Entwicklungsdefizit aufgrund prompter Bedürfnisbefriedigung?

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  • Hallo!

    Einleitend ersteinmal etwas, das ich vor Ewigkeiten (20 Jahre?) mal im Fach Erziehungslehre gelernt habe: irgendeine Studie besagte, daß wenn man Babys von Anfang an immer erst ein Weilchhen schreien läßt (ich glaube, es ging da um 10 min), dann entwickeln die schneller differenziertes Schreien. Können also eher ausdrücken, was das Problem ist. Und sind dann auch später allgemein sprachbegabter.

    Damals hatte ich beschlossen, es so zu machen, wenn ich mal Kinder haben sollte. Nun kommt ja bekanntlich immer alles anders, und ich hab mich inzwischen überzeugen lassen, daß es für die Psyche besser ist, Baby's Bedürfnis sofort zu befriedigen. So mache ich das denn auch. Entgegen jeglicher Ratschläge der Menschen um mich herum. Das macht es sehr schwierig. Ich hab auch ein schwieriges Baby (10 Wochen alt jetzt), sie weint viel, ich muß sie praktisch ständig rumtragen. Außerdem hab ich den Eindruck permanent zu stillen. Die Leute um mich herum fühlen sich da natürlich inzwischen bestätigt, mein Kind sei schon jetzt verwöhnt. Ich erwiedere tapfer, man könne ein Baby nicht verwöhnen, ihr werdet schon sehen!

    Nun hab ich mir gestern aus Interesse mal zweidrei Youtube Filmchen von 10-Wochen-alten Babys runtergeladen. Und ich muß gestehen, diese Babys waren tatsächlich weiter. Meine Tochter greift noch nicht nach Dingen, wirkt überhaupt eher desinteressiert. Zögerlich "gesprochen" hab ich bisher 2mal mit ihr. Diese youtube-Babys dagegen blabbern so vor sich hin mit einem riesen "Wortschatz".

    Hindere ich meine Tochter am Lernen? Sollte ich sie doch irgendwo hinlegen, mit Bespaßungs-Dingsbums, und abwarten bis sie aufhört zu weinen? Und nehme ich ihr tatsächlich die Möglichkeit ihr Schreien zu differenzieren, wenn ich bei "jedem Mucks springe"?

  • schau dir noch mal drei, sieben, elf, vierundneunzig andere Babies im gleichen Alter an. Einige werden weiter sein als deins. Andere werden nicht so weit sein wie deins, wieder andere genauso weit. Oder einfach in verschiedenen Belangen verschieden drauf, und solche Videos sind immer Momentaufnahmen, ob sie repräsentativ sind dafür, was so ein Baby macht, und was das für seine weitere Entwicklung bedeutet, finde ich recht schwer festzulegen.

    Die Idee, dass Kinder sprachbegabter seien als andere Kinder, NUR WEIL sie als Babies bereits differenzierter kommuniziert haben bzw. kommunizieren konnten, oder mussten, je nachdem wie du das betrachten willst, leuchtet mir nicht ein.
    Mein Kind ist sprachbegabt, weil es diese Begabung genetisch mitbekommen hat, und weil sie in einer Umgebung aufwächst, in der Sprache und Sprachfreude eine große Rolle spielen. Ihr Bedürfnis nach Kommunikation mit uns wurde und wird so gut wie möglich erfüllt.

    Den Menschen in deiner Umgebung, die deinen bedürfnisorientierten Umgang mit deinem Kind kritisieren, kannst du schöne Grüße von mir ausrichten, sie möchten dich doch bitte entweder praktisch unterstützen, oder nicht deine Zeit in Anspruch nehmen mit ihren Vorhaltungen. #n8

  • Versteh ich nicht so ganz die Argumentation:
    Wenn dein Baby immer bei dir ist, bekommt es doch viel mehr an Sprache und Kommunikation mit, als wenn es irgendwo rumliegt!

    Und auf Videos, die man auf YouTube reinstellt wird man bestimmt immer eher zeigen, was das Kind alles tolles kann und weniger, wenn es einfach schreit oder mit sich im Reinen in der Welt rumguckt...

