Museen in Europa - wer kann/mag sie vergleichen?

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  • Ich war im Sommer in mehreren Museen in Dänemark (zum Beispiel einem kleinen in Skive und dem großen, recht bekanten ARoS in Aarhus) und kenne auch sonst viele dänische Museen, die eigentlich immer gut gemacht sind. Interessant zusammengestellt, gute Erklärungen, nicht überfrachtet - ok, kann auch sein, dass ich nicht ganz neutral bin, ich mag Dänemark :)


    Auch in Deutschland bin ich oft in Museen, da gibt es große Unterschiede. Aber dann war ich neulich in Berlin auf der Museumsinsel im Neuen Museum. Ich gucke mir gern archäologische Sachen an, so auch dort. Und was war? Vitrinen voll mit Zeug, die Erklärungen dürftig, oft so was wie „Trinkbecher aus der Sammlung von Max Meier“ (naja, fast jedenfalls). Klar, einzelne Bereiche waren auch mal besser und interessanter gestaltet, aber insgesamt fand ich es enttäuschend. Wenn ich dagegen an Mørsgård denke - ein ganz anderes Konzept. Gut, sie bauen gerade um auf der Museumsinsel, aber die Ausstellung wirkte, als sei sie seit langer Zeit nicht mehr überdacht oder verändert worden…


    Wir haben uns gefragt, ob Museumskonzepte etwas nationales sind, ob deutsche Museen da anders ticken, ob deutsche Museumsangestellte beispielsweise wohl mal nach DK fahren und gucken, wie dort Museen gestaltet werden?

    Bei anderen Ländern habe ich nicht so viel Vergleichsmöglichkeiten, Museen in Griechenland, die ich gesehen habe (waren nicht so viele) haben mir auch sehr gefallen.


    Vielleicht mag ja jemand kundiges mal was dazu sagen? Würde mich interessieren. Ich will auch kein Museums-Bashing betreiben oder so, Geschmäcker sind ja unterschiedlich, ist mir klar. Mich interessiert, ob man dazu so Allgemein was sagen kann. Und das Neue Museum in Berlin ist ja nicht irgendein Kleinstadt-Ding, wo die Mittel arg begrenzt sind, oder?


    Talpa vielleicht?

  • Meine Schwester ist zwar Museologin, aber ich habe trotzdem keinen Plan ...


    Aber ich hatte auch neulich in Belgien so einen Museen-Begeisterungs-Moment: In Brügge hatte jedes (?) Museum, in dem wir waren, und sogar Kirchen (innen) und sonstige Sehenswürdigkeiten (draußen) hatten immer Arrangements für Blinde. Da gab es eine Nachbildung der Sehenswürdigkeit zum Betasten, eine Erläuterung (wobei die in erhabener Normalschrift war, was mich total irritiert hat - ich dachte, Braille-Schrift würde international verwendet. Weiß das jemand?), teilweise Fühlproben von irgendwelchen Materialien, die bei der Sehenswürdigkeit verwendet werden, usw. Fand ich so klasse und habe ich noch nie irgendwo anders gesehen.

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • Zu lange getrödelt für edit: Wo ich gerade das mit den "begrenzten Mitteln" lese: Ich habe keine Ahnung, woher die Mittel für die Museen kommen, aber beim Deutschen Museum in München hätte ich angenommen, dass das vernünftig ausgestattet ist. Allerdings werden zumindest die Mitarbeitenden absolut räudig bezahlt. In 2009/10, als ich auf Jobsuche war, bin ich auch über Stellenanzeigen für Physiker*innen gestolpert: Die suchten doch tatsächlich promovierte Physiker*innen, die für 1200 €/Monat eine Vollzeitstelle in München annehmen :stupid:. Dafür war ich mir dann doch zu schade. Meine Schwester hat dort zwar tatsächlich für knapp 900 € gearbeitet, aber nur, weil sich das bei Museolog*innen in der Vita wohl gut macht. Sowas wie ein Volontariat bei Journalist*innen. Aber eigentlich empfand auch sie das als Frechheit.

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • Es gibt in Deutschland eine kleine Spaltung der Museumslandschaft.. Die alteingesessenen Historiker (ist pauschalisieren, ich weiß) kämpfen mit allen Mitteln dagegen, Museen zu modernisieren und finden es fürchterlich, dass moderne Ausstellungen das Museum zum Event machen wollen. Museum soll kein Entertainment sein.


    Und es gibt aber genauso viele Museen, die ihre Haltung überdacht haben, tolle Hands-on Ausstellungen bieten, neue Zielgruppen erschließen wollen etc.


    Und je nachdem, wie die Haltung des jeweiligen Museums oder des übergeordneten Trägers ist, ist auch die Ausstellung gestaltet.

    Die Stiftung preußischer Kulturbesitz, zu der das neue Museum meines Wissens nach gehört, ist nicht gerade bekannt für ihre fortschrittliche Haltung.

    Empfehlen kann ich die Häuser der Schlösser und Gärten Sachsens, die sind alle sehr modern und eher Richtung Erlebnis-Museum.


    Finanzierung ist bei Kultur generell problematisch. Und es spielt immer eine große Rolle, ob es sich um ein staatliches / kommunal getragenes Museum oder um ein nichtstaatliches Museum handelt. Sowohl was die finanzielle Situation als auch die Haltung zur Art der Vermittlung betrifft.

  • Meine Schwiegereltern waren letztes Jahr in England. In jedem Museum, in jeder Kirche, in jeder Burg standen "Ehrenamtliche" die erklärt haben.

    Das hat meine Schwiegermutter so gut gefallen, dass sie jetzt selbst als Ehrenamtliche in einem Museum in Wien arbeitet. Im Moment ist sie noch im Empfangsbereich tätig und hilft da den Gästen sich zurecht zu finden. Bald wechselt sie ins Museum und erklärt dort. Sie übernimmt 3 Dienste pro Monat.



    Ich glaube sowas wertet ein Museum sehr auf!

  • Ich bin auch alles andere als eine Museums-Expertin (vielleicht rufen wir mal Talpa her?), aber mir ist schon sehr aufgefallen, dass nach großen "Überarbeitungen" die Museen auch in DL viel besser wurden.


    Schloss Gottorf kennst Du vermutlich. Ich erinnere mich mit Grausen an meine Besuche vor Jahrzehnten dort bei den Moorleichen. Das ist so anders jetzt, so viel zugänglicher.

    Ich war vor einiger Zeit in Hannover im Landesmuseum, das war auch toll und ganz anders, als ich es von früher z.B. aus der Hamburger Kunsthalle kannte. Viel besser erklärt, thematisch gegliedert, z.T. interaktiv bzw. mit Info-Stationen, die erst durchlaufen werden mussten, bevor die eigentliche Ausstellung kam.

    In Kiel z.B. warte ich noch auf die große Überarbeitung. Da fällt man quasi von Raum zu Raum und gibt irgendwann vor Reizüberflutung auf.


    Diesen Sommer war ich in einem (Kunst-)Museum in Schweden, dort fiel mir vor allem auf, dass die Ausstellungsstücke viel mehr Platz hatten.


    Gruß,

    F


    P.S. Zwar anderer Bereich, aber bei Büchereien ist es so, dass das Konzept aus Århus auch in DL sehr vorbildhaft ist und eigentlich alle Bibliothekar:innen es kennen.

    Mal geht es dir schlecht. Dann geht's dir wieder gut. Ich jedenfalls trag jetzt immer einen Hut.

  • Ich glaube es gibt nicht die deutsche Museumsrichtung. Du hast ja selbst schon bemerkt, dass das sehr variiert. Das Deutsche Museum in München finde ich z.B. auch sehr altbacken, obwohl es eigentlich tolle Exponate hat. Wird aber jetzt glaube ich auch modernisiert.

    Von dem was sich aus Dänemark und der Mentalität dort kenne, kann ich mir vorstellen, dass die Menschen dort sich einfach leichter tun mit Veränderungen und Modernisierung und das hat dort vielleicht auch im Museumsbereich geholfen.

  • Da machst Du mir jetzt Lust auf die Museen in Dänemark. In Deutschland kann ich sehr das Deutsche Romantikmuseum in Frankfurt empfehlen, es ist ein Vorbild für Literaturmuseen, finde ich. In Wien hat mir das Naturhistorische Museum wieder so hervorragend gefallen, weil ich die Kombination aus dem alten Vitrinenmuseum aus dem 19. Jahrhundert und freien, luftigen Räumen mit interaktiven Stationen so gelungen finde.

  • In Deutschland kann ich sehr das Deutsche Romantikmuseum in Frankfurt empfehlen, es ist ein Vorbild für Literaturmuseen, finde ich.

    Ja, das finde ich auch toll und war schon zweimal drin.


    Mein Lieblingsmuseum ist das Mathematikum in Gießen (direkt beim Hauptbahnhof, also da kann man auch mal einen längeren Umstieg verbringen!).


    Inhaltlich kann ich nichts beitragen.

  • Ja, es gibt so Museen, durch die man am besten mit einem zuvor erworbenen Katalog bzw. einem Audioguide (wenn man so was mag) läuft, weil die Erklärungen an den Exponaten eher dürftig sind. Da ist es ja schon ein Fortschritt, wenn drunter ein QR-Code klebt.


