Liebe Alle,
ich brauche bitte Eure Hilfe! Wir sind am Verzweifeln.
Die ältere unserer beiden Töchter (8 Jahre) wird vom Nachbarskind (gleich alt, Einzelkind) gemobbt.
Wir wohnen in einer Doppelhaushälfte, die Nachbarn in der anderen Hälfte. Da die Haustüren direkt nebeneinander sind, sind wir leider ziemlich auf "Tuchfühlung".
Unsere Kinder haben früher mit dem Nachbarskind gespielt, das sehr oft zu uns gekommen ist, da eben Einzelkind. Beide Eltern sind berufstätig und das Kind ist von klein auf bis zum späten Nachmittag täglich in der Betreuung, derzeit nach der Schule im Hort. Das Nachbarskind wächst heran, ebenso wie unsere, und dabei offenbart sich zunehmend sein Wesen. Dieses Nachbarskind ist - sorry - ausgesprochen hinterhältig, egoistisch, berechnend, nach Anerkennung gierend. Es tut immer sehr erwachsen und versucht unseren Mädels bei jeder Gelegenheit zu verstehen zu geben, wieviel klüger, erwachsener, reicher ... etc. es doch ist.
Unsere Kinder wollen zunehmend nicht mehr mit diesem Kind spielen. Für uns kommt das nicht überraschend, es war lange absehbar, wir haben uns nur gefragt, wie lange das wohl dauern mag, bis es so weit ist. Im Sommer gab es bereits eine zweimonatige Kontaktpause, weil unsere Kinder nicht mehr wollten - und das, wo man sich täglich vor der Haustüre sieht. Unsere größere Tochter hat häufig geweint, weil das Nachbarskind so hässlich zu ihr gewesen ist - und hat dann selbst die Konsequenzen gezogen, mit unserer Unterstützung.
Inzwischen ist es so weit, dass dieses Nachbarskind unsere Tochter mobbt. Ich halte dies zumindest für die richtige Bezeichnung.
Nachbarskind und unsere Tochter gehen morgens zusammen zur Schule, nicht auf die gleiche Schule, aber der Schulweg ist fast identisch, so dass sie gemeinsam aufbrechen.
Seit kurzer Zeit ist eine neue Freundin aus der Nachbarschaft mit dabei, also gehen sie jetzt zu dritt. Unsere Tochter kannte dieses dritte Mädchen schon länger. Sie ähneln sich - beide sind sie sehr liebe, sehr zurückhaltende und sehr schüchterne Kinder mit wenig Selbstbewusstsein. Unsere Tochter und die neue Freundin gehen auf die gleiche Grundschule und haben gemeinsame Freundinnen, hatten bislang nur nicht zusammen gefunden, wie das bei zwei Schüchternen so sein kann. Jetzt aber. Unsere Tochter hat sich jetzt mit diesem Mädchen angefreundet und vor einiger Zeit begonnen, sich mit dem Mädchen zu verabreden. Beide haben jetzt ein paar Mal sehr schön und einträchtig zusammen gespielt.
Das Nachbarskind kannte dieses Mädchen auch schon vom Sehen bzw. vom Schulweg, da das Mädchen nur wenige Häuser weiter wohnt und die Kinder die gleiche Strecke laufen.
Als unsere Tochter neulich mit diesem Mädchen, ihrer neuen Freundin, verabredet war, ist das Nachbarskind kurzerhand mitgegangen. Seitdem reklamiert es die neue Freundin meiner Tochter als seine (ihre) neue alleinige Freundin und meine Tochter wird mit allen Mitteln zur Seite gedrängt.
Meine Tochter leidet sehr, wir möchten ihr unbedingt beistehen - und sind uns über das Wie nicht einig, da wir große Sorgen haben, uns vollends mit den Nachbarn zu verkrachen. Das Verhältnis ist ohnehin schon belastet, weil das eine sehr merkwürdige Familie ist, die in unserem Bekanntenkreis weitläufig gemieden wird.
Wir sind bereit, deutliche Worte zu sprechen, fragen uns aber, wie wir das am besten hinkriegen, ohne dass die nächsten 40 (?) Jahre Seite an Seite mit diesen Nachbarn zur Hölle werden. Wir leiden bereits jetzt sehr unter der Nachbarschaft zu dieser Familie, und wissen, dass wir es auf Dauer nicht aushalten werden, wenn Krieg ausbricht. Noch können wir vernünftig miteinander reden.
Hier einige Beispiele, wie das Nachbarskind handelt:
- unsere Tochter ist mit genannter neuer Freundin verabredet und schon dort, als das Nachbarskind klingelt und nach ihr fragt. Wir haben ausdrücklich nicht gesagt, wo unsere Tochter ist, aber das Nachbarskind denkt es sich, und flitzt hinterher. Es dauert keine 10 Minuten, das Treffen der Mädels ist beendet, Nachbarskind hat bestimmt: Wir gehen jetzt zu mir! Da die beiden anderen zu schüchtern sind, haben sie keinen Einspruch gewagt, das Mädel ist mitgekommen und unsere Tochter notgedrungen auch.
- wenn die drei morgens gemeinsam zur Schule gehen, geht Nachbarskind mit dem Mädel voraus und redet ununterbrochen. Unsere Tochter muss hinterdrein laufen. Versucht sie, aufzuschließen und mit den anderen in einer Reihe zu gehen, wird sie vom Nachbarskind vom Bürgersteig runter gedrängelt.
- kürzlich kam das Mädel morgens zu früh, es waren noch zwei Minuten zur verabredeten Losgeh-Zeit. Nachbarskind war schon fertig und zieht einfach allein mit dem Mädel los, ohne auf unsere Tochter zu warten. Erst als Nachbarsmutter ruft, bleibt Nachbarskind stehen. Unsere Tochter, mit riesengroßen Augen, die Tränen kommen: "Die gehen ja einfach ohne mich los!" (Nachbarskind ist oft morgens zu spät... unsere Tochter wartet jedes Mal auf sie!)
- Nachbarskind erzählt unserer Tochter, dass ihre neue Freundin sie in Wirklichkeit nicht mag.
Soweit die Vorkommnisse der letzten paar Tage. Unsere Tochter leidet wie ein Hund, hat Bauchschmerzen, ist unausstehlich, hackt auf ihrer kleinen Schwester rum, es gibt viel Krach in der Familie.
Sonstige Vorkommnisse:
- Nachbarskind lügt sehr viel bzw. verbreitet Lügen über unsere Familie/unsere Kinder
- Nachbarskind profiliert sich immer und überall, sogar auf Kosten von "Freundinnen": Bei einer (weiteren) gemeinsamen Freundin redet sie schlecht über unsere Tochter, bei unserer Tochter redet sie schlecht über diese Freundin
- wenn unsere Kinder spielen, auf Bäume klettern, im Garten tollen: Nachbarskind steht immer daneben und fragt "was machen wir jetzt?" - irgendwann bestimmt sie: Wir gehen jetzt rüber zu mir! Sie spielt nicht mit, sie möchte bestimmen.
- Nachbarskind würdigt jegliche Spielzeuge und Besitztümer unserer Kinder herab
- Nachbarskind reagiert bei jeglicher Gelegenheit dermaßen offen missgünstig und neidisch, dass es wirklich unangenehm ist
- Nachbarskind hat - wissen wir nicht wirklich, vermuten wir aber - hintereinander zwei Portemonnaies unserer Tochter mit jeweils sehr viel Taschengeld darin (sie gibt es nie aus) gestohlen
- bekommt unsere Tochter ein größeres Fahhrad, Inliner oder was auch immer, so sorgt Nachbarskind dafür, dass sie spätestens zwei Tage später ebenfalls sowas bekommt
- Nachbarskind quält unseren Hund, wenn sie glaubt, es sieht keiner
- Nachbarskind fragt ständig unsere Tochter, ob sie zusammen mit unserem Hund spazieren gehen können, Nachbarskind will dann immer die Leine halten - und erzählt überall herum, es sei ihr Hund
- Nachbarskind prahlt dauernd damit, was es demnächst alles bekommen wird (Smartphone, Pferd, iPad, ...) und macht sich über unsere Tochter lustig, weil sie diese Dinge nicht hat
Etc. ... es ist müßig, alles aufzuzählen, ich wollte nur einen Eindruck vermitteln, wobei ich jetzt finde, diese Punkte hören sich harmloser an, als sie sind.
Habt Ihr einen Tipp, wie wir das angehen können? Bei uns liegen die Nerven so sehr blank, dass wir kaum einen klaren Gedanken fassen können... gleichzeitig sind wir so wütend, dass wir fürchten, es eskaliert, wenn wir den Mund auftun.
Es ist natürlich so, dass die Nachbarseltern mächtig stolz auf ihr blitzgescheites, durchsetzungsfähiges, schon so erwachsenes Kind sind. Bei denen geht es ausschließlich um äußere Werte. Alles muss sehr repräsentativ sein, Fassade ist wichtig, Selbstreflektion gleich Null. Beispiel: Bei Familienfesten, zweimal im Jahr, wird vorher ein Großeinkauf bei der Gärtnerei gemacht, die Blumen werden überall in die Beete gesteckt (so dass teils der halbe Wurzelballen rausguckt... völlig gleichgültig), dass alles fein bunt ist, danach lassen sie sie vertrocknen und wenig später wird alles in die Mülltonne entsorgt.
Wie redet man mit solchen Leuten, bei denen Selbstreflektion gleich Null ist und die "nichts auf sich kommen lassen"? Sie sind auch vollkommen merkbefreit. Als es mal die zweimonatige Spielpause gab, hat der Nachbar nur ganz dumm kommentiert "die spielen ja gar nicht mehr?" - statt mal zu fragen oder zu überlegen, was los sein könnte. Wir haben damals auf ausdrücklichen Wunsch unserer Tochter nichts gesagt.
Unserer Tochter den Rücken zu stärken reicht nicht mehr. Wir müssen den Mund aufmachen und ganz offen zu unserer Tochter stehen, und das Nachbarskind muss wissen, dass sein Verhalten bemerkt und nicht toleriert wird. Hinzu kommt, wir möchten dieses Kind nicht mehr in unserem Haus haben, wir fühlen uns nur noch unwohl, hinzu kommt der Diebstahlsverdacht. Das Kind klingelt aber manchmal bis zu fünf mal täglich bei uns.
Könnt Ihr uns helfen, unser Vorgehen zu strukturieren? Habt Ihr Erfahrungen mit so etwas?
Ganz vielen Dank und viele Grüße
Motte