    (Fürs Protokoll: mein Körperkontaktjunkie-Kind war sprachlich um Welten weiter als mein Zweites, was naturgemäß öfter auch mal paar Minuten meckern musste, bis ich reagieren konnte)

    "Konzentrier dich auf die kleinen Dinge und mache die gut!"

  • Ich stelle es mir auch eher so vor: Babyweinen ist ja Kommunikation. Und wenn die Eltern darauf prinzipiell spät reagieren (nicht ab und zu weil bspw ein Geschwisterkind versorgt werden muss), ist die Gefahr viel größer dass das Baby das Interesse an der Kommunikation verliert. Weil es eben nichts bewirkt.

  • Hallo Papagei!
    Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass mein sehr intensives erstes Kind, dass die ersten 12 Wochen dauerstillend an meinem Busen hing oder sonst irgendwo an mir klebte, mit bereits 10 Monaten zu sprechen angefangen hat. Sie war in der Sprachentwicklung allen anderen Babies die ich in dem Alter kannte um Weiten voraus. Und sie war ganz sicher total "verwöhnt".

  • Man weiß doch inzwischen auch von Gehörlosen, dass Kommunikation an sich, egal über welchen Kanal, elementar für den Spracherwerb ist.
    Je differenzierter die Gebärdensprache als Kind gelernt wurde, umso besser wird die Schriftsprache gelernt.

    Das wird bei hörenden Kindern nicht anders sein. Die müssen ja auch zunächst das Prinzip "Kommunikation" lernen, also "ich tu was, und mein Gegenüber reagiert" und dann "wenn ich unterschiedliche Dinge tue/sage, wird mein Gegenüber auch anders reagieren".

    Wenn Du Dein Kind auf dem Arm hast, und es sich interessiert guckend in eine Richtung lehnt, wirst Du Dich da hin wenden, und dem Kind das Ding zeigen. Und diesen Vorgang kommentieren.
    Was lernt bitte ein Kind, was schreiend unter einem Spielebogen liegt?!

  • Alles, was ich bisher gelernt habe, besagt eher: Promt und feinfühlige Reaktion auf die Bedürfnisse des Babys trägt zu einer sicheren Bindung bei und die ist für soziales Lernen förderlich (so grob gesagt).
    Es wird immer Unterschiede in der Entwicklung geben, das ist aber nicht "besser oder schlechter", solange es im Rahmen ist und kein echtes Entwicklungsdefizit darstellt. Wenn ein Kind früher läuft als das andere, liegt dies auch nicht unbedingt daran, dass es weniger herumgetragen wurde, z.B.

    "Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß. Mit dem Wissen wächst der Zweifel." (Goethe)

  • Davon habe ich noch nie gehört. Und 10 Minuten sind sehr lange!
    Für mich klingt das wie eine Neuauflage der Weisheit "Schreien kräftigt die Lungen"
    Wenn eines meiner Kinder als Baby - ungewollt - mal länger warten und schreien musste, ergab sich daraus auch keine differenziertere Kommunikation, sondern ein völlig aufgelöstes, verzweifeltes Häuflein Elend, das bestimmt nix positives daraus gelernt hatte.

    Bei meinem ersten Kind hatte ich eigentlich selbst recht merkwürdige Vorstellungen von Kindern und große Angst, sie zu verwöhnen und "verziehen", wenn ich immer sofort bei jedem Mucks springe. Sehr geholfen hat mir die Aussage einer Hebamme im Geburtsvorbereitungskurs, die schlicht sagte: "Kinder im ersten Lebensjahr kann man gar nicht zu sehr verwöhnen". Egal ob das stimmt, es hat mir geholfen, meine Gefühle ernst zu nehmen und immer prompt auf die Bedürfnisse meines Kindes einzugehen. Weiterhin hat mir dann auch das Buch "In Liebe wachsen" von Gonzales geholfen, von meinen merkwürdigen Vorstellungen und diesbezüglichen Ängsten runterzukommen.

