Frage zum Personalmangel im Kitabereich

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  • Liebe Raben,


    einige von euch arbeiten in Kitas, die meisten nutzen sie wahrscheinlich als Betreuungseinrichtung.

    Was denkt Ihr woran der starke Personalmangel in den Kitas liegt?


    Das Internet schreibt es liegt am Gehalt. Das finde ich aber mindestens im ÖD garn nicht so schlimm.

  • Zuviele Kinder auf Zuwenig Personal, besonders wenn jemand krank wird, Urlaub hat usw.


    Die Arbeitslast ist hoch, da sich z.Bps. die Ansprüche in der Dokumentation erhöht haben, dafür gibt es aber z.T. nicht ausreichend Arbeitsstunden.


    Mehr Kinder mit sozial-emotionalen oder anderen Besonderheiten, welche viel mehr Aufmerksamkeit brauchen.


    Z.t. keine Möglichkeiten Pausen zu machen/ auf Toilette zu gehen.


    Das sind jetzt spontan die Dinge, die mir einfallen, was mir aus meinem Freundes/Bekanntenkreis zugetragen worden ist.

    Mit großem Kind (2008) und kleinem Kind (2018)


    Meist vom Handy aus im Forum unterwegs. Tippfehler sind garantiert.

  • Zumindest hier, liegt es sicher auch daran das fleißig neue Kindergärten / Krippen gebaut werden und nicht entsprechend mehr ausgebildet wird.

    Hebt man den Blick sieht man keine Grenzen #rose

  • Insgesamt ist die Anzahl der Kitamitarbeitenden in den letzten Jahren erheblich gestiegen m.W.n. - nur ist der Bedarf noch mehr gestiegen.

    Meines Wissens nach ist das das Hauptproblem. Anders als in der Pflege, wo die Arbeitsbedingungen das Hauptproblem stattfinden.

    Könnten alle Stellen besetzt werden, so wären die Arbeitsbedingungen in der KiTa schon deutlich besser. Also nicht, dass es da keine Probleme gäbe. Aber das ist nicht der ausschlaggebende Grund meines Wissens nach.

  • Ich könnte mir vorstellen das die Arbeitsbedingungen auch von Bundesland zu Bundesland verschieden sind. Da es doch erhebliche Unterschiede im Personal Schlüssel gibt.

    Hebt man den Blick sieht man keine Grenzen #rose

  • Ich denke, zu einem großen Teil sind die Ursachen einfach die allgemeinen Ursachen für den Fachkräftemangel, den es in fast allen Bereichen gibt. Vor allem der demografische Wandel. Seit Jahren sind ja die Jahrgänge, die in die Rente gehen, größer als die Jahrgänge, die neu ins Berufsleben starten. Dazu hatten wir vor ein paar Wochen erst einen Thread:

    community.rabeneltern.org/index.php?thread/81436/


    Hinzu kommen wahrscheinlich noch einige spezifische Gründe für den Kita-Bereich, insbesondere die schlechten Arbeitsbedingungen und die schlechte Ausbildungsvergütung.

    Es gibt etwas Gutes in dieser Welt, Herr Frodo. Und dafür lohnt es sich, zu kämpfen. (Samweis Gamdschie)

  • Laut Artikel in der Zeit letzte Woche liegt es auch an den verlängerten Öffnungszeiten (z.T. 10 Stunden am Tag), die abgedeckt werden müssen.


    Dazu eben erheblich mehr Einrichtungen als früher.


    Durch Randzeitendienste schlechte Vereinbarkeit mit eigener Familie.


    Außerdem seien Kita-Mitarbeiterinnen überdurchschnittlich oft krank, was ja auch irgendwie naheliegend ist.


    In dem Artikel wurde gesagt, dass man eigentlich flächendeckend die Kitas um die Mittagszeit schließen müsste, um eine gute Arbeit gewährleisten zu können. Zur Zeit sei es in vielen Fällen nur Aufbewahrung und Gefahrenabwehr.

