9-jährige schreibt an die Zeit (Rassismus in Kinderbüchern)

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    • Offizieller Beitrag

    Über den Begriff "Neger" kann man ja noch streiten, aber warum bei Jim KNopf as VChina das Kaisereich Mandalay gemacht wird, verstehe ich wirklich überhaupt nicht.


    Nun, ich denke, das darf man dem Autor noch zutrauen, dass er seine Gründe dafür gehabt hat - das hat nämlich Ende selbst umgeschrieben für die neuen Ausgaben. Ich finde es gut.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • @hetereocephalus glober : Pippi Langstrumpf mochte ich als Kind auch nicht und ich weiß gar nicht, ob meine Kinder es gelesen haben. Ich finde es aber nicht gut, wenn man Literatur einfach so verändert und an unseren heutigen Zeitgeist anpasst.

    Das passiert aber permanent #ja und niemanden stört es.
    Jedes normal publizierte Buch wird von einem Lektor bearbeitet, der Worte ändert, streicht, hinzufügt. Um Fehler auszumerzen, Dinge verständlicher zu machen, Missverständnisse auszuräumen. Oft auch, um das Buch zeitloser zu machen: Lesbarer.
    Und das passiert auch bei sehr, sehr vielen Neuauflagen, ohne dass irgendwer ein Fass aufmacht. Sonst wären wir noch bei: Da sey eine Dirne, die am Waßer saß, u. sah ein Fretsche Frosch.
    In uralter Schrift, versteht sich.
    Danke, ich verzichte.


    Es ist sehr bedenklich, das um kein abgeändertes Wort - kein einziges! - ein Bohei gemacht mit - bis auf dieses eine: Der Deutsche besteht auf seinen Neger.


    Oder, und das meine ich ernsthaft, hätte irgendwer auch nur mit der Wimper gezuckt, wenn in der Hexe der Neger stehen geblieben wäre und nur das "Kinder durchgewichst" verändert worden wäre?

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Ich hab den Artikel in der Zeit letzte Woche gelesen und dabei gedacht: Was für ein Scheiß. Und dass die sich wahrscheinlich nicht retten können vor Leserbriefen (pro- und Kontra).


    Das Bestehen der Leute darauf ihr geliebtes Wort "Neger" benutzen zu dürfen (mein Vater gehört auch dazu..) ist mir so komplett fremd. Und warum es für die Erhaltung unserer Kultur vonnöten ist, Kindern beizubringen es wäre in Ordnung es zu benutzen konnte der Autor mit nicht schlüssig erklären.

  • Mir ist das Wort gestern auch blöd aufgestoßen: in Susanne Clarks "Jonathan Strange und Mister Norrell", langweilig geschrieben und dann haut die in einem Kapitel einem um die 20 Mal dieses Wort um die Ohren. Fand ich sehr störend, da die Autorin sonst so gestochen vor sich hinschwafelt in höchster Hochsprache. :(

  • Nacktmull danke für Deine Beiträge. Sonst hätte ich sie schreiben müssen. :) Ich habe tw. alte Buchausgaben und kann das N-Wort nicht mal vorlesen, ohne dass es mich gruselt. Meine Tochter wird früh genug lernen, dass es mal eine Zeit gab, in der jede/r rassistisch sprach ohne sich eine Platte zu machen, dass muss sie nicht mit Pipi Langstrumpf tun. Dass N... nie ein nicht rassistisches Wort war, sollte ja mittlerweile doch hinlänglich bekannt sein, auch wenn es immer noch viele Leute gibt die "ich bin nicht rassistisch, ich spreche nur so als ob" als ernsthaftes Statement vertreten. #hammer

  • Hallo Raben,


    zum Argument, man könne den Kindern daran prima erklären, was man nicht sagen darf, hat David Hugendick auf zeit.de alles Wichtige geschrieben:


    "Und dann gibt es andere, die sich in ihrem bürgerlichen
    Erziehungsauftrag beschnitten fühlen und das Wort geschichtspädagogisch
    adeln: Schließlich könnten sie einem Kind anhand des Negers erklären,
    wie man früher dachte und warum man das sagte und jetzt nicht mehr. Was
    der Dichter ohne tieferen Sinn hinschrieb, dem wird jetzt nachträglich
    ein höherer erstattet: fünf Buchstaben, als Gedenkstolpersteine ins
    Buch gestreut.