    Tatsächlich öfter mal länger warten und weinen mussten dann meine Zwillinge, nicht aus Absicht, sondern weil man mit Zwillingen eben einfach überfordert ist.
    Und die waren nicht etwa schneller in der Sprachentwicklung, sondern sprachen noch mit drei Jahren keine zehn Worte.
    Soweit ich weiß, ist das bei Zwillingen häufig so, dass sie in der Sprachentwicklung hinterherhinken. Nach meiner Kenntnis ist nicht genau geklärt, woran das liegt; eine These ist aber, dass es daran liegt, dass Zwillinge eben weniger prompte Aufmerksamkeit bekommen als andere Kinder.

    Lass Dich nicht von anderen Leuten verunsichern!

    LG Nele

  • Also mein total verwöhntes, schwieriges Baby ist jetzt gerade zwei geworden, spricht alles, beherrscht Steigerungen, Konjugationen, Scherze und zählt bis 4. es hat sich übrigens von gut drei Monaten erst selbst abgestillt und war davor ein regelrechter "Dauerlutscher"

  • 8o Du läßt Dich von etwas beeindrucken, dass Du vor 20! Jahren gelernt hast?

    Statt irgendwelche youtube Videos von ehrgeizigen Eltern anzugucken würde ich mich ein bißchen mit der heutigen Lehre beschäftigen.

    Empfehlen kann ich Dir in dieser Lage auch Emmi Pickler.....

    Grüße von Claraluna

    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Hallo,

    Babys haben keine Objektpermanenz, d.h. wenn man sie schreien lässt, fühlen sie sich sofort in Todesgefahr. Denn in ihrem "biologischen Bauplan ist es aus Urzeiten festgeschrieben: Allein sein heißt verlassen sein, heißt Todesgefahr.
    UND sie haben kein Zeitgefühl, d.h. 10 Minunten fühlen sich für sie nicht anders an als "für immer". Das möchte ich keinem Kind unötig zumuten (es gibt so schon oft genug Momente, wo es ganz real nicht geht)

    Gleichzeitig weiß man inzwischen aus der Hirnforschung, daß Ängste, negative Stimmungen, Verzweiflung... stark vereinfacht ausgedrückt die Lernbahnen BLOCKIEREN. D.h. ein Kind daß häufig schreien muss wird WENIGER lernen können als eins, dessen Bedürfnisse erfüllt werden.
    (Ich könnte jetzt noch weiter ausholen, natürlich gibt es auch Lernen unter Stress - nur werden die Lerninhalte dann eben auch mit den entsprechenden negativen Emotionen verknüpft)

    Und welchen Vorteil sollte "differnziertes Weinen" haben? Weil es der Mutter leichter macht, zu merken, was das Kind braucht? Das bekommt man doch in der Regel auch so mit - oder manchmal hilft eben leider gar nichts nur "zusammen aushalten".

    Ich hatte 4 Spätsprecher, die mit 2 noch fast kein Wort sprachen, während andere da schon ganze Sätze formulierten. Das wurde auch gerne auf das nicht schreien lassen geschoben. Und bei den Jüngeren, mit denen ich Babyzeichen gemacht wurde, auch darauf.
    Tja, und was war? Mit 3 wurde ihnen dann eine überdurchschnittliche Sprachentwicklung bescheinigt und im Kiga wurde ich immer wieder auf ihren großen Wortschatz angesprochen. So kanns gehen.

    Angenommen es wäre aber tatsächlich so (was nicht ist) - was wäre für die kindliche Entwicklung wichtiger: Eine sichere emotionale Bindung an seine Vertrauenspersonen, das Wissen sicher und geborgen zu sein, sich in dieser Welt wohl und gut aufgehoben zu fühlen, keine unnötigen Ängste haben zu müssen zu wissen, daß es auch nonverbal verstanden wird ... oder die Frage ob es 3 Wochen eher oder später sagt: "Ich möchte bitte ein Butterbrot"?

    eine ganz andere Sache: Wer wird sein Filmchen bei Youtube hochladen? Der, der in einem Bereich ein fixes Baby hat und stolz drauf ist - oder jemand dessen Kind in einem Bereich etwas länger braucht?

    Entwicklungen verlaufen soooo unterschiedlich. Wenn dir etwas Sorgen macht, lass es abklären. WENN etwas ist, könnt ihr ihr in ihrer Entwicklung vielleicht hier und da gezielt helfen(lassen). Aber ganz sicher nicht durch schreien lassen - welchen Einfluss sollte das auf die motorische Entwicklung haben? Wäre eine Therapie so einfach und billig zu haben, warum ist sie dann nicht weltweit bekannt?
    Ich kenne z.B. einen Jungen, der konnte erst gezielt greifen, als eine Blockade in der Halswirbelsäule gelöst wurde.
    Aber mit großer Wahrscheinlichkeit wird heraus kommen, daß alles völlig in Ordnung ist und das Grad eben nicht schneller wächst, wenn man daran zieht.

  • Meine Tochter war auch so. Und ich habe mich nicht um das geschert, was andere davon halten könnten, dass sie viel stillt, bei mir schläft, getragen wird, nicht schreien gelassen wird. Obwohl ich diese Sprüche auch gehört habe, mit den absurdesten Begründungen.

    Meine Tochter ist ganz normal entwickelt.

    Wenn Du den Eindruck hast, Dein Kind sei ein wenig zurück, und wenn es viel schreit, dann lass doch mal prüfen, ob evtl. eine Blockade an der HWS vorliegt.

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.

    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!

    Whatever you want, it isn't me.

    Other people's ambitions are not my specialty.

    Sometimes I can see from here clear to the ocean.

    Sometimes I'm blind.

    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.

  • Also unser drei-jähriger, der als baby quasi auf mir gelebt hat sagt dazu: "also ich würde das baby tragen. Wenn ein Baby weint, muss man es trösten!"
    Er ist übrigens für sein Alter sehr weit in der Sprache. Und wurde von uns als Baby natürlich total verwöhnt und verzogen ;)
    Die kleine übrigens auch. Die spricht jetzt noch nicht SO viele verständliche Worte, benutzt dafür einige babyzeichen und kann sich sehr wohl differenziert ausdrücken. (Da wir ab Anfang windelfrei gemacht haben, haben wir auch von Anfang an deutlich merken dürfen, dass sie das differenzierte schreien nicht erst lernen müssen... Wir müssen nur lernen zuzuhören!)

    #herz Bärchen (07/12) #herz Äffchen (07/14) #bherz Sternchen (07/16)#herzBauchbaby (08-09/2018)
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    • Offizieller Beitrag

    Meine große Tochter, deren Bedürfnisse ich sehr schnell befriedigt habe (die jüngere musste einfach ab und zu mal warten, weil ich mich auch mal um die große kümmern musste), hat spät angefangen zu sprechen und sprach auch lange undeutlich. Als sie mit ca. 3 in den Kiga kam, hatten die Erzieherinnen Schwierigkeiten, sie zu verstehen.
    Sie hatte dann ein paar Sitzungen Logopädie (6 -8mal). Danach war es besser.

    Jetzt ist sie fast 14 und sprachlich sehr fit, hat keine Schwierigkeiten mit Fremdsprachen und ist auch sonst nicht auf den Kopf gefallen.

  • Ich sehe es wie meine "Vorschreiberinnen". Das einzige, was mir tatsächlich auffällt, ist, dass mein zweites Baby mal die "Gelegenheit" hat, sich in den Schlaf zu knötern/schreien. Nie lang, nie richtig verzweifelt (hoffe ich), aber das geht eben manchmal einfach nicht anders, habe ich aber beim ersten Kind noch absolut nicht ausgehalten. Unsere erste Tochter ist auch eher sprachbegabt.
    Die zweite ist jetzt elf Wochen alt und ich kenne aus dem Krabbelkurs mehrere in dem Alter - brabbeln tun mehrere, aber gezielt greifen kein einziges #confused Sind dann wohl echte Schnellstarter bei youtube in dieser Hinsicht.