  • Ich glaube, die 3 Jahre Ausbildung ohne Gehalt tragen durchaus dazu bei, dass sich Interessierte für etwas anderes entscheiden.

    Zumindest war das vor wenigen Jahren noch so, vielleicht wurde das teilweise geändert.

    Zudem musste man erst eine weitere Ausbildung machen, wenn man nicht Mittlere Reife hatte.

    Dazu verlangt die Fachschule hier C1 - daran könnten einige scheitern, die vielleicht interessiert wären.

    Und wenn man im Praktikum gesehen hat, wie die aktuellen Arbeitsbedingungen sind, hat man es sich vielleicht auch schnell anders überlegt.

    Das Gehalt ist imho recht okay, aber das Gesamtpaket ist wenig attraktiv...

    LG H. mit J. (volljährig) und S. (Teenie)

  • In dem Artikel wurde gesagt, dass man eigentlich flächendeckend die Kitas um die Mittagszeit schließen müsste, um eine gute Arbeit gewährleisten zu können. Zur Zeit sei es in vielen Fällen nur Aufbewahrung und Gefahrenabwehr.

    #gruebel Nehmen wir mal an, wir machen die Kita zu einem Ort, an dem Vormittags pädagogisch wertvolle Angebote mit einem guten Betreuungsschlüssel angeboten werden.

    Wie nennen wir dann die Einrichtung, die die Kinder aufbewahrt, während die Eltern ihrer Erwerbsarbeit nachgehen?

  • Ich denke es hat viel mit den Arbeitsbedingungen zu tun. Je nach Bundesland werden Betreuungsschlüssel vorgegeben (durch die Finanzierung), die zB im Betreuungsaufwand keinen Unterschied zwischen einem 2jährigen und einem 6Jährigen Kind machen.

    So haben wir hier zB Gruppen mit 25! Kindern von 2-6 Jahren, für die 2,5 Vollzeitstellen geplant sind. Falls niemand krank wird, Urlaub hat o. ä.

    Und dann arbeitet ja schon sehr viel mehr Personal in Kitas als vor 15 oder 20 Jahren.

    Nur wird aufgrund des massiven Ausbaus an Plätzen und Stunden eben auch noch viel mehr benötigt.

    "Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß. Mit dem Wissen wächst der Zweifel." (Goethe)

  • Nigiri das ist natürlich ein Problem! Meiner Meinung nach müssten die Arbeitgeber da viel mehr in die Pflicht genommen werden: wenn sie gutes Personal möchten, müssen sie mithelfen, dass die Kinder betreut werden.


    Aber ich hab auch keine einfache Lösung, ich sehe nur, dass der Punkt „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ auf dem Rücken von Familien und Kitapersonal ausgetragen wird und sich in den letzten Jahren zunehmend verschärft. Ich hatte drei Kinder in Kindergärten und von Jahr zu Jahr wurde die Personaldecke dünner, die Fachkräftequote geringer und das Angebot ausgedünnt. Viele Einrichtungen hier müssen immer wieder spontan schließen bei Krankheitswellen, Vorschule kann nicht stattfinden, Ausflüge gibt es nicht mehr, offene Stellen können nicht nachbesetzt werden usw. Und die verbliebenen Erzieherinnen gehen in die Knie.


    Das klingt fies, aber ich bin sehr dankbar, dass meine Kinder alt genug sind, um alleine zu bleiben, während ich arbeite. Im Moment wüsste ich keine Kita, wo ich sie guten Gewissens lassen könnte. (Und ich bin eigentlich total pro-Kita, meine Kinder waren alle in verschiedenen Einrichtungen und auch lange gebucht)

  • Z.b letzte Woche: eine Kollegin arbeitet auf Minijobbasis in einer Kita. Und war an einem Tag ab 14:00 Uhr zusammen mit einer 15-jährigen Praktikantin für 35 Kinder verantwortlich. Außer zu gucken, dass sich keiner prügelt, ist da echt nichts möglich. Und da hat sich jetzt noch niemand eingenässt, hat Hunger, will getröstet werden oder braucht eine Kuscheleinheit…

