Rassistische Kacke im Alltag und sonstwo

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  • fern Hör dir mal die Kinderhymne von Brecht an, die wäre schön gewesen, singt sich gut zur Melodie der deutschen Nationalhymne.

    Julia und Tochter (11/04), Tochter (04/08), Sohn (06/17) und Tochter (12/20)

    Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.




  • Ich meine, mir fällt das mit den nativ americans auch schwer (ich ärgere mich immer wieder, dass mir das I*wort rausrutscht - mich korrigiert leider auch niemand.

    Das Z*wort wenn ich über Roma spreche rutschte mir glaube ich noch nie raus.



    Ich komme mal darauf zurück.
    Ich glaube, ich habe das N-Wort noch nie in meinem Leben gesagt. Ich bin 80 geboren, und in meiner Bubble war das damals schon ein absolutes NoGo. Daher bin ich immer etwas erstaunt, wenn Leute, die mein Alter haben, meinen, das wäre doch ein neutrales Wort und nicht abwertend gemeint.
    Der einzige, der es sagte, war immer mein Vater, der es aber nur nutzte, um rassistische Menschen oder Verhaltensweisen bösartig zu parodieren. Komische Art von Humor eben, unser Schäferhund hat auch auf "H*** H*****!" die Pfote gehoben. Finde ich heute so auch nicht mehr okay und längst nicht so witzig wie er, aber ... old white men. Ist eine Art von Humor, die aussterben wird.

    Native Americans oder Indianer. Mach ich IMMER verkehrt.
    Im Gespräch mit Deutschen sage ich native indians oder native americans. Nun habe ich über meine beste Freundin, die lange in den USA gelebt hat und viele Freunde in unterschiedlichen Stämmen hat, weil sie durch ihren Job da viele Kontakte hatte, einige Bekannte, die zu dieser Gruppe gehören. Und die sind geschlossen gegen jedes andere Wort als Indianer.

    Und zwar aus ganz unterschiedlichen Gründen.
    Es ist auch nicht so, dass die sagen "es macht uns nichts aus" oder "ist doch nicht böse gemeint, sag ruhig". Nein, die finden es respektlos, nicht Indianer genannt zu werden.


    Und nun könnte man argumentieren, dass es auch unter den Roma & Sinti Leute gibt, die das Z-Wort bevorzugen. Das scheint mir allerdings nicht so weit verbreitet, und immerhin gibt es da eine Stellungnahme des Zentralrates, der sich recht deutlich gegen das Z-Wort ausspricht. (Hoffe, das ist jetzt noch aktuell.)
    Bei den native Indians ist das soweit ich weiß aber nicht so. Bitte korrigiert mich.


    Ich finde es in jedem Fall sehr schwierig, sich gut gemeint über das hinweg zu setzen, was die Leute nun mal für sich entscheiden.

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Zum Thema "native americans": Erstens denke ich, dass es relativ neu ist, dass dieser Begriff in Deutschland benutzt wird, weil es bei uns die Diskriminierungs-/Unterdrückungsthematik weniger in der eigenen Geschichte gibt (eher in der Literatur :) ).

    Zweitens ist Native Americans kein guter Ersatz für das alte Wort. Es sind ja oft Kinder, manchmal richtig kleine, die mit dem - meist positiven - Bild amerikanischer Ureinwohner zu tun bekommen. Da ist der Begriff einfach zu sperrig (egal, ob Englisch oder Deutsch).


    Für mich gibt es also leider noch kein passendes neues Wort, das ist der Hauptunterschied.

    Wobei in meinem Umfeld viele ins Schwimmen geraten, wenn sie ein korrektes, akzeptables Wort für dunkelhäutige Menschen/PoC finden wollen. Da herrscht ganz viel Unsicherheit, und genau da greifen dann Leute immer gern daneben, weil ihr Gehirn die eine Umdrehung zu viel macht und beim Falschen landet.
    Was hilft, ist freundliches Korrigieren, ohne zu beschämen. Scham führt zu Trotz und zu blöden Sprüchen.


    Das ist ja das Nette bei den Schokoküssen. Da gibt es einfach ein anderes Wort, die heißen halt jetzt so. Braucht man eigentlich gar nicht zu diskutieren. Steht auch auf der Verpackung, wie die heißen.


    Gruß,

    F

    Mal geht es dir schlecht. Dann geht's dir wieder gut. Ich jedenfalls trag jetzt immer einen Hut.

  • Schäferhund hat auch auf "H*** H*****!" die Pfote gehoben.

    Oh Gott, ich gebe zu ich musste lachen als ich das gelesen habe.

    Ansonsten hoffe ich ja auch immer, dass gewisse Dinge aussterben, aber bin dann doch desillusioniert. Ich bin z.B. Ende der 80er geboren und hab da ganz andere Erfahrungen gemacht als du mit dem N-Wort.


    Leslie Winkle hat deine Kollegin denn wirklich verstanden, was es mit dem Wort auf sich hat? Oder hat sie vielleicht einfach nur abgespeichert "darf ich nicht mehr sagen"?

  • Ich bin selbst teilweise Sintezza und finde das Z-Wort aufgrund der ganzen NS-Hintergrundgeschichte ziemlich unsäglich. Gerade, weil es einem auf Speisekarten in Verbindung mit Schnitzeln immer und immer wieder entgegenspringt und ich den Eindruck habe, die meisten Menschen finden es auch völlig ok.


    Dass es allerdings innerhalb der Gruppierungen keine klare Positionierung zum Z-Wort gibt, finde ich verständlich. Irgendwie fehlt da auch ein übergreifender Begriff (es gibt ja nicht nur Sinti und Roma) bzw. ist ja auch immer mal wieder die Streitfrage, inwiefern es diesen bräuchte.


    Und zum N-Wort gehe ich mit Ohnezahn konform: Ich bin auch in den 80ern geboren und sowohl in meiner Familie als auch in meinem Umfeld war das ein Wort, was definitiv nicht ok war.

    Ich erinnere mich nur, dass meine Oma immer mal wieder lachend erzählt hatte, dass sie aufgrund ihres sehr lockigen-krausen Haares früher immer als N*-mädchen bezeichnet wurde, aber auch das wurde meiner Erinnerung nach immer wieder in den Kontext gesetzt, dass man das jetzt nicht mehr sagt.

  • Und die sind geschlossen gegen jedes andere Wort als Indianer

    Das entspricht nicht meinen Erfahrung ;)


    Das beste Vorgehen ist immer das persönliche Gespräch, denn die Meinungen gehen da sehr sehr weit auseinander. Die die ich kenne werden am liebsten mit der stammesbezeichnubg benannt


    Das deutsche Wort indianer finde ich auch nicht mit American Indian zu vergleichen, da die Konnotationen da deutlich anders gelagert sind.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Ich komme mal darauf zurück.
    Ich glaube, ich habe das N-Wort noch nie in meinem Leben gesagt. Ich bin 80 geboren, und in meiner Bubble war das damals schon ein absolutes NoGo. Daher bin ich immer etwas erstaunt, wenn Leute, die mein Alter haben, meinen, das wäre doch ein neutrales Wort und nicht abwertend gemeint.
    Der einzige, der es sagte, war immer mein Vater, der es aber nur nutzte, um rassistische Menschen oder Verhaltensweisen bösartig zu parodieren. Komische Art von Humor eben, unser Schäferhund hat auch auf "H*** H*****!" die Pfote gehoben. Finde ich heute so auch nicht mehr okay und längst nicht so witzig wie er, aber ... old white men. Ist eine Art von Humor, die aussterben wird.

    Vielleicht liegt es daran, dass ich auf der anderen Seite der Mauer groß geworden bin, aber für mich war das die ganz normale, neutrale Bezeichnung.

    Aber auch in der West-Fachliteratur taucht der Begriff noch Mitte der 80er in neutraler Verwendung auf.

  • mir geht es wie @taloa, Angie, Froschmama - bei Menschen habe ich mich komplett umgewöhnt, das ging problemlos.

    Bei schaumküssen ist der "n...kuss" einfach ein Name für diese Dinger, den ich innerlich nie wirklich mit dem "bösen wort" gekoppelt habe. Da fällt das umlernen leider immer noch schwer und ich habe vor dem aussprechen immer mal wieder eine gedenksekunde, um den richtigen Begriff zu sagen.

    Also Leslie Winkle die harte Haltung deiner Tochter dazu würde ich jetzt mal als Ignoranz der Jugend werten.


    Was hilft, ist freundliches Korrigieren, ohne zu beschämen. Scham führt zu Trotz und zu blöden Sprüchen.

    Dem stimme ich prinzipiell zu, aber gerade in diesem fall - was ist denn

    ein korrektes, akzeptables Wort für dunkelhäutige Menschen/PoC

    ?

    Da haben wir hier auch schon diskutiert und kamen irgendwie immer dabei raus, dass es da keine einheitliche Meinung gibt. Was für den einen angemessen war der anderen ein no-go und umgekehrt. Es gab keine Schnittmenge.

  • Könntest Du das etwas erklären für mich? Inwiefern ist die Konntation anders und was bedeutet das - in Deinen Augen - für den Sprachgebrauch?


    Ich habe das Wort Indianer mal in einem Text verwendet, in dem ein neunjähriger deutscher Junge der Sprecher ist, und wurde dafür kritisiert. Mein Problem: Weder war zu erwarten, dass im Umfeld dieses Jungen (ländlicher Raum, Anfang der 2000er Jahre, Region Karl-Mey-Festspiele u.ä.) kritisch mit dem Wort umgegangen wurde, noch kannte ich auch nur ein einziges Kind in dem Alter, das dieses Wort nicht benutzte - wie realistisch wäre es also, dass er "amerikanische Ureinwohner" sagt?

