Hause wohnend), 18 und 13 (Schule) und wir haben auf ihren Wunsch hin fast nichts geändert. Die Kleine hat letztens geäußert, dass sie Kleidung gerne selbst shoppen möchte und nun denken wir da über ein Budget nach, das ist aber noch nicht ausgereift. Der Große tut das Großelterngeld (mittlerweile bekommen sie mehr, aber immer noch bei jedem Besuch etwas) mittlerweile nicht mehr ins Glas sondern auf seine Unikarte (für Mensa und all sowas). Die Sparbücher meiner Kinder haben sich so über die Jahre gefüllt (bzw. hat der Große auch den ein oder anderen Ferienjob gemacht und das Geld komplett gespart), sie können also große Extrawünsche davon finanzieren (besserer PC oder sowas, halt Sachen wo andere drauf hinsparen mit ihrem Taschengeld, denn da ist die Grenze: ein GamingPC lässt sich natürlich nicht aus dem Glas bezahlen).
Wir haben das mit der Bargeldkasse auch versucht - es war ein Fass ohne Boden.
Wenn drei Kinder/ Jugendliche meinen, sie müssten sich da täglich Vespergeld rausnehmen, weil das Baguette vom Bäcker und drei Trinkpäckchen halt geiler sind als sich selbst Essen mitzunehmen, und der Bus eben bequemer als das Fahrrad, verschwinden da pro Woche über 100€.
Das war mir entschieden zu viel.
Ich bewundere, dass die Eisglas Idee funktioniert… bei uns könnte ich das Glas wahrscheinlich gar nicht so schnell nachfüllen, wie es leer wäre.
Bei uns funktioniert das mit dem "Eisgeld" auch.
Ich kann mir gut vorstellen, dass das nicht in allen Familien funktioniert. Geld ist eine heikle Sache und mit vielen Emotionen verknüpft. Bei uns passt es gut und funktioniert für alle. Wir besprechen solche Dinge regelmäßig und die Kinder sind aus verschiedenen Gründen dafür, das so beizubehalten. Und bei uns betrifft es nicht nur die Kinder. Auch wir Eltern wirtschaften selbstverständlich zusammen, wir haben keine getrennte Konten und es gibt kein "mein Geld - dein Geld" (außer Rentenvorsorge da haben wir jeder auch unser eigenes Ding, aber das geht ja auch nicht anders).
Besitz ist grundsätzlich in unserer Familie nicht so wichtig, die meisten Dinge gehören allen. So haben wir keine Probleme damit Kleidung oder Fahrrad oder sonstwas an das nächstkleinere Kind weiterzugeben. Die Dinge werden von demjenigen genutzt der sie gerade braucht.
Und niemand bei uns fährt Strecken mit dem Bus die man auch per Fahrrad fahren könnte. Meine Kinder sind da einfach vernünftig (die drei Trinkpäckchen vom Bäcker fänden sie eklig) sowas probieren sie durchaus mal aus, aber sie landen dann immer automatisch bei der "vernünftigeren" Version.
Ich betone: ich möchte es nicht werten, wenn das so in anderen Familien nicht funktioniert! Ich wurde nur gebeten, davon zu berichten und hoffe, ich habe das hier ausführlich genug getan.