Charlie Hebdo...

Oh tschuldigung fibula, ich hatte mich gerade selbst gemeldet, damit der Thread abgetrennt werden kann - ich war davon ausgegangen, dass das die Moderatoren machen und nicht wir selbst.

finde ich super, danke euch!
(ich bin aber eh raus, gehe erstmal in pause. wir hören uns an anderer stelle. ;))

fibula, wenn ich Lust gehabt hätte, über Verschwörungstheorien zu diskutieren,
hätte ich es längst gemacht

Ich bin gegenüber Verschwörungstheorien auch skeptisch und finde die "Cui bono"-Ruferei (nach vielen Jahren Telepolis-Foren-Abhärtung :D) auch - nun ja... oft schwierig. Tatsächlich braucht es diesen Ansatz auch nicht, die Radikalisierung findet ja auf beiden Seiten statt.
Seit dem 11. Septemper, dem Afghanistan-Krieg, dem Irak-Krieg, dem Karikaturenstreit, den Anschlägen in Madrid und London (usw.) haben sich die Fronten so krass verhärtet, wurde so viel Öl ins Feuer gegossen, gärte es in westlichen und in muslimischen Gesellschaften, dass es doch nur eine Frage der Zeit war, bis die Eskalationsspirale auf die Spitze getrieben wird.

Ich bin unheimlich erschrocken und betroffen, was in Paris passiert ist. Mein erster Gedanke gestern war, wenn das in der Titanic-Redaktion passiert wäre... Dadurch fühlte es sich noch mal näher an. Es ist ungeheuer grausam, mir fehlen da echt die Worte.

Wohltuend fand ich allerdings das Interview mit Tim Wolff, dem Titanic-Chefredakteur, gestern im Nachtmagazin: Klick.
Wolff macht genau das, was jetzt wichtig wäre (und was dem Nachtmagazin-Heini ja nun so überhaupt gar nicht zu gefallen scheint...), anstatt in Rachegebrüll und Panik auszubrechen, bleibt er besonnen und reflektiert.
Dahingehend fand ich auch diesen Kommentar von Zeit Online treffend: Sind wir stark genug?

Zitat

Dieser Anschlag betrifft nicht nur all jene, deren Beruf auf dem Recht des freien Worts fußt. Er betrifft alle, die in Europas Freiheit leben und sie lieben. Natürlich auch alle Muslime. Der Polizist Ahmed Merabet, der gestern von den Attentätern gleichsam hingerichtet wurde, war auch einer, berichteten Medien.
Muss man das betonen? Man muss. Viele Europäer halten den Islam für eine gewalttätige, demokratieunfähige Religion. Es war lange vor dem Anschlag, dass die rechtsextreme Marine Le Pen zu einer ernsthaften Anwärterin für die französische Präsidentschaft wurde. Es war vor dem Anschlag, dass sich in Deutschland eine nie da gewesene Feindseligkeit gegenüber dem Islam auf den Straßen zu manifestieren begann. Und das, obwohl Millionen Muslime seit Generationen zu Europa gehören: hier leben, arbeiten, wählen. Bürger sind.
(...)
Wir dürfen nicht aufhören zu differenzieren
Die Spirale des sich wechselseitig verstärkenden Misstrauens zerstört unsere Gemeinwesen. Sie ist der Weg zu neuer Gewalt, die beileibe nicht nur islamistisch sein muss. In Deutschland etwa waren es bisher vor allem die Muslime, die der Terrorismus bedrohte. Die rechtsextreme Mordserie des NSU geschah erst vor wenigen Jahren.
Der Islam ist hier, in Europa. Er wird nicht verschwinden, auch wenn manche das hoffen mögen. Er darf keine Angst auslösen und kein Fremdkörper sein. Muslime und Nichtmuslime sind dafür gleichermaßen verantwortlich. Alle Fragen dürfen gestellt, alle Ängste geäußert werden. Es gilt die Freiheit des Wortes.
Und wir dürfen nicht aufhören zu differenzieren: Zwischen Islam und Islamismus, zwischen Konservativen und Neonazis.
Nicht der Islam ist der Feind, sondern der Terrorismus.

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Ich muss allerdings gestehen, dass ich wirklich große Angst davor habe, wie sich die Stimmung jetzt weiterentwickelt. Ich glaube nicht, dass diejenigen in der Diskussion die Oberhand gewinnen, die Differenzierung und Reflexion fordern. Seit Jahren wachsen die Anti-Islam-Bewegungen in allen europäischen Ländern. Und durch den Anschlag jetzt haben - wie sich ja so eindrücklich an der Reaktion von Pegida und AfD zeigt - all diejenigen Aufwind, die sich eine Eskalation wünschen. Und das macht mir unheimliche Angst.