    Aber muss man das Wort Neger jetzt schon pädagogisch aufwerten, um es
    irgendwie im deutschen Bewusstsein zu bewahren? Brauchen wir es
    überhaupt noch? Oder kann es nicht einfach aus den Büchern verschwinden,
    ohne dass die bürgerliche Erinnerungskultur darunter leidet? Das muss
    doch gehen, ohne dass die Hälfte der Deutschen Phantomschmerzen bekommt
    oder sofort "Repression!" ruft."
    Ich fand den Artikel insgesamt klar und auf den Punkt: www.zeit.de/kultur/literatur/2013-01/kinderbuecher-kommentar
    viele Grüße,
    Saloniki

  • Ich gebe aber doch zu bedenken, dass man, wenn man Originaltexte verändert, das wenigstens kenntlich machen sollte (eventuell mit Fußnote ???).


    Tut mir leid, ich habe tatsächlich ein ungutes Gefühl dabei und werde es einfach nicht los.


    Edit: Sollte das tatsächlich schon so üblich sein, finde ich es zum Kotzen. Ich möchte bitte noch weiterhin bei Emil und die Detektive von der Autodroschke lesen. Und wenn statt dessen etwas anderes da steht, möchte ich eine Möglichkeit haben, das Original zu sehen.

  • Krebbel, du hast immer die Möglichkeit, dir antiquarisch eine Originalausgabe zu besorgen #weissnicht
    Die alten Auflagen der Hexe werden ja nicht verbrannt.


    Die Nationalbibliotheken verwahren pro Auflage ein Buch, eben weil es komplett üblich ist, dass Bücher immer mal wieder verändert werden. Oft noch durch den Autor; wenn es als sinnvoll empfunden wird, aber auch durch den Verlag, wenn der Autor nicht mehr lebt.


    Normalerweise freuen sich die Leser, wenn der Autor bekannt gibt, dass ein Buch nochmal neu überarbeitet in eine neue Auflage geht. Da hagelt es Glückwünsche.
    Nun verschwindet im Zuge dessen der "Neger". Und es hagelt Proteste.


    Das ist sehr, sehr absurd. :stupid:

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  • Mir fällt grad auf: Wo sie schon "Neger" ersetzen, weil es Personengruppen diskriminiert, wieso dürfen sie dann "Hexe" stehenlassen? Immerhin wurden in Europa bis vor wenigen Jahrhunderten noch unschuldige Frauen verbrannt, weil sie "Hexen" waren! Es sollte doch lieber "Die kleine Kräuterfrau" oder wenigstens "Die kleine Zauberin" heißen. #zaehne


    Edit: Cooler Avatar, Hetereocephalus g.!

    Grüße vom nkind
    mit Tochter (2004), Sohn (2008 ) und Wunderkind (03/2014)


    Wir reisen um die Welt:
    Die Weltwunderer

    2 Mal editiert, zuletzt von nkind ()

  • Sprache verändert sich und wenn man Kinderbücher einer neuen Generation vorlesen will, sollte man auch die Bücher anpassen.


    Es geht ja nicht nur um rassistische Wörter, sondern auch um viele andere Dinge. Ich habe hier mehrere Kinderbücher, die ein paar Jahrzehnte alt sind - das ist Geschichtsunterricht pur. Manchmal wirklich unglaublich, wie sich die Welt weiterentwickelt hat.
    (Wenn da im Bauernhofbuch die "gute Magd" die Kühe melkt und die "braven Kinder" auch irgendetwas tun, während der Bauer mit seinem Pferdewagen Heu herumfährt.) Ich lese solche Bücher nur sehr dossiert vor, einfach, weil sie komplett veraltet sind.


    Ich möchte weder als "Fräulein" (okay, ich bin ja verheiratet #augen ) noch als "Weib" bezeichnet werden (vor wenigen Jahrzehnten auch noch eine völlig neutrale Bezeichnung für "Frau").


    Entweder man passt die Bücher an oder lässt sie in den Kellerarchiven der Nationalbibliothek verstauben.



    nkind: Die Zeiten der Hexenverbrennung sind vorbei und heute hat "Hexe" einen positiveren Klang als damals (je nach Kontext). ;)
    Auch das passiert in der Sprachgeschichte. (Das verpönte Wort "Zigeuner", was vor wenigen Jahrzehnten in der Bevölkerung mit sehr negativen Assoziationen belegt war, nutzen Urlaubsveranstalter nun im positiven Sinne für das Bewerben bestimmter Urlaubsangebote.)

  • Finde ich nicht. Ich höre doch nicht auf, Michel aus Lönneberga vorzulesen, nur, weil das in einem anderen Jahrhundert spielt. Meine Tochter findet das im Gegenteil ziemlich spannend.