    Inzwischen habe ich mich damit auseinandergesetzt und nutze im Zweifelsfall ebenfalls eine konkrete Stammesbezeichnung. Aber ich fände es besser, wenn es einen leichten, konsensfähigen Begriff gäbe, der keine Unterdrückungsgeschichte miterzählt.


    Danke, Kit, für Deine Sicht. Es ist gut zu hören, dass die Änderungen tatsächlich für "echte Menschen" da sind. Das ist bestärkend, da weiter aufmerksam zu sein.


    Gruß,

    F

    Mal geht es dir schlecht. Dann geht's dir wieder gut. Ich jedenfalls trag jetzt immer einen Hut.

  • Zum Indianerthema: Ich hab mal ein Interview gelesen, mit einem (nuja was… der Stamm ist mir entfallen). Dieser berät z.B. die Karl-May-Festspiele und er meinte 1.) gäbe es keinen Konsens unter den First Nations und 2.) im Zusammenhang mit Karl May fände er Indianer das richtige Wort. Denn da ginge es ja eben genau nicht um echte American Natives, sondern um Fantasiegestalten und die können dann auch ohne Probleme Indianer heißen.


    Wie gesagt, sehr vielschichtig und nicht einfach.

  • Die die ich kenne werden am liebsten mit der stammesbezeichnubg benannt

    So kenne ich es auch, und habe auch schon das



    2.) im Zusammenhang mit Karl May fände er Indianer das richtige Wort. Denn da ginge es ja eben genau nicht um echte American Natives, sondern um Fantasiegestalten und die können dann auch ohne Probleme Indianer heißen.

    gehört.


    Ich bin für das persönliche Gespräch, wo immer möglich. Bei Literatur stelle ich es mir schwierig vor, ich sehe auch 9jährige eher "Indianer" sagen, aber ideal wäre vielleicht etwas anderes.

  • Könntest Du das etwas erklären für mich? Inwiefern ist die Konntation anders und was bedeutet das - in Deinen Augen - für den Sprachgebrauch?

    Weil man unter Indianer iA das versteht, was Karl May beschrieb. American Indian hat diese Konnotation im Englischen nicht.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Zum Indianerthema: Ich hab mal ein Interview gelesen, mit einem (nuja was… der Stamm ist mir entfallen). Dieser berät z.B. die Karl-May-Festspiele und er meinte 1.) gäbe es keinen Konsens unter den First Nations und 2.) im Zusammenhang mit Karl May fände er Indianer das richtige Wort. Denn da ginge es ja eben genau nicht um echte American Natives, sondern um Fantasiegestalten und die können dann auch ohne Probleme Indianer heißen.

    OT: Ich habe in meinem Leben nicht ein einziges Karl May Buch gelesen, nur einen Winnetou-Film mal gesehen. Für mich ist die Reihe "Die Söhne der großen Bärin" von Liselotte Welskopf-Heinrich das, was ich persönlich mit deutschsprachiger Indianerliteratur assoziiere und was glaube ich auch heute noch lesenswert ist. Ich habe vor einigen Jahren mal etwas biographisches über sie gelesen - die Frau hat ein unglaublich beeindruckendes Leben geführt. Sie war als DDR-Bürgerin mehrfach in den USA und hatte dort guten Kontakt mit Indianern/nordamerikanischen Ureinwohnern und viele ihrer Motive basieren auf Erzählungen dieser. Die Bücher wurden in Ost- und Westdeutschland publiziert und gelesen - auch das dürfte eher ungewöhnlich sein, gerade auch bei Kinderbüchern. Es gibt eine 2. Reihe, die zu ihrer Lebenszeit spielt und ebenfalls sehr authentisch und beeinduckend ist - die ist aber eher nichts für Kinder.

  • Ich habe einen Wäscheklammer-Vogel gebastelt, vorne zwei Wackelaugen, hinten eine riesen knallbunte Feder. (Schnabel war noch nicht fertig.)

    Ich zeig es Erbse und sie fragte "is das ein Indianer oder ein normaler Mensch?"


    Wie reagiert man da richtig? Ihr Kindergarten ist sehr "klassisch" und weniger reflektiert, und das nervt mich in anderen Sachen, und ich würde so gerne mit der Erbse in Ruhe drüber sprechen, gibt es da Bücher? (nicht Yakari oder Was ist Was von 1990)

    Oder eine Doku für Vorschulkids?

    Irgend etwas, was ich auch im KiGa zeigen/erklären kann ohne jetzt ein riesen Fass auszumachen?