  • Ich denke auch, dass das ein Konglomerat mehrerer Aspekte ist:


    - massiver Ausbau der Betreuungsplätze und damit Bedarf an Personalstunden

    - bei nicht adäquater Erhöhung der Ausbildungskapazitäten

    - fehlendes oder geringes Einkommen während der Ausbildung

    - wenig Aufstiegsperspektive im System (spielt ggf für den Ausstieg aus dem Beruf auch eine Rolle)

    - Arbeitsbedingungen vor Ort

    - Einkommen im Vergleich zu anderen (sozialen) Berufen mit der Ausbildungsdauer geringer - dadurch kein attraktiver Beruf für Abiturient*innen

    - Erhöhung der Anforderungen durch Heterogenität der Gruppen ohne zeitliche oder personelle Kompensation

    - Wahrnehmung als „Frauenberuf“, was 50% des Arbeitskräftepotentials quasi ausschließt

    - Folge des demographischen Wandels (und damit kein kita-spezifisches Problem)


    Meine Mutter ist drei Jahre früher als geplant über krankschreibung und Rente mit Abschlag letztes Jahr in die Rente mit 63 gegangen.

  • Vor 10 Jahren gab es im bei uns Ort 5 Kindergärten mit den typischen westöffnungszeiten


    3 Kindergärten hatten um 14 Uhr Schluss, die anderen zwei um 16 Uhr


    Man konnte damals einen Wandel von… ich hole mein Kind um zwölf ab zu 14:00 spüren


    Keine Betreuung in der Grundschule, die Handvoll Kinder gingen in den einen Kindergarten


    Eine Gruppe im Ort für unter drei mit 10 Kindern.


    Heute Betreuung in der Grundschule, zusätzliche unter drei Gruppen, längere Öffnungszeiten


    Plus mega gestiegene Dokumentation für das einzelne Kind und selbst auf dem Dorf diverser Gruppen


    Ich finde den Zustand den wir heute haben völlig logisch.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Ich glaube, die 3 Jahre Ausbildung ohne Gehalt tragen durchaus dazu bei, dass sich Interessierte für etwas anderes entscheiden.

    Ja!

    Mein Sohn, der gerade die Ausbildung zum SPA macht, ist sehr gefrustet, weil alle anderen Kumpels in einer Ausbildung Geld dafür bekommen und er nicht.

    Fairerweise muss man dazu sagen, dass er das Pech hatte, in unesrem Bundesland der letzte Jahrgang gewesen zu sein, der keine Ausbildungsvergütung bekommt. Ein Jahr später wurde diese dann endlich eingeführt. aber er hat davon gar nichts.


    Zudem musste man erst eine weitere Ausbildung machen, wenn man nicht Mittlere Reife hatte.

    Das ist in unserem Bundesland nicht so.

    Mein Sohn hat einen guten MSA und ist direkt in die SPA-Ausbildung eingestiegen.


    Nach den Gesprächen mit ihm und einer guten Bekanten, die Erzieherin ist, ist der Hauptgrund tatsächlich die schlechten Arbeitsbedingungen im Snne von: viel zu viele Kinder auf zu wenig qualifiziertes Personal, viele Krankheitstage, die die Kolleg:innen abfedern müssen, Kinder, die "nicht mehr zu bändigen sind" und Eltern, die wegen allem und jeden gleich agressiv werden. Dazu laustärke der Kinder und nicht ergonomische Möbel für das Personal (KiTa-Stühlchen für 3-jährige sind nichts für Erwachsene, um darauf dann 30 Minuten bei den Mahlzeiten sitzen.


    Dazu kommen dann Ferienschließzeiten, in denen zwingend Urlaub genommen werden MUSS, auch wenn man selbst eigentlich lieber außerhalb der Ferien Urlaub hätte (das gilt jetzt für die Kitas hier in der Umgbung).