    Ich war ja nun länger nicht mehr deutschlandweit in Museen (meine Vierjährige ist halt zu alt, um dabei stundenlang gemütlich auf dem Rücken zu sitzen und zu jung, um sich länger als eine Stunde für die Mitmachangebote zu interessieren, seufz. Aber das wird sich ändern), daher habe ich gerade nicht viele Vergleiche. Aber die Museen des LVR (Landesverband Rheinland) sind sehr modern und multimedial aufgestellt. Wir haben auch normalerweise eine Jahreskarte.


    Das Geysir-Erlebniszentrum in Andernach ist spannend. Und das Wallraff-Richartz-Museum in Köln ist auch im 21. Jahrhundert angekommen.

  • Ich empfinde unsere Museen und Ausstellungen oft recht eintönig. Schaukästen mit Exponaten, darunter Erklärungen. Sicher nicht uninteressant, aber für Otto Normalverbraucher, der kein spezielles historisches Interesse hat, sondern einfach nur wissen will, wie die Menschen in früheren Epochen gelebt haben, rasch ermüdend. In Skandinavien und Großbritannien hat man ein völlig anderes Konzept.Dort wird Geschichte lebendig dargestellt, vielfach werden ganze Straßenzüge, Dörfer und Alltagsszenen detailgetreu nachgestellt. So packt man auch Leute, die mit Geschichte nicht so viel am Hut haben. Das Castle Museum und das Viking Center in York, das Polarmuseum in Tromsö sind gute Beispiele.


    Dabei fällt mir ein, ich war hier schon ewig nicht mehr in einem Museum, vielleicht ändert sich ja auch bei uns allmählich etwas?

  • Ich habe in den letzten Jahren diverse Museumsangebote in Berlin nutzen können.


    Ich sehe eine krasse Vielfalt , sowohl in den Häuser, den Thematiken, den Darreichungsformen usw.


    Das neue Museum ist nunmal auch ein sehr altes Museum und gerade die Alten Museen auf der Museumsinsel waren in ihrem Ursprung weniger ein Ort der Bildung, sondern eher ein Ort der Repräsentation des kulturellen Herrschaftsanspruchs.


    Da gibt es inzwischen aber auch eine ganz andere Haltung. Und in Kombination mit Audioguide oder Führungen kann kultur und Geschichte verständlicher gemacht werden.

    In Berlin gibt es auch sehr moderne Ausstellungen

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Ich liebe liebe liebe ja naturwissenschaftliche Museen. Ich gehe sehr häufig und seit etwa 15 Jahren ins Museum König in Bonn (Naturkundemuseum). Und da kann man irgendwie richtig miterleben und nachvollziehen wie sich die Zeit wandelt.


    Waren das früher Schaukästen mit aufgespießten Schmetterlingen und in Alkohol eingelegten Würmern, wurden das später nachgestellte Landschaften mit ihren Bewohnern, außerdem Forschungsstationen. Inzwischen sind es interaktive Erlebnisstationen, man taucht richtig ein. Oder das Odysseum in Köln, das ist auch eher Erlebnis als Museum für mich.


    Ich bin aber früher auch supergern in Kunstmuseen gegangen (Musee d'Orsay z.B. war ich recht häufig) und hab mich da einfach zwischen der schönen Architektur und der Kunst verloren, die Infos zu den Bildern und Künstlern habe ich nach Bedarf im Reiseführer nachgelesen (und oft hatte ich keinen Bedarf.. gucken und schlendern hat mir gereicht). Also da wurde man definitiv nicht so mit Infos "gefüttert" wie heute oft üblich.


    Ich mag beides. Letzes Jahr war ich in Barcelona im Picasso Museum. Das fand ich für ein Kunstmuseum auch recht "niederschwellig", mit vielen Erklärungen, Audiovisuals, etc. Irgendwie macht das Kunst nahbahrer, wenn man nicht das Gefühl hat man müsste da mit viel Vorwissen kommen (und heutzutage kann ja eh jeder schnell alles auf dem Smartphone nachschauen). Aber ich finde "Bilder hängen an Wänden" immernoch ok.

  • Das Deutsche Museum hat noch einige "altbackene" Bereiche, die trotzdem immer noch toll sind. z.B. der ganze Physikbereich mit den vielen Versuchsmöglichkeiten. Manches neues war mir fast schon zu modern, zu viel über Bildschirme, die dann teilweise schon wieder kaputt waren.