  • Das Kind ist 10!!! Wochen alt. Ein absoluter Winzling, gerade erst auf der Welt angekommen und Du machst Dir schon Sorgen um Entwicklungsdefizite 8I .
    Das Wichtigste für Dein Kind ist, dass es sich auf Dich verlassen kann, dass Du da bist, wenn es Dich braucht, möglichst umgehend.
    Dann wird es sich so entwickeln, wie es seinen Möglichkeiten entspricht.

    Hör nicht auf dieses "Verwöhn"gerede. Man kann ein Baby nicht verwöhnen!
    Achte auf die Signale des Babys. Versuche mit ihm auf Augenhöhe zu gehen, ihm spielerisch zu ermöglichen, die Welt zu entdecken, die Bauchlage zu "trainieren", greifen zu üben, wenn es aufmerksam und wach ist. Gib ihm allen Körperkontakt, den es fordert, wenn es müde ist oder einfach kuscheln oder stillen will. Und lass es allein spielen, solange es fröhlich dabei ist (kann sein, dass das noch eine Weile gar nicht geht - auch nicht schlimm).

    Stillen, Kuscheln, Verwöhnen sind KEINE Gründe für Entwicklungsunterschiede! Diese sind einfach natürlicherweise vorhanden.

  • Mein Kleiner war als Baby seeeeehr bedürfnisstark. Und Herr D. und ich haben alle Bedürfnisse erfüllt, so gut wir konnten.
    Auch gegen viel Gegenwind.
    Inzwischen ist der Kleine 2, hat grade einen riesigen Sprachsprung gemacht, ist motorisch richtig fit (wenn auch nicht so fit wie Kinder mit älteren Geschwistern :D) und vor Allem unterschiedet er sich in einem ganz stark von vielen Altersgenossen: Der Grad an Verständnis, den er aufbringen kann, und die Bereitschaft auch Dinge zu tun, die er grade nicht tun mag.
    Er versteht wirklich unglaublich viel, und er glaubt es mir, wenn ich sage, dass jetzt etwas nötig ist. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen - da bin ich mir sicher - dass ich nach wie vor versuche seine Bedürfnisse so gut es geht zu erfüllen.
    Er ist auch in der Lage zu warten, wenn ich noch etwas zu Ende bringen muss, und wenn wir irgendwo unterwegs sind ist er unglaublich aufmerksam und an mir orientiert.
    Natürlich hat er auch viele andere Tage und Momente, aber bei den Gelegenheiten wo es drauf ankommt, da folgt er meinen Vorgaben mit einer Selbstverständlichkeit, die mir manchmal fast unheimlich ist. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit eigentlich, mit der ich auch immer seine wichtigsten Bedürfnisse erfüllt habe und erfülle.

    Ich bin mir sicher: es hilft Kindern, wenn man das tut! Auch wenn die Vorteile in der Entwicklung bei anderen Kindern sicher anders aussehen als bei meinem.
    Aber dazu muss man sich auch mal vor Augen führen, was heißt das eigentlich?
    Es geht ja nicht darum, dass das Kind möglichst schnell sprechen, laufen oder sonstwas lernt.
    Sondern es geht um SelbstWERTgefühl und SelbstSICHERHEIT. Du kannst deinem Kind kein größeres Geschenk machen, als ihm zu vermitteln, dass es mit seinen Bedürfnissen und Macken genau richtig ist, so wie es ist, und die Sicherheit, dass du immer für es da bist.
    Wenn ein Kind sich in genau dem Tempo entwickeln kann, das es braucht und möchte - DAS ist eine gute Entwicklung.

    Übrigens hat mein Sohn schon sehr früh mit uns kommuniziert, ohne zu sprechen. Und ich meine jetzt auch nicht Babyzeichen.
    Worte werden manchmal ziemlich überbewertet. ;)

  • Meines Wissens ist der aktuelle Forschungsstand der, dass eine differenzierte Antwort auf das Weinen wichtig ist. Also nicht immer Weinen = Brust (oder was auch immer), sondern erstmal Kontakt aufnehmen, schauen, verbalisieren (also Worte finden für das, was das Baby haben könnte) und dann machen.