    Zum Glück hatte die Kita, in die meine Kinder gingen (anderes Bundesland), bis auf 2-3 Tage im Jahr keinerlei Schließzeit (nur Weiterbildung und Betriebsausflug). das fand ich als erwerbszätige Mutter hervorragend und verstehe nicht, dass das in anderen Bundesländern angeblich nicht geht (genauso, wie diese vielerorts unselige Regelung mit dem "Stichtag").


    LG,

    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • naja gibt aber auch genügend andere Berufe, die überwiegend Betriebsurlaub haben. Lehrkräfte bzw. alles rund um Schule z.B. und aber auch Arztpraxen.


    Und wenn eine Kita keine Schließzeiten hat braucht sie wiederum mehr Personal oder sie arbeitet fast das ganze Jahr mit einer Kraft weniger, weil immer jemand in Urlaub ist.

  • naja gibt aber auch genügend andere Berufe, die überwiegend Betriebsurlaub haben. Lehrkräfte bzw. alles rund um Schule z.B. und aber auch Arztpraxen.


    Und wenn eine Kita keine Schließzeiten hat braucht sie wiederum mehr Personal oder sie arbeitet fast das ganze Jahr mit einer Kraft weniger, weil immer jemand in Urlaub ist.

    Stimmt, aber es gibt den Personen, die dort arbeiten mehr persönliche Flexibilität. Das ist ein Faktor, der nicht zu verachten ist.

    Die Frage war ja, warum in den KiTas Personalmangel herrscht.

    Es gibt eben Kitas, die keine Schließzeit haben und insofern würde ich als entsprechende Erzieherin oder SPA mich nie in eine Kita bewerben, wo ich gezwungen werde, in bestimmen Wochen Urlaub nehmen zu müssen.

    Das ist bei Schulen vielleicht anders, da wissen die Lehrkräfte das von von Anfang an.


    Davon ab gibt es auch Arztpraxen, die nicht wegen Urlaubs schließen, z.B. Gemeinschaftspraxen.


    LG,

    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Ich war Vorständin in einer Eltern-Kind-Initiative. Wir sind als Arbeitgeber attraktiv, weil wir klein sind und verhältnismäßig viel Personal haben.


    Wenn wir über Erzieher reden: ganz krasser Fachkräftemangel. Es gibt einfach keine. Selbst wir merken das massiv.


    Wenn wir über Ergänzungskräfte (Kinderpfleger) reden: Da haben wir in der Regel keine Probleme die Stellen zu füllen.


    Was uns massiv Probleme macht: Die Anzahl der Stellen die wir von der Stadt gefördert bekommen. Wir haben 3 Vollzeitstellen die wir besetzen können (bei 9 Stunden Öffnungszeit). Ist auch nur eine Kraft krank, dann wird es eng. Sind es zwei, dann ist einfach richtig Mist. Wir haben zum Glück noch eine verlässliche Bufdi, leisten uns eine Aushilfskraft (danke Extraförderung vom Freistaat möglich). Dann muss ja noch Urlaub und Fortbildungen ermöglicht werden.


    Aber das ist einfach zu dünn in der Krankheitssaison arbeitet das Personal oft sehr am Limit. Und Saisonkräfte findet man auch nicht und die sind in der Kinderbetreuung ja auch nicht hilfreich. Jede personelle Änderung macht immer Unruhe.


    Und wir haben eigentlich eine sehr gute Situation. Besser geht es kaum.

  • Annie, nein, ich meinte, wenn man keine Mittlere Reife macht, muss man hier in Hessen erst eine andere Ausbildung machen, um danach dann die die Fachschule besuchen zu können, weil die erste Ausbildung im sozialen Bereich dann der mittleren Reife gleichgestellt wird.

    LG H. mit J. (volljährig) und S. (Teenie)

  • Annie, nein, ich meinte, wenn man keine Mittlere Reife macht, muss man hier in Hessen erst eine andere Ausbildung machen, um danach dann die die Fachschule besuchen zu können, weil die erste Ausbildung im sozialen Bereich dann der mittleren Reife gleichgestellt wird.

    Sorry, das hatte ich falsch verstanden. Danke für's Richtigstellen.



    LG,

    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe