Hallo Ihr lieben Schulkindeltern, einer dieser klassischen, sich jährlich wiederholenden Dilemmathreads...
Wir müssen morgen zur Schulanmeldung
Und obwohl die Entscheidung Ganztags- oder Halbtagsschule noch ein halbes Jahr Zeit hat, ist das natürlich grade überall Thema.
Daher würden mich Eure Erfahrungen interessieren! Klar, jede Familie und jedes Kind ist anders und am Ende gibt es auch nicht "DIE" optimale Lösung... trotzdem.
Im Moment ist unser Sohn in einer sehr kleinen Elterninitiative, und das passt super für ihn. In der Regel holen wir ihn um 14:30 ab, inzwischen ist es aber auch problemlos möglich, dass er mal bis 16 Uhr bleibt. Grundsätzlich ist er sehr gesellig, trifft sich total gerne mit anderen Kindern und hat viele Freund*innen. Dass er aber mit anderen Kindern alleine mitgeht, klappt erst seit ein paar Wochen. Er hat aus sich heraus nicht wirklich viel Autonomiebestreben, am liebsten soll ich (erstmal) überall mitkommen. Bisher haben wir kaum feste Termine, wir haben mal Turnen ausprobiert aber da hat er sich nach einigen Malen geweigert hinzugehen. Ich persönlich finde Freispiel viel wichtiger und schöner als angeleitete Kurse. Da ich freiberuflich arbeite zu sehr unregelmäßigen Zeiten (mal 2 Wochen gar nicht (bzw. von zu Hause aus), dann 4 Tage am Stück von früh morgens bis spät abends), müssen wir Eltern uns so oder so absprechen und können uns nicht ausschließlich auf eine Betreuung verlassen (mein Mann ist auch selbständig und einigermaßen flexibel. Er arbeitet eigentlich jeden Tag, kommt dann aber früher nach Hause wenn ich unterwegs bin). Bisher lief das alles ziemlich gut.
Wenn der Kleine nächstes Jahr eingeschult wird, werden wir alle uns deutlich umstellen müssen. Die Grundschule ist ziemlich groß, 4-5zügig, über 400 Schülerinnen. Alleine davor graut es mir schon... Die Schule bietet einen Ganztagszweig an, in dem die Kinder den ganzen Tag als Klassenverband verbringen, ohne Hausaufgaben, klingt theoretisch alles ganz gut. Ist aber von Klasse 1 - 4 verbindlich, d.h. man kann nicht mehr aussteigen, wenn es vielleicht doch nicht passt. Montags - Donnerstags ist dann von 8 - 16 Uhr Unterricht, mit größeren Pausen und Projekten zwar, aber trotzdem Schule. Das kommt mir einfach zu viel vor, vor allem für ein 6 oder 7jähriges Kind. Unser Kind wird eh schon eins der jüngsten sein, dann noch der Übergang von klein und kuschelig hin zu groß und unübersichtlich, schwer zu sagen wie das Konzept "Schule" überhaupt klappt... ich fände es einfach schlimm, wenn ich theoretisch die Zeit hätte, mein Kind zu betreuen und ihn dann aber jeden Tag bis 16 Uhr in einer für ihn überfordernden Situation lassen muss. Ich gebe zu, ich gehe da auch von mir aus und in meiner (westdeutschen) Kindheit gab es nur Schule bis mittags und danach heim zu Mama. Hab ich immer noch ein bisschen als Ideal abgespeichert...
Dann gibt es noch die Variante halbtags Schule mit anschließender Betreuung. Auch von Montags bis Donnerstag verbindlich bis 16 Uhr, allerdings jährlich abwählbar. Morgens althergebrachter Unterricht im 45 Min-Takt und nachmittags Hausaufgabenbetreuung und Projekte. Alles schon nicht mehr ganz so "behütet", da unterschiedliche Betreuer und Gruppen. Dafür auch (so zumindest mein Eindruck) mehr freie Zeit und nicht so durchorganisiert. Fände ich ok, wenn sich erstmal alles eingegroovt hat und hoffentlich läuft (so ab 2. oder 3. Klasse).
Die 3. Variante wäre halbtags Schule bis 12 Uhr. Das hieße für uns, dass ich wesentlich mehr Orga brauche an Tagen wo ich arbeite, Familie steht für die Betreuung nicht zur Verfügung. Mein Mann kann sich dann natürlich auch mal frei nehmen (für 3 Stunden plus Fahrt lohnt es sich für ihn nicht wirklich), aber bestimmt nicht so oft. Grundsätzlich wäre ich dazu bereit, aber optimal ist es nicht. Mit der Zeit würden sich vielleicht/hoffentlich Freundschaften ergeben, wo das Kind mal Mittags mitgehen kann usw., aber wirklich verlässlich ist das nicht. Es gibt noch einen Hort, auch eine Elterninitiative, da müssen die Kinder dann 10 Minuten hinlaufen - und dort wäre die Betreuung dann flexibel. Das wäre aktuell unsere Wunschvariante, zumindest für die erste Klasse. Die Kosten (nicht wenig...) würden sich schon lohnen, wenn ich dafür einen Job mehr im Monat machen kann.
Aber ist das vielleicht auch doof, nimmt das das Kind nicht zu sehr aus der Klassengemeinschaft raus? Und ist 2 x die Woche Hort vielleicht schwieriger für ein Kind als routiniert jeden Tag? Und ist vielleicht Ganztagsschule doch nicht so schlecht, da mehr Kontinuität? Pädagogisch sinnvoller, da für die Lehrerinnen flexibler? Ist die Entwicklung von jetzt bis zum Schulbeginn in Richtung Selbständigkeit so groß, dass eh alles kein Problem ist?
Eure Erfahrungen würden mich echt interessieren!!! Schonmal vielen Dank und sorry für soviel Text...