Was bringen Demos?

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Lustig, ich habe mir vorhin genau die gleiche Frage gestellt und überlegt hier zu stellen mausehaken82


    Also ich bin früher auch immer auf Demos gegangen und war viel aktiv und finde es auch jetzt toll zu sehen, wie viele Leute auf die Straße gehen. Und frage mich trotzdem: glaubt ihr, es bringt irgendwas? Macht irgendeinen unterschied?


    Also das ist ja -anders als die Bauernproteste- zT ohne explizite Forderung an die Politik. Und ob das die AFD Unterstützer beeindruckt?

    We must accept finite disappointment, but never lose infinite hope.

    Martin Luther King, Jr.

    ———-

    ebura mit S (*04), E (*05) und I (*12/21)

  • Nein es wird die AFD Unterstützer nicht beeindrucken. Darum geht es auch nicht. Es geht darum zu zeigen, dass sie (AFD und Co) eben nicht die laut brüllende Mehrheit sind.

  • Es zeigt, dass Rechtsextremismus nicht von allen toleriert wird und dass man nicht alleine ist. Es zeigt Politikern anderer Parteien, dass es eine Vielzahl von Menschen gibt, die dagegen sind. Es zeigt, dass es Menschen gibt, die bereit sind, dagegen aufzustehen und sich für demokratische Werte einzusetzen.

  • Ich treffe im Alltag hier in Sachsen oft Leute, die ihre AfD-Positionen ganz offen und selbstverständlich kommunizieren und davon ausgehen, dass das alles sowieso Konsens ist. Da brauche ich manchmal etwas "Wir sind mehr"-Gefühl.


    Außerdem beruht ein Teil des Erfolges der AfD auf dem Eindruck, dass Rechtsextremismus die Gewinnerseite ist. Menschen stehen gern auf der Seite der Gewinner. Wenn sich dann rausstellt, dass auf der Nazi-Demo hier in Dresden neulich 10.000 Leute waren, am Sonntag aber 20.000 kommen, dann verliert das Nazisein an Coolness.


    Ich glaube, dass Pegida auch in Dresden sich bald verlaufen hätte damals nach 2015, wenn es damals ein ernstzunehmendes zivilgesellschaftliches Bündnis gegeben hätte, wo jeder Pegida-Demo eine doppelt so große Gegendemo gegenüber gestanden hätte, so wie in anderen Städten damals auch.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

  • Und die aktuellen Demos zeigen Menschen, die von den Abschiebungswünschen der AFD betroffen sind, dass es keineswegs die Mehrheit ist, die sie hier nicht haben wollen.

    Und es zeigt aktiven Antifaschisten, dass sie nicht allein dastehen.

    Es zeigt Politikern, die bedroht werden, dass sie nicht alleine dastehen.

    Es zeigt Leuten, die allen Ernstes vom Putschen träumen, dass Putschversuche (hoffentlich) auf großen Widerstand stoßen würden.

  • Mir geht es klar darum zu zeigen, dass es jede Menge Menschen gibt, die den Rechtsruck nicht gutheißen. Das geht in Richtung Politik genauso wie an gleichdenke Menschen, die sich vielleicht schon wie Aliens vorkommen.


    Wobei ich mir fürs WE auch vorgenommen habe, Briefe an meinenAbgeordneten zu schreuben, um auch da eine Stimme gegen rechts sichtbar zu machen.

    LG, Kalliope


    Und bist du nicht willig, so brauch ich Geduld! (Prof. Peter Kruse) tap.gif

  • Aber mehr als ein Zeichen eben nicht, denke ich. Und auf Demos zu gehen und zu wählen reicht nicht aus, um sein Grundrecht zu leben und die Demokratie zu stärken. Da muss ich mich leider an die eigene Nase packen.

    Was fehlt denn dann noch?

    Ich hab jetzt gelernt, alle paar Jahre wählen und die eine oder andere Petition mitzeichnen reicht nicht, man muss schon auch auf Demos.

    Also wollte ich jetzt am Wochenende auf meine allererste Demo, auch wenn ich ängstliche Bauchschmerzen hab. Wir wissen ja, wie die Polizei mit nicht-rechten Demonstranten umgeht #angst


    Wenn die Demos nicht reichen, dann würd ich die gern auslassen und gleich den nächsten, hoffentlich wirksamen, Schritt gehen.

    Wenn man schon nicht die Fresse halten kann, dann einfach mal Ahnung haben!

    (Frl. Heiligenscheiß)

  • Also wollte ich jetzt am Wochenende auf meine allererste Demo, auch wenn ich ängstliche Bauchschmerzen hab. Wir wissen ja, wie die Polizei mit nicht-rechten Demonstranten umgeht #angst

    Die Demos waren doch allesamt friedlich.