    Im August waren wir in Hamburg im Zollmuseum. Das hat uns richtig überrascht. Das war für mich die richtige Dosierung von Texten zu Ausstellung und nochdazu richtig interessant und sehr günstig im Eintritt.

    Gruss izi mit Käfer 12/07 und Murmel 08/10

  • Ich rufe mal Flora90 her, die kann sicher was aus Profisicht beitragen.


    Wir sind als Familie (aber auch einzeln) schon immer gerne in Museen unterwegs gewesen (ich lieber Kunst, die Kinder lieber Naturwissenschaftliches, Technik nicht so) und ich finde auch es gibt riesige Unterschiede. Mich reizen allzu große Sammlungen mittlerweile gar nicht mehr, weil mein Auffassungsvermögen irgendwann schlicht erschöpft ist. Also so was wie Deutsches Museum, Technikmuseum Berlin, Museumsinsel ist mir zu viel, das könnte ich nur in kleinen Dosen mit überschaubaren Themenbereichen genießen. Das Aros fand ich auch toll und das Arken in der Nähe von Kopenhagen war genial.


    Was ich immer wieder spannend finde im Vergleich mit anderen Ländern, wie unterschiedlich Aufbereitung aber auch Preise gestaltet sind. Ganz oft sind Kinder frei bis 18 und dann gibt es wirklich tolle Museen, die komplett kostenlos sind (ich erinnere mich an das National Museum of Scotland in Edinburgh oder das Naturwissenschaftliche Museum in Dublin). Wir haben aber auch schon an die 100,- € Eintritt gezahlt als Familie. Da frage ich mich dann auch, wie läuft das eigentlich das mit staatlichen Förderungen in Deutschland und anderswo.

  • Es gibt hier ja einige Userinnen, die nicht nur in ihrer Freizeit in Museen herumhängen, ich bin gespannt.

    Es gibt in Deutschland eine kleine Spaltung der Museumslandschaft.. Die alteingesessenen Historiker (ist pauschalisieren, ich weiß) kämpfen mit allen Mitteln dagegen, Museen zu modernisieren und finden es fürchterlich, dass moderne Ausstellungen das Museum zum Event machen wollen. Museum soll kein Entertainment sein.


    Und es gibt aber genauso viele Museen, die ihre Haltung überdacht haben, tolle Hands-on Ausstellungen bieten, neue Zielgruppen erschließen wollen etc.


    Und je nachdem, wie die Haltung des jeweiligen Museums oder des übergeordneten Trägers ist, ist auch die Ausstellung gestaltet.

    Ich erlebe das nicht so diametral - bzw die Einstellung zu Vermittlung und Hands-on hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv verändert (auch im langsamerem deutschsprachigen Bereich). Wenn Ausstellungen verstaubt rüberkommen, hängt das auch nicht zwingend sn der Einstellung der Leitung, sondern meist an irgendwelchen Sachzwängen (aka Geld).

    Ich komme aber auch zugegebenermassen aus der Ecke von Museen, die schon länger wissen, was Vermittlung ist ;)


    Viele Eurer Punkte finde ich spannend. Ich schreibe mal etwas wirr meine Gedanken dazu.


    Freiwilligenarbeit: ja, kann eine grosse Bereicherung sein. Ist aber in der Realität auch eine grosse Belastung. Unter anderem ist die Qualtitätssicherung eine sehr grosse Schwierigkeit und bindet wahnsinnig Ressourcen.


    Finanzierung: ja, die meisten von uns würden mit Begeisterung alles gratis anbieten #super Da scheinen aber Politik und Kommunen andere Vorstellungen zu haben.... Aus der Innensicht tut es einem dann schon weh, wenn Besuchende einem vorhalten: "Also im XY war das so toll und das war sogar gratis". Wenn man dann weiss, das XY das Zehnfache Budget hat - und dafür nicht mal so viel mehr auf die Beine stellt - dann würde man das so gerne klarstellen.


    Museum als Event: Glaubt mir, ich bin nun echt ein Hands-on gestählter Museumsmensch mit viel Vermittlungserfahrung auf dem Buckel. Aber ich gebe da einigen meiner Kolleg.innen recht: Museum ist keine Eventlocation, kein Spasspark und kein Spielplatz. Oder, um einen hoch geschätzten Kollegen aus der Vermittlung zu zitieren: "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu reinen Kinder-Bespassungs-Fabriken werden".

    Ein Museum hat noch eine Zusatzaufgabe, nicht nur "einen schönen Tag gehabt."


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu reinen Kinder-Bespassungs-Fabriken werden".

    Das sehe ich auch so! Wir waren mal ein einem historischen Museum, das hat nur meinem Kindergartenkind gefallen.