Danke Erbsprinzessin, das sind auch meine Gedanken.

Kiwi,
Das ist für mich aber noch ein großer unterschied.
Breivik ist psychisch krank, in welcher Form auch immer,
Genau wie der Geiselnehmer vor ein paar Woche in Australien in dem Café
psychisch krank war. Bei beiden stand keine Organisation im Hintergrund,
so wie es jetzt vermuten lässt.
Die Täter von Paris werden wahrscheinlich auch viele als krank bezeichnen,
ich bezweifle jedoch, dass sie an einer wirklich psychischen Krankheit leiden.
Sie werden eher in die falschen Kreise geraten sein und eine gehirnwäsche bekommen haben, anders find ich lässt sich das nicht für mich erklären.
Aber das wird sich hoffentlich bald klären.
Ach schlimm das ganze, ich schau grad N-TV mit der Geiselnahme.
Einfach grausam das alles ;(
Und ja, Angst hab ich auch , wie das alles weitergeht.
Gestern hab ich noch gedacht, dass ich mir heute was gutes tue und den tv auslasse und keine Nachrichten lese, meiner Schwangerschaft zu liebe, aber nichts zu wissen, macht das nicht unbedingt einfacher ;(

Nein, ich bin da auch etwas fassungslos.
Zumal es ja auch sein könnte, dass die beiden eine falsche Fährte sind und aus Panik geflohen sind.
Und selbst wenn nicht - man muss die doch verhören, wer weiß, was die wissen.

Nein, Anaba, ich finde diese Wortwahl entsetzlich und auch entlarvend.

Bei der Tötung von Menschen von "neutralisieren" zu sprechen ist menschenverachtend, egal, was diese Menschen ihrerseits vorher getan haben.

Ich fasse es nicht. Als Innenminister ist man Medienprofi, da gilt auch nicht "unter Schock", ich denke er sagt das bewußt so und das lässt mich so zurück: 8I

"Neutralisieren" bedeutet im Militärjargon nicht zwingend, eine Person zu töten, es kann auch bedeuten, sie festzunehmen. Die Assoziation zum Töten ist aber nicht allzuweit hergeholt und macht auch mir Bauchschmerzen.

Ich bin auch über die Formulierung "neutralisieren" gestolpert - dachte mir zwar schon, dass es nicht unbedingt töten bedeuten MUSS, aber es wird halt im öffentlichen Raum von den Meisten so verstanden. Das, und dass die Äußerung schon sehr schnell nach den Anschlägen folgte, ließ mich auch direkt denken: hoffentlich erschießen sie sie nicht einfach - dann wird es schwer, zu beweisen, ob sie nun wirklich die (alleinigen?) Täter waren.

Anaba, ich finde das auch entsetzlich.

Andererseits fand ich es von Anfang an klar - und das völlig unabhängig davon, was jetzt wirklich der reale Hintergrund der Attentäter ist - es wird keinen Gerichtsprozess geben, sondern die mutmaßlichen Attentäter werden beim Versuch, sie festzunehmen, erschossen werden.

Xenia, wie kommst du darauf?
Es gibt doch einige Beispiele, wo Täter gefasst werden konnten, ohne dass sie ums Leben gekommen sind. Ich denke, es gibt ein großes interesse, sie am Leben zu halten.
Oder meinst du, dass das nicht im Interesse der Täter ist? Das befürchte ich auch.
Das mit dem "neutralisieren" ist denke ich ein Fachjargon, der in diesen Kreisen normal ist.
Und wenn man die Täter erschiessen muss, um Geiseln zu retten, dann finde ich das auch gerechtfertigt, auch wenn es für die weitere Entwicklung anders besser wäre.

Ich hoffe inständig, dass das alles bald ohne blutvergiessen vorbei geht.

Meine Fresse - unschuldige Menschen werden ermordet, als Geiseln genommen , ihren Familien für immer entrissen und ihr hängt Euch an dem Begriff "neutralisiert" auf. Unfassbar.

Edit, und kommt mir nicht mit Rechtsstaatlichkeit etc. - ich bin seit über 25 Jahren Mitglied bei ai und verabscheue die Todesstrafe etc und bin genau so für ein faires Verfahren.

Hi,
Also ich würde mich sehr wundern, wenn die Polizei sie am Leben lässt.
Wir wohnen grenznah und die Polizei ist schon ne andere Hausnummer dort.

In den nachrichten sagen sie, dass alle drei tot sind.