    Es handelt sich ja nicht um konfrontative Demos, also es sind keine Gegendemos zu stattfindenden Veranstaltungen. Damit haben auch etwaig eingesetzte Polizisten, die mit den Rechten sympathisieren keinerlei Vorwand aggressiv einzuschreiten. Und es sympathisieren meiner Meinung nach sowieso bei weitem nicht die Überzahl aller Polizisten mit den extrem Rechten. Und genau: Alle Demos der letzten Tage verliefen absolut friedlich.

  • Ich glaube, dass Pegida auch in Dresden sich bald verlaufen hätte damals nach 2015, wenn es damals ein ernstzunehmendes zivilgesellschaftliches Bündnis gegeben hätte, wo jeder Pegida-Demo eine doppelt so große Gegendemo gegenüber gestanden hätte, so wie in anderen Städten damals auch.

    Ja, ich denke auch, dass viel zu lange zugesehen wurde. Es wurde so lange gewarnt. Aber immer wieder wurde beschwichtigt und relativiert.

  • Demos bringen total viel! Die Montagsdemos in der DDR finde ich ein tolles Beispiel. Oder in Leipzig am 9. Oktober 89 …

    Und Politikern ist das sicher nicht egal - sieht man doch jetzt an den Demos der Landwirte.

  • Also wollte ich jetzt am Wochenende auf meine allererste Demo, auch wenn ich ängstliche Bauchschmerzen hab. Wir wissen ja, wie die Polizei mit nicht-rechten Demonstranten umgeht #angst

    Diese Angst haben viele Menschen. Es ist aber tatsächlich so, dass man sehr schnell merkt, wenn sich irgendwas zusammenbraut. Also wenn die Antifa irgendwo hinrennt und behelmte Polizei mit runtergeklappten Visieren hinterher, dann musst Du Dir überlegen, ob Du wirklich mitrennen willst (wer kann). Genauso ob Du in einer Blockade zwischen der Antifa sitzen willst.


    Ansonsten kann man sich super im bürgerlichen Lager bewegen. Es gibt oft Essen, Musik, bunte junge Menschen und interessante Pappschilder. Ich glaub, die Demos in diesen Tagen sind sowieso friedlich und bürgerlich. Nimm warme Sachen und heißen Tee und eine Freundin zum Quatschen mit.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

  • Mein Flüchtlingspatenkind (16) sagt, ihn beruhigt es, dass Menschen demonstrieren (können/dürfen) und er das sieht bzw teilnimmt, weil ihm die derzeitige Lage hier richtig Angst macht und er es als Zeichen sieht, dass nicht ganz Deutschland so drauf ist wie die AFD. Und wenn es nur dafür ist - ich find's wichtig. Abgesehen davon hilft es mir, meinen inneren Kompass von Frust und Resignation über geballte Dummheit und Hass auf "und wir sind WOHL mehr!" immer wieder umzuswitchen.

  • Ich demonstriere nicht gegen die AfD!


    Ich demonstrieren für die Demokratie und für die Menschenrechte für alle Menschen.


    Ich habe das "Ausländer raus" von Rechten Kräften in den letzten 35 Jahren nie ernstgenommen, dachte, dass ist dummes Geschwätz von provokateuren oder dummen Menschen. Zumal in meiner Wahrnehmung die Stadt immer bunter geworden ist.


    Wenn ich das jetzt aber ernst nehme, was die AfD als Versprechen postuliert...... dann sind in meiner Gruppe nur noch vier Kinder- und ne Kollegin auch.

    Das kann ich nicht gut finden!


    Und da kann ich echt nicht mehr schweigen

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Pamela ich war schon auf vielen Demos (auch gegen rechts), aber das war nie brenzlig. Ein Kessel mit Polizei drumrum ist eher nicht zu befürchten, und das würdest du sicher auch rechtzeitig merken. Selbst bei den Demos wo mein ältester hingeht kann man das umgehen wenn man das nicht möchte..

    k. (*1979) mit p. (*02/2006), k. (*09/2008), h. (*12/2010) und f. (*09/2015)

  • Zu vielem, was schon geschrieben wurde, fand ich noch wichtig, was Pia Lamberty über soziale Normen schreibt (sozial geteilte Regeln, wie Menschen sich in Gesellschaften bewegen), die neben Einstellungen auch Verhalten beeinflussen und sich darauf auswirken, wie Gesellschaften funktionieren. Diese sind nicht statisch, sondern verändern sich, was sich u.a. daran zeigt, was sagbar geworden ist. Wenn nicht widersprochen wird, sieht es so aus, als sei zB Rechtsextremismus akzeptiert. Es geht auch darum, diese Normen wieder zu verschieben, indem deutlich gemacht wird, dass das nicht akzeptiert wird.