    Ich finde es gut, wenn verschiedene Ebenen angeboten werden. Solche Museen gibt es durchaus, die sowohl für Kindergartengruppen als auch ältere, erfahrene Besuchergruppen vom Fach einen spannenden Rundgang anbieten können. Wenn man diese Bandbreite abdecken kann - super!

    Wenn Ausstellungen verstaubt rüberkommen,

    Mein Lieblings-Verstaubtes-Museum war ja das ägyptische Museum in Kairo. Es war praktisch nichts ausgeschildert. An manchen Exponaten stand ein kleines vergilbtes Schild mit Schreibmaschine beschriftet. Leider hatte man irgendwann die Vitrine an die andere Seite der Wand geschoben, weshalb jetzt niemand mehr die Schilder lesen konnte. Hinter jeder Stele lagen noch irgendwelche antiken Sachen rum.

    Manche haben es ja abschätzig als "Rumpelkammer des Pharao" bezeichnet. Aber ich fand, das hatte unheimlich Flair! Viele Holzvitirinen stammten noch aus der Zeit der "großen Schatzsuche" im Alten Ägpten. Und man hatte immer den Eindruck, man kann dort noch echte Entdeckungen machen. (Oder, um einen Professor der Ägyptologie zu zitieren, dessen ausgegrabene Pharaonenstatue leider nicht vollständig war: "Beim nächsten Besuch in Kairo habe ich im Museum nachgeschaut und das fehlende Stück gefunden." :D )

    So sinnvoll es ist, ein neues, gut durchdachtes ägyptisches Museum in Kairo zu eröffnen, so sehr wird doch der alte Charme fehlen.

  • Museum als Event: Glaubt mir, ich bin nun echt ein Hands-on gestählter Museumsmensch mit viel Vermittlungserfahrung auf dem Buckel. Aber ich gebe da einigen meiner Kolleg.innen recht: Museum ist keine Eventlocation, kein Spasspark und kein Spielplatz. Oder, um einen hoch geschätzten Kollegen aus der Vermittlung zu zitieren: "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu reinen Kinder-Bespassungs-Fabriken werden".

    Ein Museum hat noch eine Zusatzaufgabe, nicht nur "einen schönen Tag gehabt."

    Das finde ich ja auch. Ich bin froh, dass die Bildschirmflut wieder ein bisschen nachzulassen scheint - es gab eine Zeit, in der meine durchaus sehr museumsaffinen Kindlein nur von Bildschirm zu Bildschirm geflitzt sind, um zu schauen, was der jetzt wieder kann. Da hatte das Exponat so gar keine Chance. Mir ist in vielen modernen Museen zu wenig Inhalt - die ganz tollen haben mehrere Ebenen, eine mit dem Notwendigsten und eine für die, die tiefer einsteigen wollen. Das habe ich zuletzt in der Villa der Wannsee-Konferenz erlebt. Da hatte ich als Historikerin (fast, die Magisterarbeit fiel wegen Kind aus und dann wurde ich Buchhändlerin) viel zu entdecken, aber es gab auch die Basis-Infos.

    Aber die Skandinavier machen schon gerade in Sachen Experimentelle Archäologie tolle Museen. Lejre, Roskilde und so viele mehr #love


    Corva
    mit Großtochter (5/2000),
    auch-schon-ganz-groß-Sohn (6/2004)

  • Du bringst das Stichwort: Ebenen! Und Inhalt!


    Was ich ganz oft an medialen Angeboten aller Art zu mäkeln habe: da wird mega Geld investiert für irgendein Game, Hardware gekauft... und für das Bespielen, den Inhalt bleibt zu wenig. Und dementsprechend bleibt dann ausser blink-blink-piep-piep nix hängen.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Äh ... Im Ausgangspost ging es um Exponate, die so schlecht ausgewiesen waren, dass man sie als interessierter Laie nicht in einen Kontext bringen konnte vs. gut kuratierte, anspruchsvolle Ausstellungen, "ohne Überfrachtung" z.B. in Dänemark.


    Wer hat denn hier gesagt, dass es toll wäre, wenn es mehr piepen und blinken würde?


    Vielleicht hab ich das überlesen, aber die konkreten Empfehlungen, die hier im Strang bisher kamen, waren doch hauptsächlich zu recht klassischen Ausstellungsformen.


    Echt, ich scrolle jetzt zum dritten Mal durch den Strang und suche nach der von Dir genannten Forderung nach mehr "Spasspark".


    Gruß,

    F

    Mal geht es dir schlecht. Dann geht's dir wieder gut. Ich jedenfalls trag jetzt immer einen Hut.