  • Ich gebe aber doch zu bedenken, dass man, wenn man Originaltexte verändert, das wenigstens kenntlich machen sollte (eventuell mit Fußnote ???).

    wir haben das Wort Neger bei Pippi so auch nicht vorgelesen, ging einfach nicht


    ich würde mich aber ebenfalls mit einer Fußnote sehr viel wohler fühlen, einfach auch aus Respekt dem Autor gegenüber



    meist wurden die Begriffe ja wirklich nicht diskriminierend verwandt


    eine Umbenennung erscheint z.T. sinnvoll und/ oder notwendig; allerdings sollte man sich m.E. dabei bewusst sein, dass man dadurch nicht immer das Problem der zugrundeliegenden Diskriminierung einer Menschengruppe löst


    aus ehemal Schwachsinnigen und Idioten (damals ganz neutrale Begriffe) zum Beispiel wurden Behinderte, dann Menschen mit Behinderung, heute mit Förderbedarf
    kann halt sein, dass irgendwann Südseekönig und Fördern wiederum als diskriminierend empfunden werden und nach neuen Bezeichnungen verlangen
    will sagen, es reicht nicht, nur den Begriff zu ändern

  • Wir lesen gerade Pippi. Mit Hochgenuss. In der alten Auflage. Aber, bei uns ist es der "Megerkönig", ein König wie auch immer, darunter kann sich mein Sohn etwas ganz eigenes vorstellen. Das kam von ihm und ich bin echt glücklich drüber. Denn für ihn sind verschiedene Hautfarben enfach nur verschiedene Hautfarben, (und werden offensichtlich von ihm auch nicht als solches erkannt wie ich jetzt schon des öfteren festgestellt habe) und das ist auch gut so.

  • Ich bin gerade durch mit Pippi vorlesen und voll reingelaufen: Alte Ausgabe, im Tram vorgelesen, der Papa Langstrumpf sei Negerkönig... *schluck* Ich habe einen Stopp gerissen, als ich mich das selbst sagen hörte, aufgeschaut und einen intensiven Blick vom dunkelhäutigen Passagier schräg gegenüber kassiert. Ups. Hochroter Kopf bei mir. Ich habs den Kindern gleich mit Kontext zu erklären versucht. Später bin ich als Ausweichvariante selbst auch bei Südseekönig, Südseekindern, Kinder von der Insel etc. gelandet. Es geht im Taka-Tuka-Land nicht mal ausschliesslich um das Wort "Neger", sondern auch um Kolonialismus. Autsch.
    Ich bin für die Variante Korrektur im Text, Hinweis als Fussnote. Schade, ist es keine Abstimmung.

  • Ich lese es auch nicht vor - das bringe ich nicht über die Lippen - bin aber auch gegen eine Textänderung, vor allem bei toten Autoren, die nicht mehr selbst entscheiden können. Eine erklärende Fußnote fände ich dagegen gut.

  • Wir lesen gerade Pippi. Mit Hochgenuss. In der alten Auflage. Aber, bei uns ist es der "Megerkönig", ein König wie auch immer, darunter kann sich mein Sohn etwas ganz eigenes vorstellen. Das kam von ihm und ich bin echt glücklich drüber. Denn für ihn sind verschiedene Hautfarben enfach nur verschiedene Hautfarben, (und werden offensichtlich von ihm auch nicht als solches erkannt wie ich jetzt schon des öfteren festgestellt habe) und das ist auch gut so.

    Ich verstehe glaube ich, was du damit meinst. Allerdings geht es bei Pippi doch um ein bisschen mehr als nur der Negerkönig, oder? Mir macht die ganze Darstellung der Südseeinsel inklusive Baströckchen ziemlich Bauchschmerzen. Wenn es nur ein Wort wäre, ok, aber das nur auf die Hautfarbe zu reduzieren ist mir zu wenig. Da wird ganz viel anderes vermittelt, da werden wir wohl ein paar Gespräche führen :S

  • bei der kleinen Hexe bin ich über das ganze Verkleidungskapitel gestolpert unf hab mir einrn abgebrochen, dass beim vorlesen zu verändern und als wir vor kurzem jim knopf gesehen haben, war ich schier baff vor lauter stereotypen und rassistischen konnotationen.
    da stehen die Chinesen kichernd in der Ecke, essen schnecke, hund und Gott weiß was und was jim und lkas grad noch so annehmen können, in ihrem Hunger, ist reis... also, so ein quatsch :(

  • Wie ist es eigentlich mich der Rollenverteilung in alten Buechern? Wenn man Buecher aendert, weil sie politisch nicht mehr korrekt sind (was ich fuer richtig halte, ich habe auch mein Problem mit Woertern wie "Neger" und damit, dass sie in Bastroeckchen rumlaufen), gilt das nicht auch fuer die Geschlechterwahrnehmung? Aber da wird irgendwie nichts getan? Oder werden Maedchen in Jungen umbenannt und umgekehrt (koennte man ja durchaus in einigen Buechern machen)?
    LG
    Liesmie

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