    Mein Fazit daraus: Eine breite Masse, die sich gegen Rechtsextremismus deutlich positioniert, zeigt, dass das nicht akzeptiert und gesellschaftlich nicht erwünscht ist, und verhindert idealerweise ein immer weiteres Verschieben nach Rechts und eine weitere Normalisierung dieser Positionen. Deswegen wird ja auch immer wieder betont, wie wichtig es ist, das nicht unwidersprochen zu lassen, sich zu positionieren und klare Grenzen zu setzen.


    Das ist ein guter Anfang, es muss aber noch mehr passieren.

    Ich denke, man kann das schon sehen. Der Referent von Frau Weidel musste gehen und die anderen Murmeln größtenteils was von Privater Termin. Warum? Weil sie a) Sorge haben, dass das Event zu einem Parteiverbot führen könnte und b) Sorge haben, dass manchen „nicht gefestigten“ Wähler sagen „Also das will ich doch nicht“.

    Sprich hier wird über die Demos eine Grenze gezogen „Das geht nicht“. Dadurch ändert sich die Einstellung nicht. Aber es wird verhindert, dass die Grenze des Sagbaren weiter verschoben wird. Zumindest für den Moment.

  • Pamela auch ich möchte dir die Angst gerne nehmen. Vor einem Jahr war ich bei der Demonstration gegen den Braunkohletagebau in Lützerath. Das war tatsächlich eine konfrontative Demo und es gab hinterher viele Berichte über Polizeigewalt. Aber sogar in Lützerath war die Demo für die aller allermeisten der rund 30 000 Teilnehmenden ein schönes, buntes und friedliches Ereignis. Ärger mit der Polizei hatten vielleicht ca. 300 Personen. Wenn du nicht wie eine Autonome gekleidet bist, nicht versuchst Absperrungen zu durchbrechen, die von der Polizei errichtet wurden, und dich eventuellen Aufforderungen der Polizei nicht widersetzt, sondern einfach im Hauptstrom der Demo mitläufst, ein Schild hoch hältst, andere Schilder bewunderst, vor der Bühne den Reden zuhörst und zur Musik mittanzt, wird dir gar nichts passieren. Du wirst einfach nur ganz viel Gemeinschaft und Zusammenhalt erleben.

    Es gibt etwas Gutes in dieser Welt, Herr Frodo. Und dafür lohnt es sich, zu kämpfen. (Samweis Gamdschie)

  • Also wollte ich jetzt am Wochenende auf meine allererste Demo, auch wenn ich ängstliche Bauchschmerzen hab. Wir wissen ja, wie die Polizei mit nicht-rechten Demonstranten umgeht #angst

    Diese Angst haben viele Menschen. Es ist aber tatsächlich so, dass man sehr schnell merkt, wenn sich irgendwas zusammenbraut. Also wenn die Antifa irgendwo hinrennt und behelmte Polizei mit runtergeklappten Visieren hinterher, dann musst Du Dir überlegen, ob Du wirklich mitrennen willst (wer kann). Genauso ob Du in einer Blockade zwischen der Antifa sitzen willst.


    Ansonsten kann man sich super im bürgerlichen Lager bewegen. Es gibt oft Essen, Musik, bunte junge Menschen und interessante Pappschilder. Ich glaub, die Demos in diesen Tagen sind sowieso friedlich und bürgerlich. Nimm warme Sachen und heißen Tee und eine Freundin zum Quatschen mit.

    Nur nicht zu viel Tee trinken. Bin damals vorm Brandenburger Tor nicht mehr aus der Demo rausgekommen und ich war echt kurz davor einfach laufen zu lassen :D

  • Aber sogar in Lützerath war die Demo für die aller allermeisten der rund 30 000 Teilnehmenden ein schönes, buntes und friedliches Ereignis.

    Genau. Lützerath war für fast alle Demonstrant:innen ein lustiges Schlammfest. Wir steckten knöcheltief im Schlamm und machten Selfies vor Baggern. Die Polizeigewalt ist schlimm, aber man kann ihr auf so großen Demos bei uns aus dem Weg gehen. Wenn die Rechten an die Macht kämen, würde sich das allerdings ändern.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

  • kurze Frage, war selbst schon länger nicht mehr auf ner Demo. Ein Bekannter hat gefragt ob ich ihn mit nehmen könnte. Dieser läuft gern in Neongelb oder Neonorange rum, wenn man es nicht weiß könnte man ihn mit Straßenbauarbeiter verwechseln (also wegen der Warnfarben). Kann das ein Problem sein auf so ner Demo?