    Hindere ich meine Tochter am Lernen? Sollte ich sie doch irgendwo hinlegen, mit Bespaßungs-Dingsbums, und abwarten bis sie aufhört zu weinen? Und nehme ich ihr tatsächlich die Möglichkeit ihr Schreien zu differenzieren, wenn ich bei "jedem Mucks springe"?

    Die Sache ist die, dass Du es nicht schaffen wirst, bei jedem Mucks zu springen. Ich kenne auch Forschungen, die besagen, dass ein gewisses Maß an Frustration entwicklungsförderlich ist. Daher macht es nichts, dass es gelegentlich vorkommt, dass Papa auf Klo sitzt, wenn sein Baby weint, und es 3 Minuten dauert, bis er kommt. Der Alltag sorgt schon dafür, dass Du nicht immer prompt kommst - aber wahrscheinlich meistens. Und das ist völlig okay so. Wenn Du, wenn sie 4 Jahre alt ist, immer noch immer prompt springst, wird es wohl für Dich und das Kind ungesund. Aber im Babyalter musst Du Dir keine Sorgen machen.

    Nicht zuletzt sind Babys schon im Bauch verschieden. Wenn das eigene sehr anders ist, ist das immer schwer, weil man dazu neigt, es zu bewerten. Ich kenne das, mein Kind war auch sehr langsam in fast allem und ist es tentendiell auch immer noch. Hab ein Auge drauf, frag ggf. bei den Us nach, ob Förderbedarf besteht, aber sei auch bereit, es als Spezialität Deines Kindes anzuerkennen. Bei meiner Tochter gab es einige Diagnosen, einiges Hilfreiches und manches Blödes an Förderung, das ich im Nachhinein lieber weg gelassen hätte. Aber es hat sich in fast 8 Jahren herauskristallisiert, dass sie einfach lieber langsam macht.

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    Autor:innenforum, Textarbeit: http://www.federteufel.de

    Einmal editiert, zuletzt von tulan (2. September 2015 um 11:30)

    • Offizieller Beitrag

    Gegenbeispiel gefällig? Mein erstes Kind, das 24/7 bei mir oder meinem Mann sein musste, das klebte wie Pech und nie auch nur 30 Sekunden alleine sein konnte oder gar irgendwo rumliegen konnte hat mit 10 Monaten 2 - Wortsätze gebärdet, mit 13 Monaten 2 Wortsätze gesprochen, mit 15 Monaten 3 Wortsätze und hat mit 18 Monaten bereits bei der Eingewöhnung mit der Erziehering herumargumentiert.
    Das hat er aber nicht gemacht, weil er dauernd bei mir war oder trotz dessen. Sondern einfach, weil sein Hirn genau zu diesem Zeitpunkt soweit war.

    Mein zweites Kind hatte nicht diese überdimensionalen Bedürfnisse nach Nähe und brauchte nicht sofortige Aktion, wenn etwas war. Er hat oft länger mal herumgelegen oder alleine die Wohnung erkundet. Und weißt du was: nahezu gleiche Sprachentwicklung.

    Die Kinder lernen alles, was sie lernen müssen zu dem Zeitpunkt, zu dem sie soweit sind. Ich bin davon überzeugt, dass eine sichere Bindung und ein möglichst stressfreies dasein (Weinen ist Stress pur) dazu beiträgt, dass sich der Körper, v.a. das Gehirn gut entwickeln. Es gibt dazu auch entsprechende Studien. Aber ob das dann konkret mit 10 Monaten sprechen wird oder erst mit 2 Jahren ist individuell total verschieden.

    Gilt auch fürs Laufen, Essen, etc.

  • Hallo Papagei,

    mir geht eine Frage nicht mehr aus dem Kopf - auch wenn sie vielleicht doof ist:

    Wer sind denn "die Menschen um dich rum"?
    Irgendwie hab ich immer so halb im Hinterkopf (auch durch verschiedene Bücher und so), dass dieses Nicht Verwöhnen dürfen, schreien lassen usw eine Erfindung unserer westlicher Kultur war. Daher würde mich der kulturelle Hintergrund der Ratschlaggeber irgendwie interessieren.

    "Konzentrier dich auf die kleinen Dinge und mache die gut!"